photo: klaus dilger – tanZwebkoeln.de

Nachtkritik von KLAUS KEIL
zur Premiere von BLGRD12, Performance von André Jolles

Aufwühlend

Mit der Premiere der Performance BLGRD12 von André Jolles ging das von ihm geleitete Festival Radikal heute in seine letzte Runde. Noch zwei Tage wird im Kunsthaus Rhenania das Stück gezeigt. Als künstlerischer Leiter des Festivals mit dem Untertitel „Tanz aus der Reihe“ brachte er mit Gastspielen von T.R.A.S.H. (Niederlande) und von Felix Ruckert (Berlin) extreme Positionen von Tanz und Performance nach Köln, wie sie hier noch nicht zu sehen bzw. bei Ruckert: sogar real zu erleben waren.

Jolles eigene Inszenierung BLGRD12 ist eine Montage aus Tanz, Live Musik und authentischen Texten aus Belgrad, die von Goran Cvetkovic vorgebracht werden. In aufwühlenden Szenen holt André Jolles eine Zeit und einen nationalistischen Konflikt zurück auf die Bühne, der bei uns nur noch mit dem Massaker von Srebrenica verbunden wird. Das Stück zeigt, dass es in Serbien auch eine Opposition gegen Milosevic gab, die zur Emigration oder zum Schweigen gebracht wurde. Nirgendwo wird das deutlicher in dieser Performance als in der sich steigernden Musik, die immer heftiger und lauter die Erzählungen von Cvetkovic überlagert, bis nichts mehr zu verstehen ist. Mundtot: eine großartige Metapher! Für den tänzerisch-performativen Teil hat sich Jolles der Mitarbeit von drei bewährten Tänzern/Darstellern versichert: Bibiana Jimenez, ehemals Tänzerin beim Choreografischen Theater Johan Kresnik; Tuong Phuong, ehemals Tänzer beim Tanzforum Köln und Ruben Reniers, ehemals bei Pretty Ugly. Ihre Bewegungsqualitäten und darstellerischen Fähigkeiten geben dem Stück den angemessenen emotionalen Drive. Darüber wird morgen hier mehr zu lesen sein.