Richard Siegal Premiere von XERROX VOL.2

Eine Erzählung die nie zu Ende erzählt wird…

Uraufführung des Tanzstücks XERROX VOL.2 des Ballet of Difference am Schauspiel Köln

von KLAUS KEIL

Schon nach wenigen Minuten wird dem Zuschauer klar: XERROX VOL.2 ist kein gewöhnliches Tanzstück. Keines, dass mit Thema, Inhalt und Zielsetzung einer bestimmten dramaturgischen Entwicklung folgt. Nein, auch wenn die Tänzerinnen und Tänzer mit all ihrem Können und Fähigkeiten sich immer und immer wieder in wechselnden Konstellationen auf die Bühne begeben, dort für wenige Momente in einer Pose verharren, um sogleich diesen inszenierten Stillstand wieder aufzugeben, um sich zu einer anderen Formation zu begeben oder direkt ins OFF abtreten – es wird kein harmonisches Tanzstück.

Dabei beginnt der Tanzabend des BoD – Ballet of Difference – so vielversprechend. Gebläse von allen Seiten treiben mächtige Vorhänge hoch und weit in den Bühnenraum. Dazu schaffen seitliche Scheinwerfer mit Licht und Schatten faszinierende Formen und Bilder von Räumen und Landschaften. Und die anfangs kaum hörbare Musik des Opus Magnum XERROX von Alva Noto steigert sich zu einem dröhnenden Sound.

Xerrox-Richard-Siegal©Thomas-Schermer

Xerrox-Richard-Siegal©Thomas-Schermer

In diesem inszenierten Rahmen werden auch die choreografischen Linien von Richard Siegal sichtbar. Seine choreografische Sprache wirkt wie eine beständige Suche nach der wirkungsvollsten Bewegung der und des Einzelnen und ihrer/seiner Einbindung in neu geschaffene Formationen. Typisch für ihn sind diese fragmentierenden kurzzeitigen Stops, die gleich wieder übergehen in eine schnelle tänzerische Bewegungsfolge.

Zwar gelingt es auch Siegal nicht, den Formalismus des klassischen Balletts zu überwinden (der Spitzenschuh liegt immer griffbereit), also greift er ihn ganz gezielt auf, was wiederum zu großartigen Soli und Duos führt.

Siegal bringt sie alle zusammen: die leitmotivischen Momente von Alva Notos Komposition, die sich lautstark nach vorne drängen, um den Tänzern den Weg zu weisen; die ungewöhnlichen Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer, vom transparenten Ganzkörpertrikot, das wie eine zweite Haut wirkt, bis hin zu abstrakten Rüstungen, die zur Attacke geradezu herausfordern. Es ist die Stunde der Tänzerinnen und Tänzer. Das choreografische Stop and Go entfaltet eine unerwartete Dynamik des gesamten Ensembles, das nach und nach seinen Bewegungsrhythmus findet und sich dabei mit Soli, Duos oder in Gruppe zu einer Erzählung findet, die nie zu Ende erzählt wird.

Xerrox-Richard-Siegal©Thomas-Schermer

Xerrox-Richard-Siegal©Thomas-Schermer