Auftakt zur zweiten Woche des internationalen Tanzfestivals in Bonn INTO THE FIELDS im Theater im Ballsaal mit

„3,14 π“  von Andrea Rama und Porson’s Khashoggi

Gedanken von Klaus Dilger zur Nacht

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Zwei überaus sympathische Künstler laufen und rennen 26 Minuten lang facettenreich im Kreis.

Kann aus einem solchen Konzept Tanz oder gar Tanzkunst entstehen? Wenn ja, wird diese verständlicher oder besser erlebbar im Selbstversuch eines ad hoc ausgerufenen „LauftanzworkshopsfürPublikum“? Wir lassen die Bilder davon kreisen und wollen daraus hoffentlich Antworten oder weitere Fragen gewinnen.

Das Ergebnis daraus bleibt zwiespältig:

Für die Performance lautet die Antwort tendenziell „Ja“, auch weil es sich bei „3,14 π“ um ein kreisendes Konzert zweier Fusspaare handelt, zu dem sich bei geschlossenen Augen beliebig viele, oft synchron sich entfaltende Bewegungsbilder vorstellen lassen, die sich auf den „Zuhörer“ zubewegen und sich wieder entfernen, sich also permanent in ihrer Intensität verändern. Dies ist so gut gemacht, dass sich hierbei im eigenen Körper Spiegelneuronen am Geschehen beteiligen und ihn zum „tanzen“ bringen. Wäre der Zuschauer in der Lage, aus allen Bewegungsbildern Momente zu extrahieren, dann würde er vielleicht überrascht feststellen, dass diese einzeln betrachtet, in der vollkommenen Synchronität der Tänzer, aussehen, als wären sie einer zeitgenössischen Choreographie entnommen, manche erinnern sogar an Ballettsequenzen.

Dass die Antwort dann doch kein klares „Ja“ ergibt, liegt vermutlich daran, dass sich mit Fortdauer der sehr kurzen Performance der Reiz erschöpft, weil das Konzept sich vom Vehikel zum Selbstzweck entwickelt, spätestens dann, wenn die Steigerungskurve allzu schnell ihren Scheitelpunkt erreicht, lange noch bevor sich ein Trance ähnlicher Zustand, bei den Performern ebenso wie im „Neuronentanz“ der Zuschauer oder -hörer, einzustellen vermag.

Auch die Idee, das Publikum zum Selbstversuch einzuladen, führt ins Leere, denn dieser verscheucht allzu schnell den möglichen inneren Nachhall der Performance, ohne dass der äussere, reale Versuch des Publikumsworkshops das Erleben mittels der imaginären Physis, ausgelöst durch die Spiegelneuronen, erreichen oder gar verstärken könnte. Aber vielleicht war der „Publikumsworkshop“ auch nur der Kürze der Vorstellung geschuldet, die nicht einmal eine halbe Stunde gedauert hat, und dies bei regulärem Eintritt.

Als Experiment betrachtet war es interessant.

Konzept, Choreografie: Andrea Rama, Porson’s Khashoggi // Tanz: Rhiannon Morgan, Andrea Rama // Beratung: José Montalvo // Rhythmische Beratung: Simon Beyer-Pedersen // Sportwissenschaftliche Beratung: Patrick Pump