TANZwebNRW AUDIODESKRIPTIONEN

Willkommen in unserem Versuchslabor, Tanz für nicht-sehende Menschen oder solche mit eingeschränkter Sicht, erlebbar zu machen. Sie einzuladen und ihnen Lust zu machen, Tanz auch ohne zu sehen mitzuerleben, vielleicht sogar sie zu ermuntern, das Angebot einer immer grösser werdenden Zahl von Tanz-Theatern auszuprobieren, die mittlerweile beginnen, Audiodeskriptionen für Tanzaufführungen anzubieten. Einschließlich haptischer Einführungsveranstaltungen zum Orientieren und Begreifen der Bühnensituation und zum Kennenlernen der Künstlerinnen und Künstler. Wir von TANZwebNRW besuchen Tanzaufführungen und besprechen sie in Wort, Bild, Film und Ton, indem wir Nachtkritiken schreiben und kurze, drei Minuten lange Videoimpressionen verfassen, die komplementär zum Wort sein können oder aber eine zweite Meinung wiedergeben, die der geschriebenen widerspricht. Lassen Sie sich ein….

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ÜBER DAS STÜCK

Live-Premiere des Stücks

CREATURE von Ben J Riepe

Schauspielhaus Wuppertal, Bundesallee 260, 42103 Wuppertal – Freitag 10.09.2021 – 18-22 Uhr

mit Tänzer*innen des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch im zukünftigen Pina Bausch Zentrum/Schauspielhaus Wuppertal zum Abschluss des Projekts Summer School „Senses, Science & Sessions“

Im Foyer des ehemaligen Schauspielhauses erstreckt sich ein performativer Parcours über mehrere Stationen durch verschiedene Innen- und Außenräume, den das Publikum in einer circa halbstündigen Parcours-Begehung in kleinen Gruppen durchläuft.

Performativ-tänzerische Elemente der Tänzer*innen des Tanztheaters – Emma Barrowman, Ekaterina Shushakova, Oleg Stepanov, Christopher Tandy, Tsai-Wei Tien – und von Tänzer*innen aus dem Ben J. Riepe Team wechseln mit erzählten Erinnerungen von Na Young Kim, Nazareth Panadero, Héléna Pikon, Julie Shanahan und Michael Strecker. Inhaltlich reflektiert CREATURE die Phase des Übergangs an der Schwelle zu einer neuen Zeit zwischen Klimakrise und Pandemie.

Künstlerische Leitung/Konzept/Choreografie: Ben J. Riepe – Performance – Ben J. Riepe Team: Izaskun Abrego, Eray Gülay, Jolinus Pape, Paula Pau, Waithera Schreyeck, Igor Sousa, Leonie Türke – Performance – Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Emma Barrowman, Dean Biosca, Gabriel Brito, Maria Giovanna Delle Donne, Taylor Drury, Alexander Lopez Guerra, Oleg Stepanov, Julian Stierle, Christopher Tandy, Tsai-Wei Tien – Videointerviews – Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Nayoung Kim, Nazareth Panadero, Héléna Pikon, Julie Shanahan, Julie Anne Stanzak, Michael Strecker – Choreografische Assistenz: Víctor Zapata – Video – Wald: Alexander Basile – Videointerviews: Kurt Heuvens

VIDEO MIT AUDIODESKRIPTION

AUSZUG NACHTKRITIK

AUDIODESKRIPTION
CREATURES

„…Feel Free to Get Lost…“
Ben J. Riepe & Company LIVE mit „CREATURE“ im Alten Schauspielhaus Wuppertal

Ein kurzer Reisebericht in Bildern und Worten von Klaus Dilger

Nachdem im April diesen Jahres, im Rahmen von TANZ NRW 21, die virtuelle
Fassung von „CREATURE“ zu sehen war (wir haben diese Fassung HIER
besprochen), durften interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer nun in
kleinen Gruppen, durch kurze zeitliche Abstände getrennt, durch das
Foyer des Alten Schauspielhauses wandeln und für eine halbe Stunde in
die fünf Stationen der Performance „eintauchen“.

Wir haben eine solche kleine Gruppe mit der Kamera auf dieser „kurzen
Reise“ begleiten dürfen, die Ben J. Riepe auf seiner Webseite so verortet:

„…Feel Free to Get Lost…“
…war die freundliche Einladung unseres „Reiseleiters“ nach einer kurzen
Ablauf-Erklärung, – fünf Stationen mit je fünf Minuten Aufenthalt – ,
ein Wunsch, der sich sofort erfüllte, als er uns die Tür zu Riepe’s
Nebelreich öffnete… blendend helles Licht und viel Nebel, so stellte
sich schon manche Filmregie die Begegnung mit der anderen Seite des
Lebens vor und so watete unsere kleine Gruppe mit rudernden Armen
symbolisch durch diese himmlische Leere des Nebellichts… irgendwann
erreichten wir das Dunkel des Foyers des Schauspielhauses, wo rasch zwei
schwarz gekleidete Gestalten aufgeregt herbeieilten um uns zu
bedeuteten, „Ihr seid völlig falsch hier, wo ist Euer Guide?“ – Der war
nirgendwo… Erleichtert, nicht im Hades gelandet zu sein, tasteten wir
uns zurück ins Licht, fanden unsere „Reiseleitung“, oder sie uns, und
erreichten gemeinsam das ausgestopfte Dammwild, das in einem der
Innenhöfe von Kunstnebel umwabert wurde, so wie wir von den Fragen
unseres Guides: „Kunst oder künstlich, Natur oder natürlich, und
überhaupt, die Bühne…“, ehe wir nach ein paar Atemübungen und den
Antworten im Bauch den benachbarten Innenhof betreten durften, in dem
sich die wartenden Tänzerinnen und Tänzer orgastisch in ihren
Atemübungen steigerten. So nahe und so fern kommt das Publikum den
verstreut mitwirkenden Mitgliedern des Tanztheaters Wuppertal selten…,
dann nächste Station: fünf Ikonen des Pina Bausch Ensembles auf fünf
Bildschirmen. Sie reden über das Alte Schauspielhaus und ihre
Erinnerungen mit demselben. Die Zeit ist viel zu kurz, um jedem
zuzuhören, es geht um die Ecke.

„Something will happen…“, meint unser
Reiseleiter, „…or NOT… past or future?“. Drama! so will es auch die
eingespielte Musik… in Fetzen ist Strawinskys „Sacre“ eingestreut zu
hören und die geniale Pina Bausch Choreografie erscheint vor dem
geistigen Auge, während wir auf zuckende, motorisierte Puppenteile
starren. Zerschlagene Roboter? Ist dies die Konsequenz eines
Transformationsprozesses, jener Begriff der spätestens seit
Wagner-Bergelts Intendanzantritt das eigentlich weltberühmte Ensemble
ständig begleitet? Transformation, die in Wahrheit erst Dekonstruktion,
dann mehr noch Zerstörung, wird? Es sind nicht die gleichen Bildschirme,
auf denen eben noch die prägenden Bausch-Künstler_innen zu sehen waren,
aber es sind Bildschirme, Erinnerungen, die sich zwei junge Tänzer_innen
umgeschnallt haben, die sie verhindern, sich frei zu bewegen und
zueinander zu kommen. Abgeholzte Wälder mit Tänzer_innen. Atmen übend
oder versuchend Luft zu bekommen? Dann dürfen sich die Zuschauer_innen
auf der Empore des Foyers das Bild malen, das sie sich in der letzten
halben Stunde machen konnten und das Ganze dann versiegelt nach Hause
tragen…

„Kunst muss zu weit gehen…“ sagte Nazareth Panadero irgendwann auf einem der Bildschirme… Damit kann sie eigentlich an diesem Ort und Kontext nur von Pina Bausch gesprochen haben.

Künstlerische Leitung/Konzept/Choreografie: Ben J. Riepe – Performance –
Ben J. Riepe Team: Izaskun Abrego, Eray Gülay, Jolinus Pape, Paula Pau,
Waithera Schreyeck, Igor Sousa, Leonie Türke – Performance – Tanztheater
Wuppertal Pina Bausch: Emma Barrowman, Dean Biosca, Gabriel Brito, Maria
Giovanna Delle Donne, Taylor Drury, Alexander Lopez Guerra, Oleg
Stepanov, Julian Stierle, Christopher Tandy, Tsai-Wei Tien –
Videointerviews – Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Nayoung Kim,
Nazareth Panadero, Héléna Pikon, Julie Shanahan, Julie Anne Stanzak,
Michael Strecker – Choreografische Assistenz: Víctor Zapata
Video – Wald: Alexander Basile – Videointerviews: Kurt Heuvens

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