PINA BAUSCH UND DAS TANZTHEATER WUPPERTAL

Versuch einer  Bestandsaufnahme von Klaus Dilger

Bettina Wagner-Bergelt und Roger Christmann sollen das Ensemble in den kommenden Jahren in die Zukunft führen. (wie berichteten am 14.November darüber: „…Eine gute Wahl für den jetzigen Zeitpunkt und die augenblicklichen Umstände, dies vorweg, denn beide sind einerseits kompetent und integer und andererseits erscheinen sie modest und sensibel genug, um den Tänzerinnen und Tänzern des Ensembles den Raum zu geben, den sie nun dringend benötigen, um durch zu atmen und sich erneut darauf besinnen zu können, wer sie sind, woher sie kommen und wohin sie wollen…“)

Wir wünschen ihnen und dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch viel Glück und dass es ihnen gelingen möge, gemeinsam möglichst rasch und nachhaltig die Spaltungen zu überwinden, die in der letzten Spielzeit in der Intendanz von Adolphe Binder entstanden sind.

Sie werden sich zunächst daran machen müssen, die unmittelbare Zukunft zu gestalten Denn es gab zum Zeitpunkt ihrer Übernahme weder einen fertigen, umsetzbaren Spielplan von Frau Binder, wie diese immer wieder behauptet hatte, noch Pläne für die erwarteten Neuinszenierungen.

Diese Expertise zweier international hocherfahrener Fachleute dürfte auch Binders Glaubwürdigkeit und Aussichten in einem Arbeitsgerichtsprozess massiv erschüttern.

Dazu sollte es im Interesse aller Beteiligten nicht kommen:

Auch wenn sich die Chancen der Stadt, diesen Prozess zu gewinnen, deutlich verbessert haben dürften, es wäre für alle Beteiligten am Besten, wenn sich die Parteien möglichst zeitnah doch noch zusammen setzen und versuchen, den Konflikt aussergerichtlich beizulegen und zu einem raschen Ende zu bringen. Dies würde es allen Künstlern und nichtkünstlerischen Mitarbeitern ersparen, vor Gericht aussagen zu müssen, was vermutlich die Spaltung des Ensembles massiv vorantreiben würde. Noch liesse sich eine Darstellung finden, die es Frau Binder erlaubt, möglicher Weise wieder eine Position als Intendantin zu finden. Und, vielleicht noch am wichtigsten: Nur so wird sich weiterer Schaden, der sich siechend intern abzeichnet, vom Tanztheater Wuppertal wird abwenden lassen.

Ausstellungseröffnung cafe-Müller-40Jahre ©Pina Bausch Foundation

Ausstellungseröffnung cafe-Müller-40Jahre ©Pina Bausch Foundation

BESTANDSAUFNAHME: NACH DER FRISTLOSEN KÜNDIGUNG…

Kampfansage

… die neue Spielzeit beim Tanztheater Wuppertal Pina Bausch hatte gerade begonnen, da standen am 31.August die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie in Berlin bereits wieder auf der Bühne. Zur Aufführung gelangte die letzte Premiere der vergangenen Spielzeit: „Neues Stück II“ von Alan Lucien Øyen, als dreimaliges Gastspiel beim Berliner Festival „Tanz im August“. (Wir berichteten darüber)

Adolphe Binder, die am 13.Juli fristlos als Intendantin des Tanztheaters entlassen wurde und die für die Produktion von „Neues Stück II“ noch als künstlerische Leiterin verantwortlich zeichnen durfte, saß im Publikum in Berlin, ebenso wie danach im Wuppertaler Opernhaus bei der Premiere der Wiederaufnahme von „Vollmond“ und ebenso bei „Café Müller | Das Frühlingsopfer“. – Eine Kampfansage zweifellos, von jemandem der schnellstmöglich wieder Intendantin sein will, was von den Berliner Medien auch so interpretiert wurde („Triumph der gestürzten Intendantin.“ – „Fremd im eigenen Land…die Spannung im Saal war greifbar…“)

Für Manche, nicht nur für die, die selbst schon auf einer Bühne gestanden haben, mag dieses Verhalten, in einem solch sensiblen Bereich, ziemlich befremdlich gewesen sein. Es spricht für die Güte des Ensembles, dass es sich hierdurch, zumindest nach Aussen hin, nicht hat aus der Fassung bringen lassen.

Kurz vor Premiere der „Vollmond“-Wiederaufnahme, stellte der vorsitzende Richter In der Güteverhandlung am 4.September fest, dass er Frau Binders Ansinnen,  sich als künstlerische Leiterin und Intendantin wieder in die Compagnie zurück zu klagen, eher als „kritisch“ betrachte und empfahl eine sogenannte güterichterliche Mediation, um auf diesem Wege vielleicht doch noch zu einer gütlichen Einigung oder auch Trennung zu gelangen.

Dass hierbei jede Partei mit dem absoluten Vorsatz in die Verhandlungen gehen wird, ihre Position zu behaupten, sollten ehrlicher Weise beide Parteien zugeben dürfen. Was dann in einem nichtöffentlichen Gespräch an Vorwürfen, Gründen, Empfindungen, Abwägungen ehrlich ausgetauscht werden kann, vermag unter Umständen die Sichtweisen und diese Positionen zu verändern.

Bis zum 18.September, hatten die Parteien Zeit, sich für die Mediation zu entscheiden, um sich unter der Leitung eines speziell ausgebildeten Richters nichtöffentlich auszutauschen. … Aus Sicht der Freunde des Wuppertaler Tanztheaters hätte hierbei oberstes Ziel für alle Beteiligten sein müssen, Gerechtigkeit für alle herzustellen und das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und das geplante Pina Bausch Zentrum nicht weiter zu beschädigen oder zu gefährden.

Adolphe Binder Pressekonferenz o6/2017 Tanztheater Wuppertal Pina Bausch_Adolphe Binder ©TANZweb.org_Klaus Dilger

Adolphe Binder Pressekonferenz o6/2017 Tanztheater Wuppertal Pina Bausch_Adolphe Binder ©TANZweb.org_Klaus Dilger

Diese Zeit ist nun abgelaufen… Chancen vertan

Diese Chance hat sich nicht realisiert. Zuvorderst, weil Frau Binder diese Güterichter-Mediation abgelehnt hat. Sie folgte damit einer Position, die sie auch bisher stets proklamiert hatte: sie wolle völlige Rehabilitation und ihre Intendantenposition zurück. Dass sie die Äusserung des Stadtkämmerers, Herrn Dr. Slawigs, der eine Rückkehr von Frau Binder gegenüber einem lokalen Medium für sich ausschloss, dazu nutzte, um am 18.September medial kund zu tun, „sie hätte selbstverständlich einer solchen Verhandlung zugestimmt, …sehe aber nun nach Dr.Slawigs Äusserungen keinen Sinn mehr darin“, überrascht vor diesem Hintergrund doch sehr.

Und, auch dies muss leider festgestellt werden, derlei Wendigkeit fördert die Vertrauens- und Glaubwürdigkeit der Ex-Intendantin nicht.

Doch auch wenn die Chance nicht an diesem Termin genutzt wurde, noch immer ist hierfür Zeit und diese sollten die Parteien auch schleunigst nutzen! – Weshalb?

Wer immer sich die Mühe macht die Ergebnislage bei einem Richterspruch zu eruieren: es lässt sich kein einziges Beispiel recherchieren, in dem sich ein Intendant oder eine künstlerische Leitung erfolgreich in eine künstlerisch verantwortliche Position hat zurück klagen und dann auch wieder ausüben können, wenn hierzu der Wille nicht auf beiden Seite vorhanden war.

Latchinian Volkstheater Rostock @dpa

Latchinian Volkstheater Rostock @dpa

PRÄZEDENZFALL – MAHNENDES BEISPIEL – NUR VERLIERER?

Der Fall der fristlosen Kündigung des Intendanten der Volkstheater Rostock GmbH, Sewan Latchinian, der sich von 2016 bis 2018! hinzog, sollte als mahnendes Beispiel Allen präsent sein:

Nachdem der Intendant die Sparpolitik seines Arbeitgebers mit der Kulturzerstörung durch den „IS-Staat“ verglichen hatte, war die Stadt Rostock der „sicheren“ Meinung, eine weitere Zusammenarbeit mit ihrem Intendanten sei unzumutbar.

Diesem ging es, anders als Frau Binder, nicht allein um seine eigene Stellung, sondern er stemmte sich vehement gegen den Stellen- und Spartenabbau der Tanzsparte an seinem Theater.

Dass der Intendant, entgegen den Erwartungen der Stadt, vor Gericht durch alle Instanzen, bis hin zum Oberlandesgericht, Recht bekam, machte ihn letztendlich nicht zum Gewinner.

Im Gegenteil: Der Prozess hat nichts als Ruinen auf beiden Seiten hinterlassen. –

Latchinian ist durch den Rechtsstreit gesundheitlich angeschlagen, sein Ruf trotz Rechtsspruch beschädigt und er ist immer noch ohne eine neue Intendantenstelle, und dies trotz einer immensen Welle der verbalen und medialen Unterstützung seines Handelns, sowohl in den sozialen Medien, als auch der Presse.

Viele Künstler haben das Theater seither verlassen oder wurden gekündigt, während das Rostocker Volkstheater bis auf Weiteres jegliches Ansehen in der Republik verloren hat und obendrein massive Einbusen bei seinem Publikum beklagen muss.

Alle Beteiligten seien  deshalb vor „Siegesgewissheit“ bei einem Richterspruch gewarnt, Sieger würde es auch hier möglicher Weise keine geben, egal wie es formal ausgehen wird.

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©PRESSEBILDER-TANZWEB-Masurca-Fogo

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©PRESSEBILDER-TANZWEB-Masurca-Fogo

WIE KONNTE ES ZUR FRISTLOSEN KÜNDIGUNG KOMMEN?

– EINE LOGIK DES ARBEITSRECHTS…

…das zumeist dann bemüht wird, wenn, im übertragenen Sinn, das „Kind“ bereits in den Brunnen gefallen ist-

Ein Intendantenvertrag wird in der Regel befristet geschlossen, gilt also bis zu dem vereinbarten Zeitpunkt und kann nicht vor Ablauf der Frist gekündigt, sondern vorzeitig nur in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst werden.

Wenn in einem Arbeitsverhältnis, insbesondere bei einem befristeten Arbeitsvertrag ohne Ausstiegs-Klauseln, erst einmal das Mittel der Abmahnung eingesetzt wurde, löst dies einen Prozess aus, der beinahe automatisch zur fristlosen Kündigung führt, wenn der oder die Abgemahnte weiterhin, ungewollt oder beabsichtigt, vermeintliche oder reale Grenzüberschreitungen begeht, die dann zu weiteren Abmahnungen führen können oder müssen.

Der Grund liegt im Arbeitsrecht selbst, das dem oder der Abgemahnten das Recht einräumt, die ausgesprochenen Abmahnungen nicht mehr Ernst nehmen zu müssen, wenn diesen keine entsprechenden Konsequenzen folgen, was im Ergebnis dazu führen würde, dass der Arbeitgeber kaum mehr über rechtliche Mittel verfügen würde, um seine Ansprüche einzufordern.

Dieser Ablauf kann eigentlich nur gestoppt oder unterbrochen werden, indem eine Mediation zwischen den Parteien durchgeführt wird, die versucht die Konflikte, die zu den Abmahnungen geführt haben, aufzulösen, oder beide Seiten versuchen zu einer gütlichen Trennungsvereinbarung zu gelangen, wenn sie erkennen, dass die Voraussetzungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit nicht mehr gegeben sind.

Eine solche Mediation wurde im Fall Binder | Tanztheater Wuppertal Pina Bausch versucht und von Frau Binder abgebrochen. Auch ein Angebot seitens des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch zur Aufhebung des Vertrags wurde von Frau Binder abgelehnt.

Der Logik dieser Spirale (und eintretender Fristvorgaben) folgend, musste die fristlose Kündigung dann an diesem 13.Juli ausgesprochen werden. Oder aber, der Beirat hätte erneut ein sehr zeitnahes Gütegespräch zwischen den Parteien einfordern müssen, mit all den daraus folgenden Ergebnissen und Konsequenzen einer Ablehnung, oder er hätte sich klar für Frau Binder positionieren müssen, ebenfalls mit allen Konsequenzen. Dies hat er nicht getan. Die Entscheidungsgründe sind bisher nicht öffentlich dokumentiert.

Folglich kam es zur fristlosen Kündigung, nachdem Frau Binder ein letztmaliges Angebot zur Aufhebung ihres Vertrags abgelehnt hatte, und zur Gegenklage durch die Gekündigte.

©PRESSEBILDER-TANZWEB-tanz-tanz...-Jugendprojekt-Tanztheater-Wuppertal-Pina-Bausch

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NÄCHSTE SCHRITTE

Das Arbeitsgericht wird nun, nach der abgelehnten Mediation, klären müssen, ob die Abmahnungen sachlich begründet und notwendig waren und ob die Gesamtheit der abgemahnten Verfehlungen ausreicht, um eine Kündigung auszusprechen. Ferner, ob eine Weiterbeschäftigung dem Arbeitgeber und dem Gekündigten zugemutet werden kann oder nicht.

Und hier wird es dann wohl auch um die Frage der Auswirkungen für den gesamten Betrieb gehen, wenn die Gekündigte an die Leitungsposition zurückkehren würde. Welche Konsequenzen entstünden? Für die Tänzerinnen und Tänzern und alle beteiligten Personen, auch die, die sich vielleicht nicht ausdrücklich für eine Rückkehr von Frau Binder eingesetzt haben, aber auch durch mögliche Weigerungen seitens einzelner Künstler*innen oder Mitarbeiter*innen der Verwaltung, weiterhin mit Frau Binder zu arbeiten?

Auch die von Frau Binder geforderte Geschäftsordnung, die eine Entscheidungsverzahnung auf der Führungsebene fruchtbar und sinnvoll regelt, gäbe es noch immer nicht. Eine solche müsste dann ausgearbeitet, verabschiedet und akzeptiert werden.

Und allerspätestens hier müsste doch eigentlich Jedem klar sein:

Dort wo es keinen beiderseitigen Willen zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mehr gibt, kann diese auch nicht gedeihen. Wer diese einfache Erfahrung nicht anerkennen will, handelt in hohem Maße unvernünftig und richtet leichtfertig Schaden an, an sich selbst und anderen.

Dass das Gericht beurteilen kann und will, ob und wie erfolgreich, finanziell wie künstlerisch, die Arbeit von Frau Binder mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch in der zurückliegenden Spielzeit tatsächlich war, wie sie stets betont, ist zweifelhaft, denn hier geht es vordergründig um die Überprüfung von behaupteten Versäumnissen und Verfehlungen und die Zumutbarkeit einer weiteren Zusammenarbeit.

So oder so: Den (immateriellen) Preis, der für diesen vermeintlichen oder realen Erfolg bezahlt werden musste, hat der verantwortliche Träger für das Tanztheater offensichtlich aufgerechnet und als viel zu hoch betrachtet, ansonsten wäre es nicht zu dieser Entlassung gekommen.

Niemand, der die Bedeutung des Werks von Pina Bausch und des Ensembles des Tanztheater Wuppertal für den Tanz und die Stadt richtig beurteilen kann, wird ernsthaft davon ausgehen wollen, dass es sich bei dieser Auseinandersetzung um einen Geschlechter-Konflikt handeln könnte, wie dies manche Medien gerne behaupten.

Die sieben Todsünden – Tanzabend von Pina Bausch Teil I Kurt Weill: Die sieben Todsünden Ballett mit Gesang Text von Bertolt Brecht Fassung für tiefe Frauenstimme bearbeitet von Wilhelm Brückner-Rüggeberg Teil II Fürchtet Euch nicht

Die sieben Todsünden – Tanzabend von Pina Bausch Teil II Fürchtet Euch nicht ©Meyers_Originals

– RÜCKSCHAU:

AN SICH SELBST GESCHEITERT?

Bei der ersten Pressekonferenz Frau Binders als neue künstlerische Leiterin und Intendantin wurde sie von einer Journalistin hinsichtlich der Spielplangestaltung nach dem Abstimmungsprozess mit der Pina Bausch Foundation gefragt, die alle Rechte an den Werken Pina Bauschs inne hat. Darauf antwortete sie, dass sie sich wohl eng abstimmen werde, aber dass sie als künstlerische Leiterin und Intendantin hierbei doch wohl das letzte Wort haben werde. – Ein erstes Missverständnis, oder erste eklatante Selbstüberschätzung? – Dieser Satz, gleich zu Beginn ihrer Amtszeit, hat bleibenden Eindruck und Fragen hinterlassen.

Auch der Vortrag ihres Anwalts im Gütetermin am 4. September 2018, Frau Binder habe quasi „die Option auf eine Lebensstellung“ gehabt, lässt Zweifel aufkommen am Realitätssinn und Einschätzungsvermögen der Ex-Intendantin.

Ob Frau Binder zuvorderst an der (Anpassungs-)Unfähigkeit der Anderen gescheitert ist, wie viele Medien nicht müde werden zu repetieren, oder an ihrem eigenen Einschätzungsvermögen, wie ein gangbarer, als gewaltfrei empfundener Weg für die Umsetzung und Durchsetzung Ihrer Ideen und Vorstellungen zu finden sei, der langjährig und als verdienstvoll angesehene, handelnde Personen zu Weggefährten macht, anstatt sie auszugrenzen, mögen die entscheiden, die intern damit befasst waren. Zu den zu erwartenden Fähigkeiten einer Intendantin gehört das Finden derlei Lösungen allemal.

GRENZÜBERSCHREITUNG – MANGEL AN FEINGEFÜHL

Wie es scheint, muss Frau Binder, nach Antritt ihrer Stelle, davon überzeugt gewesen sein, dass sich das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, auch bezüglich seines Managements, in einem Schlafzustand befinde, aus dem es dringend aufgeweckt werden müsse. Anders jedoch als im Märchen, wurde hier wohl nicht versucht „wach zu küssen“, sondern, gefühlt, mit einem „Tritt gegen das Schienbein“ wach zu treten. Während Ersteres auch dann zu einem harmonischen Miteinander führen kann, wenn der Betroffene gar nicht schläft, beziehungsweise gar nicht aufgeweckt werden will, führt Zweites mit großer Wahrscheinlichkeit zu heftigsten Auseinandersetzungen.

Ob Frau Binder in ihrer Einschätzung des Zustands des Tanztheaters Recht hatte oder nicht, spielt bei dieser Form der Grenzüberschreitungen ihrer Zuständigkeiten, an welche sie wohl in Form der Abmahnungen erinnert wurde, zunächst keine Rolle.

Wer will, mag hier Verständnis haben und Frau Binder im besten Fall unterstellen, dass sie eine Überzeugungstäterin mit besten Vorsätzen war, die, in ihrem eigenen „Macherinnen-Verständnis“, sich nicht nur für den künstlerischen Bereich, mit Neukreationen und der Wahrung des Erbes von Pina Bausch, zuständig fühlte, sondern, nach Antritt ihrer Stelle und damit verbundener Innensicht, auch für die Veränderung des gesamten Apparats „Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH“, um Beides als Ganzes in die Zukunft führen zu können.

Wir wollen in der Causa nicht spekulieren, wer hier wie geschickt oder ungeschickt agiert hat und weshalb keine Lösung aus dem Dilemma möglich war. Auch nicht über die Frage, ob denn in der Kunst nicht gerade die Grenzüberschreitung dazu gehört, um Aussergewöhnliches zu schaffen, denn hier geht es nicht um künstlerische Fragen, sondern um die Aufgabe, den Künstlern durch Strukturen, die Freiräume und Bedingungen zu schaffen, die ihnen bestmögliches Kunstschaffen garantiert. Diese Grundvoraussetzung eines jeden künstlerischen Schaffensprozesses kann nur dann garantiert werden, wenn die Künstler in einem „gewaltfreien Raum“ vor jeder Form der Instrumentalisierung und Polarisierung geschützt werden.

Auch dies hätte Thema einer internen oder der abgelehnten güterichterlichen Mediation sein müssen.

Niemand wird Frau Binder unterstellen wollen, dass ihr für die Zukunft einer Tanzcompagnie die Ideen und Visionen gefehlt hätten, allein – Ideen und Visionen müssen in der Kunst, wie in der Politik und der Gesellschaft, umgesetzt, geteilt und lebendig werden. Dies ist kein revolutionärer Akt, zumindest nicht, soweit es die Strukturen betrifft, sondern ein Akt, der Können, Intuition, Feingefühl und Entscheidungsfähigkeit verlangt, manchmal wie für einen chirurgischer Eingriff, der Feinmechanik und Fingerspitzengefühl verlangt oder die Geduld für politische und gesellschaftliche Prozesse, bis diese durch Überzeugungsarbeit ihre notwendige Stabilität und Tragfähigkeit erreichen können.

Vielleicht hätte sich ein solches Feingefühl noch entwickeln können, wenn Frau Binder mehr Zeit gehabt hätte? Niemand kann dies mit Sicherheit wissen.

Mit einer neuen visuellen Identität drücken für gewöhnlich Intendanten einer Institution, die sie übernehmen, ihren Stempel auf. Die neue visuelle Identität, die Frau Binder dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch in Form einer neuen Webseite verpasst hat, der Umgang mit Bildmaterialien, bis hin zu bisher nie da gewesenen Zeitlupen-Passagen in den neu editierten kurzen Videotrailern der Werke Pina Bauschs (als hätten diese das nötig!), spricht subjektiv betrachtet nicht für Feingefühl.

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©TANZweb_PRESSEBILDER UNDERGROUND

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©TANZweb_PRESSEBILDER UNDERGROUND

WO LIEGT DIE ZUKUNFT?

Weit komplexer und noch schwerwiegender, wenn vielleicht auch nicht gerichtsrelevant, dürften in dieser Causa die Zukunftsfragen sein, denn hier lässt sich nun im Handeln ersehen, welche Richtung eingeschlagen wurde und ob Kurs und Ziel mit Wunsch und anfänglicher Theorie noch übereinstimmen, die Frau Binder vor ihrem Stellenantritt durchaus enthusiastisch und begeisternd in den Raum gestellt hatte.

PARTNER

Im Sonderfall des Tanztheaters Pina Bausch ebenfalls zu den Aufgaben einer Intendanz gehörend, ist die Entwicklung eines partnerschaftlichen Weges, der lebendiges Kulturerbe, dessen Kunst und dessen Strukturen, auch seine Besonderheiten und zukunftsweisendes Potential, behutsam auch in die Lehre der Kunst einbindet und nachhaltig und partnerschaftlich in die Zukunft begleitet und vermittelt. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das Pina Bausch Zentrum, das das erste Nationale Zentrum für Choreographie in Deutschland werden könnte (und müsste).

Hierfür müsste die Intendanz sowohl das Vertrauen der Pina Bausch Foundation, als auch das der Leitung des Tanzbereichs der Folkwang Hochschule besitzen, die stellvertretend für die DNA der Entwicklung des Tanztheaters steht, und sie müsste dieses handelnd immer wieder neu erwerben, um fruchtbar zu einer Zusammenarbeit zu gelangen, die für ein solches Zentrum Voraussetzung ist. – Ist dies geschehen oder daran gearbeitet worden? Wir wissen es nicht.

3-GENERATIONEN-ENSEMBLE

Zu den ersten Aufgaben der Intendanz und Künstlerischen Leitung gehört ohne Zweifel eine klare Vision und Planung der spiel- und besetzbaren Repertoire-Stücke zumindest bis ins Jahr der geplanten Eröffnung des Pina Bausch Zentrums in 2024/25, in enger Absprache mit den Tänzerinnen und Tänzern der ersten und zweiten Generation Pina Bausch und im partnerschaftlichen Dialog mit der Geschäftsführung. Von einer solchen Planung oder den Gesprächen hierzu ist nichts bekannt. Bis heute liegt noch nicht einmal ein Spielplan vor für das Pina Bausch Jahr 2019, wenn sich ihr Tod zum zehnten Mal jährt!

Zu den Aufgaben gehört weiter auch die Auswahl hervorragend geeigneter neuer Tänzerinnen und Tänzer, ebenfalls in drei Generationen gedacht, für die lebendige Aufnahme und Weitergabe der Werke von Pina Bausch, wie dies bis zur künstlerischen Leitung von Frau Binder, zumeist hervorragend gelungen ist.

Unsere ursprüngliche Information, Binder habe mindestens in einem Fall, Tänzer ohne Vortanzen und daher auch ohne Mitsprache von Experten des Werks von Pina Bausch, engagiert, ist nicht korrekt, hierfür bitten wir um Entschuldigung. Hierbei handelt es sich um einen Tänzer, der auf Grund einer Verletzung nicht vortanzen konnte, aber auf Grund seiner Qualität, die im Video ersichtlich war, von dem zuständigen Team für ein Engagement empfohlen und auch engagiert wurde.

Dass unter den von ihr neu engagierten, ausnahmslos jungen Tänzern dieses Mal keinerlei Absolventen der Folkwang Hochschule waren, die in ihrer Ausbildung bereits mit der DNA der Arbeiten von Pina Bausch aufgewachsen sind, verwundert. Damit wurde auch, möglicher Weise mit Wirkung auf Jahre,  eine äusserst wichtige „Lebensader“ für beide Seiten zunächst einmal unterbrochen. Welch gravierenden Auswirkungen auf das Werk von Pina Bausch die Engagement- und Besetzungspolitik haben kann, zeigte sich nicht zuletzt an der Wiederaufnahme von „Das Frühlingsopfer“ am ersten Novemberwochenende, für deren Besetzung mit Gästen die Ex-Intendantin noch verantwortlich zeichnete.

Neues Stück II Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©Klaus Dilger

Neues Stück II Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©Klaus Dilger

CHOREOGRAF*INNEN

Ferner gehört zu deren Aufgaben die Auswahl von hervorragend geeigneten Choreografinnen und Choreografen, die sich mit neuen Kreationen und den Mitteln des Tanztheater, und einem mindestens drei Tänzergenerationen umfassenden Ensemble,  den heutigen Themen und Fragen unseres Lebens und unserer Gesellschaften zuwenden und dafür eine Sprache finden.

Für die zurückliegende Spielzeit und auf die beiden Neuen Stücke reagierte das Publikum überwiegend positiv,  während die Fachwelt und insbesondere die Tanzkritik, in ihrer grossen Mehrheit, bestenfalls zweifelnd an der Qualität der Arbeiten reagierte. Für die neue Spielzeit wurden nach bisherigem Kenntnisstand erst gar keine neuen Choreograf*innen benannt.

PINA BAUSCH ZENTRUM

Mit offensichtlich gewaltigem Ehrgeiz und wenig bescheiden wurde in nur einem Jahr versucht, möglichst vieles von dem abzudecken, was das „Vier Säulen Konzept“ des geplanten Pina Bausch Zentrums tangieren könnte.

Damit wurden indirekt auch Ansprüche formuliert, das geplante Pina Bausch Zentrum betreffend. 

Dies mag durchaus legitim sein, und Frau Binder hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass dieses Zentrum mit ein wesentlicher Faktor für sie gewesen sei, nach Wuppertal zu kommen.

Wie sie dies getan hat, dürfte unter Umständen nicht Wenige vor den Kopf gestossen haben.

Die Kunst bestimmt sich nicht über die Effizienz, sie braucht die atmosphärischen Voraussetzungen, um sich entwickeln und entfalten zu können. Ob die Dampfwalze hierfür das richtige Werkzeug darstellt, sollte sich als Frage niemand stellen müssen.

BESCHEIDENHEIT IST EINE QUALITÄT

Eine der grossartigsten Voraussetzungen für die profunde künstlerische Arbeit im Tanz in Wuppertal ist und war die Bescheidenheit mit der Pina Bausch ihr phantastisches Oeuvre in dieser Stadt geschaffen hat. Alan Lucien Øyen brachte es in einem Interview vor seinem „Neues Stück II“ für das Tanztheater auf den Punkt, als er feststellte, mit welch grossartiger Freiheit er hier zu Werke gehen könne, weil es nichts zu beweisen gebe, denn alles was sich im Tanz bis Heute vorstellen lässt, habe Pina Bausch bereits ausprobiert. Allerdings hatte sie sich hierfür wesentlich mehr Zeit genommen und nicht selten auch einen Dramaturgen. Beides hätte den Neuen Stücken sicherlich gut getan.

Manche mögen diese Demut als museal oder Stillstand befördernd abtun, aber diejenigen sollten sich fragen, wieviel sie tatsächlich von künstlerischen und nicht allein produzierenden Schaffensprozessen verstehen. Frau Binder, aber auch diejenigen, die sie geholt haben, scheinen hierauf zu wenig Augenmerk gelegt zu haben.

Sehr schnell wurde in dieser zurückliegenden Spielzeit auch deutlich, dass sich Frau Binder von der, in ihrer ersten Pressekonferenz behaupteten, Demut rasant entfernt und sich dabei wenig zurückhaltend immer mehr in den Mittelpunkt gerückt hatte.

Neues Stück II | Eine Kreation von Alan Lucien Øyen | Tanztheater Wuppertal Pina Bausch | UA 2. Juni 2018

Neues Stück II | Eine Kreation von Alan Lucien Øyen | Tanztheater Wuppertal Pina Bausch | UA 2. Juni 2018

KONFRONTATION IN KAUF GENOMMEN?

Vieles deutet darauf hin, dass es Frau Binder, vielleicht im Vertrauen auf die erhofften Erfolge der beiden Neukreationen für die Compagnie und eine daraus entstehende, vermeintliche Alternativlosigkeit zu ihrer eigenen Arbeit, ganz bewusst auf eine konfrontative Entscheidung ankommen lassen wollte. Ein Dialog mit der Geschäftsführung über Stil, Richtung und Zukunft scheint, je näher die Premierendaten gerückt sind, nicht mehr stattgefunden zu haben.

Eine Zuständigkeiten regelnde Geschäftsordnung gab es offensichtlich bei Vertragsunterzeichnung  in allseitigem Einverständnis nicht, und als Frau Binder danach verlangte, so scheint es im Nachhinein, war das ursprünglich sicherlich vorhandene Vertrauensverhältnis wohl längst nicht mehr intakt.

Um eine solche eindeutige Festlegung der Zuständigkeiten und einen Erfolg versprechenden Modus Operandi wird es spätestens dann gehen, wenn die Gesellschafter die kaufmännische und künstlerische Leitung der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH neu besetzen wollen und müssen und dies mit den Besten der Besten aus diesen Kompetenzbereichen. Ob ein solcher für das neue Leitungs-Duo bereits schriftlich verfasst wurde, ist nicht bekannt.

IST DIE FRISTLOSE KÜNDIGUNG GERECHTFERTIGT?

Reicht all dies für eine fristlose Kündigung in der Prüfung des Arbeitsgerichts aus? Vielleicht nicht, das wird von der Schwere der Übergriffe abhängen und von der Gewichtung der Zumutbarkeit einer Rückkehr in die gekündigten Positionen und deren Ausübung, auch im Hinblick auf die zu erwartenden Konsequenzen daraus. Vielleicht macht aber all das verständlicher, weshalb die Verantwortlichen versucht haben, eine Mediation durchzuführen, die allein schon deshalb nicht erfolgreich sein konnte, weil sie nach Frau Binder’s Ablehnung nicht stattgefunden hat, und als Ultima Ratio, nachdem auch eine Auflösungsvereinbarung von Frau Binder abgelehnt wurde, die fristlose Kündigung auszusprechen.

Die Feststellung des neuen Leitungsduos, es hätte „bei Weitem“ weder einen fertigen, umsetzbaren Spielplan von Frau Binder, wie diese immer wieder behauptet hatte, noch Pläne für die erwarteten Neuinszenierungen gegeben, wiegt schwer.

Diese Expertise zweier international hocherfahrener Fachleute dürfte auch Binders Glaubwürdigkeit und Aussichten in einem Arbeitsgerichtsprozess massiv erschüttern.

CHANCEN NUTZEN – VERTRAUEN ZURÜCKGEWINNEN

Es liegt, bei aller entstandenen Gefährdung, auch eine grosse Chance darin, ohne Scheuklappen aus den Fehlern des Versuchs mit Frau Binder zu lernen und dies ist zugleich oberstes Gebot. Nur so lässt sich verlorenes Vertrauen zurück gewinnen, das vor allem auch für die Realisierung des Pina Bausch Zentrums mit den Partnern des Landes und des Bundes notwendige Voraussetzung sein wird.

DIE KÜNSTLER BRAUCHEN RÜCKHALT UND VERTRAUEN

Zuallererst muss es gelingen, den Künstlern des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Strukturen und Halt zu geben, und seien sie zunächst nur interimistisch, damit sie sich wieder voll und ganz auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren können.

Sie brauchen, nicht nur mittelfristig, dringend eine klare Perspektive, auch in Bezug auf neue Kreationen, die sich auch aus den künftig handelnden Personen ergibt und aus der Umsetzung und der Realisierung des geplanten Pina Bausch Zentrums.

Pina-Bausch-Zentrum-©-Stadt-Wuppertal

Pina-Bausch-Zentrum-©-Stadt-Wuppertal

NICHT „VERZWERGEN“

DER TANZ BRAUCHT DAS PINA BAUSCH ZENTRUM UND DAS TANZTHEATER

– nicht nur in Deutschland und nicht nur in Wuppertal –

Es gibt keinen Grund an der Notwendigkeit und Zukunftsfähigkeit der Compagnie oder des geplanten Pina Bausch Zentrums in Wuppertal zu zweifeln.

Aber es müssen nun klare Signale, vor allem Seitens der Stadt, erfolgen, die am Willen und der Fähigkeit zu reüssieren keinen Zweifel aufkommen lassen. Diese Signale müssen bei den unabdingbaren Partnern aus Land und Bund unmissverständlich ankommen, aber auch bei den Menschen, die dieses Projekt schlussendlich finanzieren und nicht zuletzt bei den Künstlern aus aller Welt, ohne deren Kunst und Können hier kein Leben entstehen wird.

HAUSAUFGABEN WERDEN GEMACHT

Dass die Kultur-Verantwortlichen der Stadt dabei sind, ihre „Hausaufgaben“ zu machen, belegt die Berufung eines neuen Leitungsduos.

Wagner-Bergelt und Christmann werden das Tanztheater formal erst einmal bis zum Ende der Spielzeit 2020/21 leiten. Dies gibt dem, namentlich noch unbenannten, Expertenteam die nötige Zeit, um Personen, Kriterien und Handlungsmaximen zu entwickeln, die das Tanztheater in die Zukunft führen sollen.

Auch die klare und seit wenigen Wochen schriftlich vorliegende Zusage der Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes, Frau Pfeiffer-Poensgen, neben den anteiligen Baukosten und den bisher bereits vereinbarten Zuschüssen für die Betriebskosten der Pina Bausch Foundation und des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, auch die errechneten Anteile, in Höhe von jährlich 3,4 Millionen Euro, an den Betriebskosten des geplanten Zentrums zu übernehmen. Und sie geht in ihrer Zusage sogar so weit, dass sie zusichert: „Sollte die Stadt Wuppertal als Stärkungspaktkommune die für 2021 mit der Kommunalaufsicht des Landes vereinbarte Schuldenfreiheit wider Erwarten bis 2024/25 nicht stabil halten können, ist das Ministerium grundsätzlich bereit, die Stadt bei der Deckung von Betriebskosten zu entlasten, die über das derzeit absehbare Niveau von zusätzlich rund 3,4 Millionen Euro hinausgehen und unverzichtbar sind“.

Damit ebnet das Land der Stadt Wuppertal den Weg, um nun, noch in diesem Jahr, den dringend notwendigen Durchführungsbeschluss für das Pina Bausch Zentrum im Rat der Stadt zu verabschieden, und so auch die Voraussetzungen für die Verhandlungen mit dem Bund über dessen Beteiligung an den Betriebskosten zu verhandeln.

Und auch der Bund setzte unlängst ein wichtiges Signal, indem er weitere 8 Millionen Euro bewilligte für die Ausstattung des Pina Bausch Zentrums.

NATIONALES ZENTRUM FÜR CHOREOGRAFIE

Wuppertal kann und muss die Stadt werden, die das erste Nationale Zentrum für Tanz und Choreographie in Deutschland beheimatet. Eine solches Zentrum, wie es bisher nur in Frankreich zu finden ist, ist längst überfällig und noch dazu lässt sich aus deren Fehlern lernen.

Auch wenn dies zur Zeit nicht öffentlich geäussert wird: es besteht Konsens bei den allermeisten Tanzexperten, dass Nordrhein-Westfalen und Wuppertal mit der weltweit bedeutenden Tanzschöpferin und Ikone von Weltruf, Pina Bausch, Standort für dieses Zentrum werden müssen (auch wenn den Berlinern hier nur neidvolles Nicken übrig bleibt). Denkbar ist dies insbesondere im Zusammenspiel mit der Folkwang Hochschule für Tanz (und den anderen Künsten) mit seiner langen Tradition, die prägend und maßgeblich war und ist für die Entwicklung des Tanzes, nicht nur in Deutschland. Aber auch im Zusammenspiel mit anderen Kompetenzzentren für Performing Arts im Bereich des Bühnenbilds, der Szenografie, des Films, der digitalen Forschung und Praxis, bis hin zur szenischen Forschung und der Erforschung und Entwicklung qualitativ neuer Wege zur Sichtbarkeit des Tanzes.

Nun ist der Rat gefordert, ein möglichst einstimmiges Votum für die Durchführung abzugeben, um ein klares Signal an den Bund zu senden. Davor aber noch sind die handelnden Personen gefordert, zu versuchen eine gütliche Einigung zu erreichen, die Frieden auf der Grundlage von Gerechtigkeit schafft.

Pressebilder 1980 Tanztheater Wuppertal Pina Bausch.010

Pressebilder 1980 Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ©Klaus Dilger