© klaus dilger TANZweb.org

Stillleben mit Gartenzwerg

Er hätte das Maskottchen sein können für die junge Choreografin Sylvana Seddig, die soeben ihr erstes abendfüllendes Tanztheater bei Barnes Crossing, dem Freiraum für TanzPerformanceKunst in Köln-Sürth präsentiert hat. Der Premierenapplaus des amüsierten Publikums klingt noch im Ohr.

Doch der Gartenzwerg, dazu noch mit Lichterkette, schien mehr die Gegenwelt zu der durchgeknallten Psychoszenerie zu bilden, die von den drei Performern Johanna Roggan, Jan Werge und Tim Gerhards mal kreischend ausgeflippt, mal im sanften Wiegeschritt überzeugend auf die Bretter gebracht wurde. Das Stück ist flott und spritzig inszeniert, wenn auch mit einigen Ecken und Kanten, die – ob gewollt oder nicht – der Inszenierung gar ihren eigenen Charme verleihen. Dazu passt der sperrig-lange Titel: „Neurosen und Altlasten: Psychotanz mit Ich, Mir und Mich“.

Wer davon was im Tänzer-Trio darstellt, bleibt offen. Sicher scheint, so suggerieren die einzelnen Szenen, dass jeder Ich, Mir und Mich ist. Schließlich ist das grammatikalisch so, warum also soll es auf der Bühne anders sein. Nur das triebhafte „Es“, so wissen wir seit Sigmund Freud, weicht ja vom realen „Ich“ ab. Hat der Gartenzwerg damit zu tun? Oder ist er Symbol für bourgeoise Altlasten? Doch tiefgründige Analyse und Erkenntnisse erwartet man bei den zackigen Szenenwechseln  ohnehin nicht.
Dass hier heftig persifliert und parodiert wird, kann man morgen in der ausführlichen Besprechung nachlesen.

Ein gelungener Auftakt für ein junges Team von Chorerografin, Tänzern, Bühnenbildnerin, von denen keiner über Dreißig ist.
Klaus Keil