Zur Güteverhandlung Adolphe Binder | Tanztheater Wuppertal Pina Bausch vom heutigen Mittag

ein Kommentar von Klaus Dilger

… die neue Spielzeit hat beim Tanztheater Wuppertal Pina Bausch gerade begonnen. Am 31.August standen die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie in Berlin bereits wieder auf der Bühne. Zur Aufführung gelangte die letzte Premiere der vergangenen Spielzeit: „Neues Stück II“ von Alan Lucien Øyen, als dreimaliges Gastspiel beim Berliner Festival „Tanz im August“. (Wir berichteten darüber)

Adolphe Binder, die für diese Produktion noch als künstlerische Leiterin verantwortlich zeichnen durfte, saß im Publikum, sie wurde am 13.Juli fristlos entlassen und hat nun gegen diese Kündigung geklagt. Am 4.September hat es hierzu eine Güteverhandlung in Wuppertal gegeben.

Sie als ergebnislos zu bezeichnen wäre falsch, denn der Richter hat wohl klar signalisiert, dass er Frau Binders Ansinnen,  sich als künstlerische Leiterin und Intendantin wieder in die Compagnie zurück zu klagen, eher als „kritisch“ betrachte. Das ist kein Urteilsspruch aber erfahrungsgemäß eine Entscheidungstendenz. Stattdessen empfahl der vorsitzende Richter eine sogenannte güterichterliche Mediation, um auf diesem Wege vielleicht doch noch zu einer gütlichen Einigung zu gelangen.

Die Parteien haben nun zwei Wochen Zeit, diesen Vorschlag anzunehmen oder abzulehnen. Sie sollten diese Bedenkzeit nicht voll ausschöpfen, denn jeder Tag ohne künstlerische Leitung und Intendanz schwächt die Compagnie und gefährdet sie unnötig mehr. Und:

Was immer sie entscheiden werden, es sollte allen Beteiligten hierbei oberstes Ziel sein, das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und das geplante Pina Bausch Zentrum nicht weiter zu beschädigen oder zu gefährden.

Hierfür dürfte es hilfreich sein, Emotionen und Egos ein wenig nach Unten zu fahren und zu versuchen, die Dinge sachlich zu behandeln und von persönlichen Befindlichkeiten zu trennen. Dies gilt für beide Seiten.

WAS IST RICHTIG UND WICHTIG, WAS UND WER IST DAS BESTE FÜR DAS TANZTHEATER WUPPERTAL PINA BAUSCH? und für DIE REALISIERUNG DES PROJEKTS „PINA BAUSCH ZENTRUM“? bezüglich der Leitungspositionen.

Über diesen beiden Fragen sollten sich keine Egos tummeln, denn hierin einbezogen geht es um das Erbe Pina Bauschs und die Künstler, die dieses Erbe mit aufgebaut haben, noch immer lebendig halten und es so in die Zukunft führen.

Sollte sich hierbei nach ergebnisoffener, sorgfältiger Prüfung heraus stellen, Adolphe Binder wäre die ideale Person hierfür, dann soll es Adolphe Binder sein, die ja offensichtlich noch Lust hat auf diesen Job!

Wenn nicht, und hierfür spricht nach den bisherigen Erfahrungen und Geschehnissen doch Manches, dann sollten schnellstens, auf Grund einer hierfür obligatorisch voraus gegangenen, ebenso sorgfältigen wie schonungslosen Fehleranalyse, die richtigen und zukunftsweisenden Konsequenzen gezogen werden. Hierzu bedarf es einer klugen, möglichst sogar einer weisen Kommission, die nicht aus den üblichen Lobbyisten und Strippen-Ziehenden besteht und die dennoch oder deshalb verlorenes Vertrauen zurück gewinnen kann, was dringend von Nöten sein dürfte.

Dies sollte und muss auch Frau Binder akzeptieren (können), um sich selbst eine Zukunft im Tanzbereich offen zu halten, wenn sie dies dann noch will. – Und was ist mit Dirk Hesse, dessen Vorverurteilung in manchen Medien ja bereits als ausgemachte Sache gilt?

Die Aufarbeitung der Fehler und Versäumnisse auf beiden Seiten ist nicht gleichbedeutend mit Adolphe Binder ja, oder Adolphe Binder nein!

Die daraus resultierenden Ergebnisse sind neue Erfahrungen in einem Prozess, von dem allein schon die zeitlichen Parameter nicht mehr die gleichen sind wie bei der Einstellung von Frau Binder. Die Zeit, die für die Realisierung des „Pina Bausch Zentrums“ zur Verfügung steht, ist weniger geworden. Die Personalien für die Führung des Tanztheaters und des Zentrums können, müssen jetzt vielleicht sogar im Einklang miteinander gedacht werden. Auch hierüber liesse sich Vertrauen zurück gewinnen.

Deshalb der dringende Appell an die Beteiligten, die Chance auf eine gütliche Einigung weiterhin zu suchen und zu nutzen! Es geht auch um die Wahrung des Rufs und des Gesichts der Beteiligten, verständlich, aber eben nur „auch“!

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