TABORI AUSZEICHNUNG AN OVERHEAD PROJECT

Die diesjährige Taboriauszeichnung geht an das Kölner Overhead Project

JURY-BEGRÜNDUNG

Mit der Tabori Auszeichnung 2022 ehrt die Fachjury des Fonds Darstellende Künste Overhead Project. Die Gruppe wurde aus allen Künstler*innen und Gruppen, die der Fonds Darstellende Künste in den letzten fünf Jahren gefördert hat, ausgewählt. 2008 gründeten Tim Behren und Florian Patschovsky Overhead Project als Duo, das seither in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Simon Bauer, dem Philosophen Eric Eggert, der Lichtgestalterin Charlotte Ducousso und der Dramaturgin Mirjam Hildbrand zu einem Kollektiv gewachsen ist.

Seither kreieren Overhead Project auf einzigartige Art und Weise eine Fusion aus Zeitgenössischem Tanz und Zeitgenössischem Zirkus, der bei der Gründung der Gruppe zumindest in Deutschland noch kaum etabliert war. Die daraus entstehenden Arbeiten begeistern das Publikum durch eine faszinierende Virtuosität und Körperbeherrschung der Tänzer*innen und Artist*innen, denen man sich nicht entziehen kann. Aus dieser einzigartigen Kombination der Genres haben sie eine ganz eigene Bewegungssprache entwickelt, mit der sie im Bühnenraum als Ort der Kommunikation sowohl soziale wie politische Themen verhandeln.

Kommunikation ist ein essentieller Fokus der Arbeits- und Themenwelt der Kompanie. So kommunizieren die Körper der Tänzer*innen und Artist*innen auf faszinierende Weise, in einer Bühnensituation, die sie selbst als Arena des Austausches verstehen, um damit die unterschiedlichsten Themen zu transportieren. An der Schnittstelle der Genres sind Overhead Project zudem Vorreiter*innen, was die Öffnung und Vermittlung anbelangt, und schaffen eine große Zugänglichkeit, die über das gewohnte Theater- und Tanzpublikum hinausreicht und so ein sehr breitgefächertes Publikum anzieht und begeistert. Sie tragen sehr maßgeblich dazu bei, den Zeitgenössischen Zirkus auch in Deutschland immer populärer werden zu lassen.

©TANZweb_Klaus-Dilger_Pressebilder-WHEN-THE-BOY-CRIES-WOLF

©TANZweb_Klaus-Dilger_Pressebilder-WHEN-THE-BOY-CRIES-WOLF

Was die ästhetische Vielfalt dieser Fusion und Kommunikation bereits andeutet, kennt auch thematisch keine Grenzen. 2015 setzen sich Overhead Projekt in „Carnival of the body“ mit der körperlichen Realität und der äußeren Wahrnehmung des Wrestling – eine der populärsten Unterhaltungsformen in den USA – auseinander. „My body is your body“ stellt 2018 tradierte Blicke auf die Eigen- und Fremdwahrnehmung von Körpern und den jeweiligen verkörperten Personen in Frage. Mit der Arbeit „Circular Vertigo“ wendet sich die Kompanie dem Female Empowerment innerhalb der Zirkusgeschichte zu. Seit der Gründung von Overhead Project sind elf Produktionen in der freien Szene und vier Gastchoreografien für verschiedene Stadttheater mit großen Ensembles entstanden. In dieser Zeit hat sich die Kompanie national wie international breit vernetzt. Zu ihren wiederkehrenden Kooperationspartner*innen zählen das LOFFT Theater Leipzig, Ringlokschuppen Ruhr, EinTanzHaus Mannheim, LATIBUL Theater- & Zirkuspädagogisches Zentrum Köln. Darüber hinaus sind sie auf Gastspielen in Österreich, Niederlande, Italien, Litauen, Spanien, Israel, Ungarn, Schweiz und auf internationalen Festivals gefragt.

Die Fachjury des Fonds Darstellende Künste vergibt die Tabori Auszeichnung 2022, dotiert mit 15.000 Euro, an Overhead Project. Damit wird eine einzigartige Handschrift der Fusion aus Zeitgenössischem Tanz und Zeitgenössischem Zirkus geehrt, mit der eine eigene performative Sprache entsteht, die sowohl für die Etablierung wie auch für die Vermittlung der Formate und ihrer differenzierten Themenwelten einen besonderen Beitrag leistet.

©TANZweb.org_Klaus Dilger_My Body is your Body Overhead Project

©TANZweb.org_Klaus Dilger_My Body is your Body Overhead Project