STRESS IM ELYSIUM

NACHTKRITIK von NICOLE STRECKER zu

„Paradisus?“ – Ein Performanceprojekt von Emanuele Soavi Incompany und Analogtheater

Von Nicole Strecker

Was für ein Chaos im Paradies. Gleich drei Weltenschöpfer sind in Gestalt von Choreograf Emanuele Soavi, Tänzer Federico Casadei und Regisseur Daniel Schüßler auf der Bühne zugange, um ein Bühnenbild beziehungsweise ein „Paradies“ zu schaffen. Doch die drei Theatergötter können sich auf nichts einigen: Der eine bläst mit der Nebelmaschine Wölkchen in die Luft und lässt darin die Kollegen verschwinden – die sich dann wahlweise geräuschvoll mit mikrofonverstärktem Wasserplätschern Aufmerksamkeit verschaffen, oder mit herbeigeschleppten, völlig unpassenden Kulissenteilen (ein Frauenbein aus Plastik). Man hat es ja schon immer geahnt: Gott ist ein Komiker.

In ihrer ersten Zusammenarbeit haben sich Soavi und Schüßler gefragt, wo heutige Paradiese liegen könnten, und sie haben ihr Elysium offenbar vor allem in einer ziemlich verstrahlten Fantasie gefunden. Das ist amüsant, überraschend, tritt mal viele Assoziationen los – und manchmal auch ziemlich auf der Stelle. Ein kurioser Trip vom Urknall in den Garten Eden durch die Evolutionsgeschichte – bis in die unvermeidliche Apokalypse.