photos: klaus dilger

Hochsensibel und hochästhetisch

Im Theater im Ballsaal in Bonn feierte heute Abend das Tanzstück „RE-PLAY.  The Swan“ seine Deutschland-Premiere. Wer sich allerdings zu sehr vom Titel des Stückes leiten ließ und möglicherweise auf eine weitere Schwanensee-Version hoffte, wurde enttäuscht. Zwar klang das Schwanenseemotiv durchgängig musikalisch an, doch es wurde von Komponist Jörg Ritzenhoff, der Sound und Musik arrangierte, arg gerupft. Auch choreografisch tauchten immer wieder Bewegungsmotive aus dem klassischen Schwanenseeballett auf. Doch deren Einordnung in die Gesamtinszenierung verfolgte andere Absichten. Darüber wird in der ausführlichen Rezension noch zu sprechen sein. Wer jedoch diese Zitate im Zusammenhang mit dem ersten Teil des Stücke-Titels RE-PLAY sah, fand darin das zwar konsequent bloßgelegte, aber dennoch nicht entblößende Abbild der im klassischen Ballett üblichen Wiederholung von Posen, Figuren und Bewegungen.

Fünf Frauen treffen sich in „RE-PLAY The Swan“ wie zu einem Lebensrückblick, bei dem jede an irgendeinem Moment des Stückes mit einem „can you repeat it“ noch einmal eine Wiederholung dieses Momentes für sich einfordert. Das bewährte Produktionsteam von CocoonDance Bonn um Choreografin Rafaële Giovanola und Dramaturg Rainald Endrass hat mit RE-PLAY ein hochsensibles und tanzintensives Stück geschaffen, das mit ebenfalls hochästhetischen choreografischen Bildern und fünf großartig tanzenden Frauen (Katrin Banse, Fa-Hsuan Chen, Laure Dupont, Weronika Pelczynska, Inma Rubio) ein trocken-abstraktes Thema wie das Prinzip der Wiederholung im Tanz adäquat behandelt. Die Schönheit der tänzerischen Bilder ist eingebettet in einen flirrenden Sound und eine warme Lichtgestaltung (Marc Brodeur), die sich zu einem choreografischen Gesamtkunstwerk vereinen. Can you repeat it!

KLAUS KEIL

CocoonDance, Re-Play „The Swan“, Probenfoto