Der Kölner Ehrentheaterpreis 2020

geht an Gerda König

Laudatio zum Kölner Ehrentheaterpreis 2020 an Gerda König

Von Angie Hiesl, Kölner Ehrentheaterpreisträgerin 2001 und Jurymitglied

Get out of your comfort zone!

Mit dem Kölner Ehrentheaterpreis 2020 wird heute Gerda König, eine besondere Frau und außergewöhnliche Künstlerin, geehrt. Gerda König ist die künstlerische Leiterin und Choreografin der Kölner DIN A 13 tanzcompany. Vor 25 Jahren gründete sie diese erste professionell arbeitende mixed-abled Tanzkompanie Deutschlands. Die aus Tänzer.innen mit und ohne körperliche Beeinträchtigungen bestehende Tanzkompanie arbeitet international, nicht nur in Europa sondern auch in Afrika, Süd- und Nordamerika sowie in Asien.

Mit ihrer künstlerischen Arbeit hat sie Maßstäbe gesetzt, Körpernormen und Ästhetik im Tanz neu zu betrachten und zu definieren. Körper in ihrer Spezifik zu akzeptieren, jenseits gängiger ästhetischer Normen, ist für sie und ihre Kompanie eine Selbstverständlichkeit. Sie fordert Seh- und Denkgewohnheiten heraus, indem sie die unterschiedlichsten körperlichen Einschränkungen und Handycaps als Erweiterung des Tanzvokabulars in die künstlerische Arbeit einbezieht. Es geht ihr um Diversität in aller Konsequenz, um die Einzigartigkeit jedes Menschen, jedes Körpers. Ihre ästhetische Forderung an die Kunst strapaziert und provoziert herkömmliche Grenzen, deckt Tabus auf und hat somit gleichzeitig eine gesellschaftliche wie auch eine politische Dimension.

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Gerda König selbst, als Person mit körperlicher Besonderheit, sitzt seit frühester Kindheit im Rollstuhl. Sie kann sich nur sehr eingeschränkt bewegen, hat es aber geschafft, etwas in Bewegung zu setzen, was weit über normierte Körperlichkeit und Ästhetik hinausgeht.

Nach einem Studium der Psychologie an der Universität Köln, begann sie sich 1991 intensiv mit Tanz auseinanderzusetzen. Konsequent und unbeirrt folgte sie ihrer Vision einer anderen Art des Tanzes. Ein Weg, der erst einmal gekennzeichnet war von Widerständen bis hin zu Ablehnung, gleichermaßen aber auch von Begeisterung und Anerkennung für das Neue im zeitgenössischen Tanzkontext.

Die ersten großen Förderer der DIN A 13 tanzcompany, wie die Kunststiftung NRW und das Goethe Institut, hatten sehr schnell das zukunftsweisende Potenzial dieser Arbeit erkannt und ermöglichten erste Reisen ins Ausland. Die vielfache  Zusammenarbeit mit Künstler.innen anderer Kulturkreise erweiterten das Themenspektrum und hatten die Gründung auch anderer mixed-abled Tanzcompanien in den jeweiligen Ländern zur Folge. Somit ist ein sich stetig erweiterndes Netzwerk in Gang gesetzt worden. Es ist Gerda stets ein Anliegen,

Menschen unterschiedlichster kultureller und sozialer Herkunft durch die künstlerische Arbeit sichtbar zu machen und ihnen somit einen Platz mitten in der Gesellschaft zu geben. Ihr großes Engagement und ihre Menschenliebe macht sie zur Kämpferin gegen die Konvention.

Es gibt sehr wichtige Weggefährt.innen in Gerda Königs Arbeit, mit denen sie künstlerisch als auch organisatorisch zusammen gearbeitet hat: über viele Jahren waren dies Marc Stuhlmann und Gustavo Fijalkow. Und seit bereits zwanzig Jahren arbeitet Gitta Roser choreografisch an ihrer Seite. Eine Vision für die Zukunft: Gemeinsam mit Gitta Roser entwickeln sie derzeit das Ausbildungsformat M.A.D.E. Es hat zum Ziel, mixed-abled Tanz als professionelle Hochschulausbildung, für Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen, akademisch zu etablieren.

Liebe Gerda, lass dich weiterhin von deiner Neugier, Lebenslust und Renitenz leiten … Alles erdenklich Gute!

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BODYREALITIES Outdoor Performance
Künstlerische Ltg./Choreographie: Gerda König Tänzer: Mahesh Umagiliya, Saman Pushpa Kumara Filmautoren: Miriam Jakobs und Gerhard Schick Co-Choreographin:​ Gitta Roser (Outdoor-Performance) Musik: Chinthaka Jayakodi Kostüme: Mahesh Umagiliya Licht: Gerd Weidig Videotechnik: Gonzalo Rodriguez (Bühnenstück),
​Jürgen Salzmann (Outdoor-Performance)

Eine Produktion der DIN A 13 tanzcompany, im Auftrag von VisAbility e.V., in Kooperation mit der Tanzfaktur Köln, dem Meranga Fine Arts Ensemble und dem Korea International Accessible Dance Festival Kiada.
Gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, dem Kulturamt der Stadt Köln, der Schmitz Stiftung, der Kämpgen Stiftung und der Kunststiftung NRW.