© Ronni Shendar

Kurze Nachtkritik

Sex und Krieg

 

Choreografin Reut Shemesh erinnert sich in „Leviah“ an ihre Zeit in der israelischen Armee

Von Nicole Strecker

Ein Jahr, neun Monate – so lange dauerte ihr Martyrium an einem Ort, der jede Weiblichkeit deformiert. Wie alle israelischen Frauen musste auch Reut Shemesh im Alter von 18 Jahren in die Armee, ihre Wehrpflicht erfüllen. Viel sei in dieser Zeit passiert, vor allem Schlechtes, sagt eine weibliche Computerstimme emotionslos zu Beginn des Abends in die Dunkelheit hinein, und: „Es gab auch Menschen, die starben.“

In ihrem Stück „Leviah“ unternimmt Choreografin Shemesh nun den Versuch, ihre Traumata aus dieser Zeit künstlerisch zu verarbeiten. Ein drastisches Stück ist so entstanden. Ein Frauen-Duo, in dem zwischen Zärtlichkeit und Brutalität nicht zu unterscheiden ist, wenn Reut Shemesh und Hella Immer in olivegrüner Bluse und kurzem Rock immer wieder wild ihre Körper gegeneinander knallen lassen, sich ineinander verkeilen, hochheben als wollte die eine die andere beschützen – oder zerschmettern?

Starke Momente in einer Produktion, die die Dimensionen ihres Themas zwar allenfalls antippt, die aber dank persönlicher Glaubwürdigkeit eindringlich von den psychologischen Zerstörungen einer auf Gewalt basierenden Institution erzählt.