photo: herman sorgeloos

Drumming Live / Choreografie Anne Teresa De Keersmaeker
Nachtkritik von KLAUS KEIL
Minimal music und Tanz pur

Wer sehen, nein, wer erleben möchte, wie Musik zu Tanz und Tanz zu Musik wird, wie Harmonisches und Gegensätzliches an Bewegungen sich zu einer symbiotischen Verbindung finden, sollte sich unbedingt das Tanzstück „Drumming“ ansehen, mit dem die Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrem Ensemble Rosas noch bis morgen, 06. Dezember, in Köln gastiert. Premiere war heute Abend im Gebäude Expo 1, der Ersatzbühne des Schauspiel Köln. Sechzig Minuten steigert sich purer abstrakter Tanz von anfangs kühlen, klar abgezirkelten Bewegungen zu einem Rausch schnell wechselnder Formen und  Formationen. Impulsgeber für dieses Wiegen und Wogen der Bewegungen ist die gleichnamige Komposition Drumming von Steve Reich. Reich stand noch am Anfang seiner kompositorischen Karriere und die Minimal Music steuerte bereits auf ihren Höhepunkt zu, als er 1970 dieses Percussion-Stück komponierte. In vier Abschnitten wird mit Trommeln, Marimba, Glocken und Flöten und zum Höhepunkt am Schluss in der Kombination aller Instrumente im wiederkehrenden Rhythmus ein Klangteppich ausgebreitet, auf dem Anne Teresa De Keersmaeker eine ebenso einfache und zugleich so komplexe choreografische Struktur entwickelt. Es ist faszinierend, zu erleben, wie der Rhythmus der Bongo-Trommeln mit seinen ständigen Wiederholungen sich in den Bewegungen der Tänzer spiegelt.

Choreografie Anne Teresa De Keersmaeker / Musik Steve Reich / Musikalische Leitung Georges-Elie Octors / Licht und Bühne Jan Versweyveld / Kostüme Dries Van Noten / Musiker Ictus /
Tänzer Bostjan Antoncic, Marta Coronado, Tale Dolven, Carlos Garbin, Fumiyo Ikeda, Cynthia Loemij, Valentina Nelissen, Sandra Ortega, Elizaveta Penkova, Igor Shyshko, Jakub Truszkowski, Samantha Van Wissen, Sue-Yeon Youn