©TANZweb.org_Klaus Dilger

Seelenspuk im Hotelzimmer

„Anima“ von Emanuele Soavi und Meritxell Aumedes Molinero im Kölner Midtown Hotel

Nachtkritik von Nicole Strecker

Seltsamer Spuk: Vorhänge flattern als husche eine Schar Geister hindurch. In einem kleinen stickigen Hotelzimmer zeigt der Fernsehbildschirm nicht etwa ein gemütliches Fake-Feuerchen oder einen Willkommensgruß, sondern einen Mann, der sich offenbar in einer mit grau-schlickigem Wasser gefüllten Badewanne ertränken möchte. Und in einem anderen Zimmer liegt eine Frau wie tot auf einem Bett, halbnackt, die Brüste mit Verbandsmull umwickelt. Im frisch renovierten, aber noch nicht offiziell eröffneten Midtown Hotel mitten auf den Kölner Ringen hausen derzeit uralte Seelen und durchleben mehrmals am Abend den ewigen Schmerz des gebrochenen Herzens.

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„Anima“, so der Titel der neuen Produktion von Choreograf Emanuele Soavi, führt die Zuschauer durch mehrere Zimmer, Flure und Etagen des Hotels. Dort begegnen sie surrealen Filmbildern, Installationen und den beiden Performern Soavi und Meritxell Aumedes Molinero, die in Tanzszenen die Tragik einer geheimnisvollen Beziehung offenbaren. Ein Horrortrip über die ewig menschliche Ahnung, dass es eben doch mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit sich träumt. Bedrückend intim und beunruhigend als wäre man in einem Albtraumfilm von David Lynch.

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