Nachtkritik zur Uraufführung

„Der Riss“ von Tanzwerke Vanek Preuß

Premiere am 24.Januar 2019 in der Brotfabrik Bonn

(weitere Aufführungen: 25. und 26.Januar, sowie 1., 2., 8. und 9.Februar jeweils um 20 Uhr)

Von KLAUS KEIL

Unter starkem Applaus  ging soeben in der Brotfabrik Bonn die Uraufführung des neuen Stücks „Der Riss“ der Tanzwerke Vanek Preuß zu Ende. Es ist ein bewegungsintensives Stück, dass von den Tänzern Dwayne Holliday, Guido Preuß und Karl Vanek (die das Stück auch gemeinsam choreografiert haben) höchsten körperlichen Einsatz erforderte. Stilistisch knüpft das Team damit an sein Erfolgsstück „Auroras Redlines“ (Juni 2017) an. Thematisch erschien das abstrakte sechzig-minütige Stück wie ein Schnelldurchgang durch die Evolutionsgeschichte des Menschen. Dazu formen die Tänzer ihre Körper und Gliedmaßen in alle möglichen und unmöglichen Positionen und veranschaulichen so die körperliche und geistige Menschwerdung. Wenn aber am Ende die drei Performer ihre Hände immer wieder krachend auf die Brust klatschen lassen, dann erinnert dies an ein längst zurückgelassenes Stadium der menschlichen Entwicklung. Wollen Preuß/Vanek damit gar einen Riss in dieser Entwicklung andeuten? Plötzlich erinnert man sich an das durchgängige Knistern und Knacken während des Stückes, das sich wie ein Reißen oder Anreißen fester Materialien anhörte und – unangenehm anfühlte. Steht uns der große Riss, der hier angedeutet wurde, noch bevor? Halten die Sicherungssysteme noch, die die einzelnen Gesellschaften und die das große Ganze bisher zusammen gehalten haben? Bringen wir das Fingerspitzengefühl, die Empathie dafür auf, inne zu halten bevor „Der Riss“ die Entwicklung wieder zurück schraubt?

Diesen – und anderen Fragen wird morgen in der ausführlichen Besprechung dieses Tanz-Stückes nachgegangen, das zum Schluss noch mit einem kleinen Höhepunkt, dem fulminanten Solo von Dwayne Holliday gekrönt wurde.

Pressebilder©TANZweb_Der Riss TANZwerke Vanek / Preuss Der Riss

Pressebilder©TANZweb_Der Riss TANZwerke Vanek / Preuss Der Riss