• Sol León & Paul Lightfoot – 'Sad Case' Photo by Rahi Rezvani

KOMPETENT HANDELN – JETZT!

ZEITundGEWINN – TEIL I

Ein Einwurf von Klaus Dilger

Titelbild: Sol León & Paul Lightfoot – ‚Sad Case’Photo by Rahi Rezvani

DIE WIEDERENTDECKTE ZEIT

Draussen riecht es nach Frühling. Die Sonnenstrahlen haben sich durchgesetzt gegen das triste Grau, den Nebel und die winterlich lange Dunkelheit und sie fühlen sich wärmer an auf unserer Haut, als noch in der letzten Woche. Die Farben der ersten Blüten und Knospen leuchten in unseren Augen und denen eines jeden Lebewesens, das ausserhalb des Wassers und oberhalb der Erde lebt. Und wenn wir mit unseren Händen über das noch feuchte Gras streichen würden, dann könnten wir vielleicht sogar in seiner Zartheit spüren, wie die Natur wieder zu wachsen beginnt.

Viele, die wie wir das Privileg haben, in Breitengraden zu leben, in denen die Jahreszeiten so deutlich erlebbar sind, verbinden den Frühling mit einem wiederkehrenden Beginn und mit Glücksgefühlen, vermutlich deshalb, weil wir dieses scheinbare Wunder eines wiederkehrenden Zyklus aus Wachstum und Vergänglichkeit als Teil der Natur, die wir selber sind und verkörpern, im wahrsten Wortsinn miterleben können. In diesem Jahr vielleicht sogar besonders intensiv.

Besonders intensiv deshalb, weil erstens viele von uns plötzlich die Zeit haben, Zeit wahrzunehmen, und zweitens, weil wir massiv eingeschränkt sind, dieses Glück zusammen mit anderen ganz nah, hautnah, zu erleben und zu teilen.

STATT DAUERWACHSTUM – ZEIT GEWINNEN

Dort, wo ansonsten Wirtschaftssysteme auf Dauerwachstum basieren und Gesellschaftssysteme auf permanente Verfügbarkeit von Allem und Jedem, wird jetzt die Parole “Zeit gewinnen” zur Maxime des gesellschaftlichen und politischen Handelns, um das Dauerwachstum der Fallzahlen von Corona-Infizierten aufzuhalten, ungeachtet der wirtschaftlichen Konsequenzen.

Plötzlich ist Innehalten bis zum Stillstand nicht nur möglich, es ist sogar gewünscht, ja, beinahe Pflicht.

Weshalb, so fragen sich Viele, ist soviel Konsequenz und politischer Wille, der ganz offensichtlich vom überwiegenden Teil unserer Gesellschaft mitgetragen wird, nicht erreichbar, wenn es nicht nur um unser eigenes Wohl, sondern das Überleben unseres ganzen Planeten, einschliesslich unserer Spezies geht?

Die scheinbar unverzichtbare grenzenlose Mobilität findet plötzlich mehr reale Grenzen, als die nach 1985 (Schengener Abkommen) Geborenen dies jemals haben erleben müssen. Es sind erst wenige Tage vergangen, seit die Menschen hinter diesen Grenzen, in den dahinter liegenden Grenzen ihrer Wohnungen , vermehrt auf sich selbst zurückgeworfen wurden, um reale soziale Kontakte zu vermeiden, die ja bedeuten, körperlich zur gleichen Zeit am gleichen Ort mit Anderen zu sein, um gemeinsam etwas zu (er)leben und zu teilen.

Es bedarf keiner prophetischen Gabe um vorherzusehen, dass unser aller Leben in ein paar Monaten, wenn diese Krise hoffentlich kontrollierbar erscheint, nicht mehr so sein wird, wie es noch vor Tagen und Wochen gewesen ist.

Vielleicht wird sich dann auch unser gesellschaftliches Gefüge und Bewusstsein dahingehend verändert haben, dass von populistischen Scharlatanen und Dummköpfen keine Gefahr mehr ausgehen wird, nicht nur auf vorgelagerten Inseln und Übersee. Wir werden Relevanz erkennen, auch darin wohnt dieser Krise eine Chance inne, dies ist keine neue Erkenntnis, besonders dann, wenn wir unseren Umgang mit der Zeit in Einklang mit der Natur bringen. Alles andere wird selbige zerstören, auch dies sollten wir gelernt haben und lernen es spätestens jetzt.

Die-Sieben-Todsünden_Pina-Bausch©Klaus-Dilger

Die-Sieben-Todsünden_Pina-Bausch©Klaus-Dilger

WELCHE ROLLE KÖNNEN HIERBEI DIE KUNST, DIE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER SPIELEN – WELCHE RELEVANZ NEHMEN SIE EIN?

FINANZIELL AM RAND DER GESELLSCHAFT

Es ist traurige Tatsache und leider keine Neuigkeit: freischaffende Künstlerinnen und Künstler im Bereich der performativen Künste sind potentiell von Armut bedroht. Die kurzzeitige Erregung um die Nichtpartizipation großer Teile dieser Berufsgruppe an der sogenannten „Grundrente“, mangels Erfüllung der bisher hierfür vorgesehenen Grundvoraussetzungen (siehe nachfolgendes Kapitel), hatte dies einmal mehr ins Bewusstsein gerückt. Fragen einer drohenden Altersarmut sind der akuten Sorge gewichen, als freischaffende Künstlerinnen und Künstler in der Corona-Pandemie und ihren Folgen nicht überleben zu können.

Es ist ein schmaler Grat, der hier angesprochen ist und zu beiden Seiten tut sich ein Abgrund auf: von seiner Arbeit leben zu können, ist unmittelbar mit der Würde eines jeden Menschen verbunden. Damit verbunden ist auch die Freiheit, eigenverantwortlich und unabhängig das eigene Leben zu gestalten. Dies geschieht zumeist im Privaten, einer Sphäre die geschützt ist und eben jene Freiheit ermöglicht. Eine solche Trennung ist den Künstlerinnen und Künstlern zumeist nicht möglich, Arbeit und Leben werden häufig eins, oft genug über das Hier und Jetzt weit hinausweisend. Als Künstler überleben meint in hohem Maße, in Freiheit und Würde Kunst schaffen zu können, – die Rolle als Bittsteller ist hierfür gänzlich ungeeignet.

Ob dies erkannt werden wird oder wurde, wie die nachfolgend zitierten Ankündigungen hoffen lassen, darf spätestens nach den Auslassungen des Finanzministers in einer öffentlichen Talk-Runde bei Anne Will in der ARD bezweifelt werden, auch hinsichtlich wieder aufkeimender Diskussionen um ein “bedingungsloses Grundeinkommen”:

Olaf Scholz hat seine Ablehnung deutlich gemacht, als eine Vertreterin des Hotel- und Gaststätten-Gewerbes für eine Senkung der Mehrwertsteuer warb, um den Betrieben in guten Zeiten mehr finanzielles Polster zu verschaffen, um Krisen besser überwinden zu können und verwies darauf, dass die Schreibtische der Regierenden voll seien von solchen Ansinnen, die bereits vor der Corona-Krise als untauglich abgewiesen wurden. Als eine Wirtschafts-Journalistin der Sueddeutschen Zeitung dann auf die selbständigen Künstlerinnen und Künstler, die Einpersonengesellschaften verwies, die ohnedies am Existenzminimum leben und arbeiten, und die durch die Absagen aller Veranstaltungen des öffentlichen Lebens vollends in ihrer Existenz bedroht seien und für die Kredite keine Lösungen darstellten, die sie als Risikogruppen ohnedies teuer verzinsen müssten, kam fast unverzüglich der beinahe schon genervte Verweis, dass Deutschland ein Sozialstaat sei und es hierfür bereits adäquate Instrumente gebe. (sprich Arbeitslosengeld II)

©PRESSEBILDER-TANZWEB-DIE-SIEBEN-TODSÜNDEN_TANZTHEATER-WUPPERTAL-PINA-BAUSCH

©PRESSEBILDER-TANZWEB-DIE-SIEBEN-TODSÜNDEN_TANZTHEATER-WUPPERTAL-PINA-BAUSCH

Da wir uns als Künstler ja eher selten mit Kapitalmärkten beschäftigen, wir aber in der aktuellen Corona-Krise als freischaffende Künstler auf Unterstützung hoffen und hören, dass der Staat “unbegrenzt” mit Kapital die Betroffenen (Wirtschaftsunternehmen) unterstützen werde, damit es nicht zu Insolvenzen und Verlusten von Arbeitsplätzen  kommt: Allein im DAX, dem Deutschen Aktien Index, in dem mit 30 Unternehmen ca. 80% des deutschen Aktienkapitals vertreten sind – entspricht ungefähr zur Zeit 1 Billion Euro -, wurden von Freitag bis Heute 50 Milliarden Kapital vernichtet! seit Beginn der Corona-Krise etwa 360 Milliarden insgesamt… Dafür lässt sich viel und viele Jahre in der darstellenden Kunst und im gesamten Kulturbetrieb Deutschlands bewegen. Nur mal so zur Relevanz im Denken der Regierenden, wenn von Rettung die Rede ist.

Das mag Angst erzeugen bei vielen Kulturschaffenden und die Würde und die Angst sind bekanntlich keine Schwestern.

Soforthilfen durch wichtige Zusagen

Die Künstler können das nicht wegpuffern…

Prekäre Arbeits- und Lebens-Verhältnisse haben weitreichende Auswirkungen, davon können auch diejenigen ein Lied singen, die in der sogenannten Freien Tanzszene unterwegs sind, egal welche Funktion und Position sie darin betreuen. Löcher stopfen, wo immer sie sich auftun, darin sind sie beinahe alle Künstler*innen. Für Vorsorge oder gar finanzielle Polster bleibt da kein Spielraum und “…die Altersarmut ist ja noch weit weg…” für die Meisten… Welchen Künstler beschäftigen denn Fragen nach seiner späteren Rente, und schon gar nicht zu Beginn seiner Laufbahn? Diese Frage flackerte allenfalls nur kurz auf, als das Wort “Grundrente”zu kursieren begann, um dann ebenso knallhart realisieren zu müssen, dass selbst 30 Prozent des durchschnittlichen Einkommens der Bevölkerung eine viel zu hohe Hürde für viel zu Viele darstellen würde, denn diese gilt es nicht nur einmal zu erreichen, sondern 33 mal, insgesamt dreiunddreissig Jahre lang, um in den “Genuss”dieser Grundrente zu kommen, die dann immer noch prekär, also am Rande der Altersarmut wäre! Dass dies nicht nur den “Berufsstand” des Künstlers betrifft, wie immer sich dieser auch definieren lassen will, sondern ebenfalls eine grosse Zahl Geringverdiener, die sich mit einer Vielzahl von Jobs über Wasser gehalten haben, vielleicht auch etliche “Rentenjahre” durch den Abbruch eines Studiums verloren haben, und viele andere Gründe mehr, muss ebenfalls festgehalten werden.

Selbst wenn man davon ausgehen darf, fast muss, dass die Zahlen der KSK (Künstler Sozial Kasse) falsch sind, vielleicht auch, weil Viele so lange wie möglich darauf angewiesen sind, so geringe Kassenbeiträge wie möglich zu bezahlen, weil das Einkommen zum Leben nicht reicht, ändert dies am Kernproblem wenig: wovon im Alter in Würde leben?

EL CUCO Project©Julia Franken

EL CUCO Project©Julia Franken

Überleben JETZT

Diese Frage muss allenfalls mitgedacht werden, denn nun geht es erst einmal um das Überleben JETZT, in Zeiten des Corona Virus!

Es steht ausser Frage, dass es konsequent und richtig ist, öffentliche Veranstaltungen in solchen Ausnahmesituationen allesamt abzusagen. Fragwürdig bleibt vielmehr, weshalb Hunderttausende Karneval und noch beträchtlich lange Fussball feiern durften, obwohl sich die Corona Epidemie bereits abgezeichnet hatte. Über die Frage von Macht, Geld und Einfluss soll an anderer Stelle diskutiert werden, hier soll es darum gehen, nach Möglichkeiten und Vorschlägen zu suchen, wie die Auswirkungen und Konsequenzen dieser Epidemie, die mittlerweile zu einer Pandemie angewachsen ist, für die Darstellenden Künste (aus dem Blickwinkel der Produktionsbedingungen für den Tanz betrachtet) aufgefangen oder zumindest abgefedert werden können.

In ihrer vollen Wucht trifft sie in erster Linie die sogenannten Freien Künstler und -Ensembles, aber nicht nur, sondern auch Veranstalter jeder Grössenordnung, bis hin zu den städtischen und staatlichen Ensembles, Strukturen und Theatern, sowie alle Berufsgruppen, die ihren Lebensunterhalt aus Aufträgen bestreiten, die mittelbar oder unmittelbar im Zusammenhang mit den Aufführungen dieser Kunstform stehen (angefangen vom freiberuflichen Einlasspersonal, Technikern, Tourmanagern, etc. bis hin zu den Tanz- und Kulturjournalisten) , ebenso wie solche, die diese Kunstformen an Laien und künftige Profis vermitteln, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

PBF_auditions_riteofspring_1219_by_Maarten_Vanden_Abeele_

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Immerhin gibt es klare Bekenntnisse der Ministerin Isabelle Pfeiffer-Poensgen | NRW und der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die Künstler und Kultureinrichtungen, die wegen der aktuellen Corona-Pandemie Veranstaltungen absagen müssen, zu unterstützen. Doch wie wird diese Unterstützung aussehen?

Anders als in der freien Wirtschaft lassen sich Produktionsausfälle nicht durch spätere Mehrproduktion kompensieren, lassen sich Liquiditätshilfen in Form von nahezu unbegrenzten Kreditzusagen oder Bürgschaften, nicht durch spätere Gewinne zurückzahlen, selbst wenn die freischaffenden Kulturakteure tatsächlich Kredite erhalten würden, was im wirklichen Leben nicht so oft geschieht.

Im wirklichen Leben der freien Kulturakteure (bis hin zu den Freischaffenden im Event- und Messebereich) verlaufen die Produktionen, Einnahmequellen und Gewinne zumeist nicht linear, sondern es ist durchaus möglich, dass eine jetzt abgesagte Produktion oder Veranstaltung den Hauptteil der gesamten Jahreseinnahmen darstellt. Dies trifft auch auf Festivals zu, wie das soeben abgesagte, hochkarätige schrit_tmacher justDANCE! Festival in der Euroregion Aachen | Heerlen | Eupen mit verkauften 20.000 Eintrittskarten. Selbst das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch mit einer komplett abgesagten USA-Tournee und abgesagten Gastspielen in Paris wird diesen Jahresverlust nicht einfach kompensieren können.

THE-WELL-IN-THE-LAKE©TANZweb.org_Klaus-Dilger

THE-WELL-IN-THE-LAKE©TANZweb.org_Klaus-Dilger

SOFORTMAßNAHMEN FREIE SZENE

In der freien Szene leben die Akteure zumeist von den den Produktionszuschüssen der kommunalen, regionalen, staatlichen oder privaten Förderer. Diese machen nicht selten mehr als neunzig Prozent des Gesamtetats aus, häufig genug an die Forderung einer Premiere und bis zu fünf Aufführungen gekoppelt. Werden solche Aufführungen und Produktionen abgesagt, lassen sich diese nicht einfach zu einem späteren Zeitpunkt nachholen und wenn organisatorisch überhaupt denkbar, dann gewiss nicht kostenneutral. Die allermeisten Kommunen verfügen kaum über geeignete Infrastrukturen für Produktion und Aufführung, so dass Verschiebungen und Verlagerungen bereits aus diesen Gegebenheiten heraus kaum denkbar sind, ganz zu Schweigen von der Verfügbarkeit der Tänzerinnen und Tänzer, die sich zumeist für mehrere Engagements über das Jahr verteilt in verschiedenen Compagnien verpflichtet haben.

Rein theoretisch könnten die Förderer die Zuschüsse zurückfordern, beziehungsweise nicht in Gänze ausbezahlen, wenn die Produktionen, auch wenn es unverschuldet ist, nicht wie vorgesehen zu(r) Aufführung(en) gelangen und damit die Akteure sofort und unmittelbar in den Ruin treiben.

Als erste Sofortmaßnahme, sofern die Ankündigungen tatsächlich ernst gemeint waren, müssten die Förderer die bewilligten Förderungen in voller Höhe ausbezahlen und auf jede Rückforderung verzichten, ebenso wie auf die Erbringung der zumeist obligatorischen Eigenanteile, um damit die entgangenen Einnahmen aus den Aufführungen zu kompensieren!

UND selbstverständlich müssten die Choreografen und Produzenten alle, an den Produktionen Beteiligten wie vorgesehen entlohnen.

Die-Sieben-Todsünden_Pina-Bausch©Klaus-Dilge

Die-Sieben-Todsünden_Pina-Bausch©Klaus-Dilge

SOFORTMAßNAHMEN BÜHNEN

Damit auch die städtischen | staatlichen, oder im gleichen Auftrag agierenden Bühnen diese “Leistungskette” einlösen können, übernehmen die Förderer, beziehungsweise Träger, die Erstattung der Einnahmeverluste aus den Eintrittsgeldern, während sich die Bühnen verpflichten, die freien Künstler und Dienstleister vollumfänglich zu entlohnen.

Verluste, die durch Absagen von Tourneen und Gastspielen entstehen, werden in Form von einmaligen Sonderzuschüssen ausgeglichen.

SONDERMAßNAHMEN FESTIVALS UND VERANSTALTER

Gleiches gilt für Festivalveranstalter, einschliesslich der Bedingung der vollumfänglichen Einhaltung der Entlohnung der freien Dienstleister und Colaborateure. Hinzu kommt der Verzicht auf eventuelle Rückforderungen.

APPELL AN DIE HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEURE DER MEDIEN

Gerade in Zeiten, in denen praktisch alle öffentlichen Aufführungen abgesagt sind: haben Sie den Weitblick und die Größe und setzen Sie der Flut der Katastrophenmeldungen etwas davon entgegen, was die menschliche Existenz auf diesem Planeten eventuell begründen könnte, Kunst und Kultur und deren Sichtbarkeit. Gerade jetzt ist Zeit, um hinter die Oberflächen zu schauen. Probieren Sie neue Formate oder stützen Sie sich auf Alte, egal, solange sie eine Relevanz beinhalten, die der Kunst versucht nahe zu kommen.

APPELL AN DIE MITBÜRGERINNEN UND MITBÜRGER

Wenn Sie es sich leisten können: bezahlen Sie Ihre Mal-, Tanz-, Musikkurse weiterhin, damit die oft hochqualifizierten Lehrer und Lehrerinnen weiterhin zur Verfügung stehen. Strukturen in diesen Bereichen lassen sich selten in hoher Qualität einfach so ab- und wieder anschaffen.

White Noise_INDIGO©TANZweb.org_Klaus Dilger

White Noise_INDIGO©TANZweb.org_Klaus Dilger

13. März 2020

Ministerin Pfeiffer-Poensgen: Wir lassen Kultur und Wissenschaft nicht alleine

Die Landesregierung ist sich der schwierigen Situation bewusst, in die gerade kleinere und privat getragene Initiativen und Einrichtungen sowie Künstler geraten können, die wegen der aktuellen Corona-Pandemie Veranstaltungen in allen Teilen Nordrhein-Westfalens absagen müssen. Hiervon sind vor allem die Bereiche Musik und darstellende Künste betroffen.

Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Meine Botschaft ist klar: Wir werden Initiativen, Einrichtungen und Einzelkünstler, die durch die aktuelle Lage unverschuldet in existenzielle Nöte geraten, unterstützen und ihnen unter die Arme greifen. Das Corona-Virus darf nicht zu einer Krise der Kultur führen.

Kulturstaatsministerin will Kultureinrichtungen und Künstler unterstützen

“Wir erkennen in dieser Situation aber auch: Kultur ist nicht ein Luxus, den man sich in guten Zeiten gönnt, sondern wir sehen jetzt, wie sehr sie uns fehlt, wenn wir für eine gewisse Zeit auf sie verzichten müssen”, schreibt Grütters. “Wenn wir in dieser Situation dennoch empfehlen, Veranstaltungen abzusagen, tun wir das, weil wir es zur Zeit mit einer außergewöhnlichen Notsituation zu tun haben.”

Künstler und Kultureinrichtungen könnten sich darauf verlassen, dass sie nicht in Stich gelassen werden. “Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen mit einbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.” Grütters habe deshalb in der Bundesregierung angeregt, zu den anstehenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Medien einzuladen: “Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein”, so Grütters.

Weiterhin kündigte Grütters an, bei vom Bund geförderten Projekten und Veranstaltungen, die wegen des Coronavirus abgesagt werden müssen, auf Rückforderungen so weit wie möglich zu verzichten. „Wir werden unsere rechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen, weil klar ist, dass bereits viel Engagement und Geld in diese Aktivitäten geflossen sind. Möglicherweise können hier statt analoger auch digitale Formate zum Einsatz kommen.“

Von |2020-04-10T10:07:31+01:0019. März, 2020|

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