©TANZweb.org – Saori Ando and Etienne Aweh – CABO

SOEBEN ZU ENDE GEGANGEN: DER ZWEITE TAG DER VERANSTALTUNG SOLO | DUO – NRW & FRIENDS bei BARNES CROSSING

von Klaus Dilger

Zum sechsten Mal geht es über die Bühne von Barnes Crossing im Kölner Süden: das internationale Festival SoloDuo (NRW + Friends), das eigentlich ein Wettbewerb ist um das beste Solo und das beste Duo, dieser in Deutschland stattfindenden Ausgabe.
Die Gewinner erhalten neben einem Preisgeld auch die Einladung zur Endrunde im kommenden Jahr nach Budapest, wo sie sich mit den Siegern der „Semifinals“ von Polen, Tschechien und Ungarn vergleichen lassen dürfen.

©TANZweb.org – Saori Ando and Etienne Aweh – CABO

Dass an beiden Veranstaltungstagen kaum ein Gefühl von Wettbewerb oder gar Konkurrenz unter den Choreographen zu spüren war, mag zum Einen an der Tradition gewordenen Gesprächsrunde zwischen den Teilnehmern und der international besetzten Jury liegen, die der heutigen Bekanntgabe der Gewinner vorausgeht und als Orientierungshilfe zum künstlerischen (Weiter?)Schaffen gedacht sein mag, zum Anderen daran, dass doch jeder irgendwie seine Nische oder seinen „Markt“ finden wird, auch wenn es sich davon nicht leben lässt.

So bleibt das Staunen des Publikums, das nicht zum Kreis der „Eingeweihten“ gehört, und die gelegentliche Frage, was der eine oder der andere Beitrag  auf einem „internationalen Festival“ zu suchen hat, eher eine Randerscheinung, die kaum etwas mit dem „System“ von Ausbildung, Nachwuchsförderung, Entdeckung und einer auskömmlichen Karriere zu tun hat, das sich weder hier noch dort gerne hinterfragen lassen will (und doch dringend hinterfragt werden sollte).

Erneut erwiessen sich die Veranstalter als perfekte Gastgeber und vollbrachten das Kunstsück und den Kraftakt, für alle einundzwanzig Beiträge eine individuelle und teils komplexe technische Einrichtung zur Verfügung zu stellen. Dies ist auch im internationalen Vergleich eine herausragende Leistung!

©TANZweb.org – Elisa Marshall and Sergey Zhukov in Study # 3 – THE CIRCLE by Darwin Diaz

Eine solche haben wir, gemessen an einem internationalen Anspruch, auf der Bühne nicht gesehen.
Nennenswert das Duo „Cabo“ von Saori Ando und Etienne Aweh, das bemerkenswert mit (Licht)Räumen, Bildern, Poesie und Bewegung spielt und hierbei eine klare Konzeption in seinem Bezug zu Nähe und Distanz des Publikums erkennen lässt.

Ferner, wenn auch nicht auf gleicher Höhe, das Duo „Study #3 – The Circle“ von Darwin Diaz, eine präzise ausgeführte und angenehm unprätentiöse choreographische Etude.
Andere Duette wussten kurzzeitig die Aufmerksamkeit zu erhaschen ohne jedoch Einprägsames zu hinterlassen.

©TANZweb.org – Photini Meledjatis in conVERSION

Überraschender Weise wusste keines der Soli voll zu überzeugen. Dies war in den vorausgegangenen Jahren immer umgekehrt der Fall. Teilweise sehr gut getanzt, hinterliessen diese dennoch keinerlei Spuren, die über die getanzte Zeit der Performance hinausging.
Hiervon auszunehmen wäre allenthalben unter dem Label „Nachwuchs“ Carina Otte, die mit ihrem Solo „Undefinable Spaces“, trotz oder wegen des diffusen Lichtdesigns, mit ihrem Tanz den betitelten „undefinierbaren Räumen“ ein ebenso „undefinierbares Gefühl“ zu erzeugen wusste, dass hier vielleicht ein ausbaufähiges Potential vorhanden sein könnte.
Ähnliches gilt für Photini Meletjadis und ihr Solo „conversion“.
Heute Nachmittag werden wir wissen, von welchen Darbietungen sich die Juroren haben überzeugen lassen.

©TANZweb.org -Geraldine Rosteius and Charlotte Brohmeyer in „scissilis“