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Nachtkritik: Vom Insekt und anderem. Der dreiteilige Abend „Entomo Y Otros“ beim Bonner Festival „Into the Fields“
Von Nicole Strecker

Zwei Körper – zig Kreaturen. Die beiden brillanten Tänzer Elías Aguírre und Álvaro Esteban demonstrieren, zu welch‘ vielgestaltigen Metamorphosen ein zeitgenössischer Mover heute fähig ist. Sie geben ganz gravitätische Adler und weniger imposante Hühner ab, sind Gottesanbeterinnen, Kröten und – war da noch was im evolutionären Schlamm? Aber ja: ein auf wackligen Beinen stehender Mensch, der bei Aguírre/Esteban immerzu die Kontrolle über seine Gliedmaßen verliert und gelegentlich staunend die Verrückt-heiten des eigenen Leibes betrachtet.

Der Abend „Entomo Y Otros“ besteht aus drei Miniaturen. Die beiden Performer präsentieren jeweils ein Solo, ehe sie in ihrem mehrfach preisgekrönten Duo „Entomo“ (von „Entomologie“, also „Insektenkunde“) zu einer Entität verschmelzen. Man kann dem ‚Triple Bill‘ vorwerfen, dass die Stücke sich durch die Ähnlichkeit des choreografischen Ansatzes gegenseitig ihrer Intensität berauben. Oder man lässt die drei Miniaturen im Kopf ineinander fließen, montiert sich seine eigene Genesis: von der amorph-unbestimmten Gallertmasse übers Gekrieche und Geflattere bis zum Cyborg – und jede Episode des ewigen Werdens und Vergehens an diesem Abend ist: fantastisch getanzt.