VIDEO: SE SENTIR VIVANT – Deutschland-Premiere
Konzept, Text und Choreografie: Yasmine Hugonnet // Licht: Dominique Dardant // Musik: Mickael Nick // Kostüm: Karine Dubois
Yasmine Hugonnet, die in der vorigen Festivalausgabe mit ihrem Solo „Le Récital des Postures“ das Bonner Publikum verzauberte, interessiert sich für Tanz als eine Form von Sprache; sie erforscht die Beziehung zwischen der Form des Körpers, unserer Vorstellungskraft und Empfindung. In SE SENTIR VIVANT widmet sie sich den vielfältigen Stimmen des Körpers: der Stimme der Augen, der Hände, des Mundes, des Bauches… Sie scheinen Quellen größter Kraft und Intensität zu sein, Quelle ausgeprägter Vitalität. Welche Rollen spielen sie in unseren täglichen Strategien und Ritualen, um mit uns selbst in Kontakt zu kommen?
Als freischaffende Choreografin und Tänzerin arbeitete Yasmine Hugonnet in Taiwan, Norwegen, Frankreich, Slowenien und in der Schweiz. 2010 gründete sie ihre Company Arts Mouvementés in Basel. Ihre Arbeiten wurden u.a. zum Impuls Tanz Festival in Wien, tanzhaus nrw Düsseldorf, Mladi Levi Festival Ljubljana, Festival Arts Danthé in Paris, Brigittines International Festival Bruxelles eingeladen. Zurzeit arbeitet sie eng mit dem Théâtre de Sévelin 36 in Lausanne zusammen.
Produktion: Arts Mouvementés Koproduktion: Arsenic – Centre d’art scénique contemporain Gefördert durch: Canton de Vaud, Loterie Romande, Ville de Lausanne, Pro Helvetia – Fondation suisse pour la culture, Fondation Nestlé pour l’Art, Migros Vaud. Residenzen: Arsenic -Centre d’art scénique contemporain – Lausanne (CH), Théâtre Sévelin 36 – Lausanne (CH), La Briqueterie – CDC du Val de Marne (FR) Prêt de studios Centre Culturel Suisse – Paris (FR), Centre National de la Danse – Pantin (FR), Ménagerie de Verre – Paris (FR), Studio Le Regard du Cygne – Paris (FR), Les Laboratoires d’Aubervilliers (FR). Yasmine Hugonnet est artiste associée au Théâtre Sévelin 36 (2015 -2017) et bénéficie du programme YAA! – Young Associ
Aus der Nachtkritik von Melanie Suchy auf TANZweb.org:
“…Dass die Zuschauer dieses meisterhafte Solo als solches wahrnehmen konnten mit geschärftem Blick für jeden Handgelenkknick, für Dynamiken und Verbindungslinien – und deren Brüche – zwischen Gliederteilen, war auch Yasmine Huggonet zu verdanken, die zuvor im Theater im Ballsaal ihr “Se sentir vivant” von 2017 gezeigt hatte, ebenfalls ein Meisterwerk und ebenfalls eine deutsche Erstaufführung. Anders als Hauert und Schenker hat sie die Choreographie fixiert. Streng. Mit dieser Strenge spricht sie über Leblosigkeit in dem Stück, das nach “Sich lebendig fühlen” fragt und gräbt.
Wer hat das Wort?
Lange Zeit regen sich bei ihr nur jeweils ein Bein und ein Arm, bisschen heben, senken, heben, ganz langsam, unisono; der Rest des Körpers und das Gesicht, bleiben unbeteiligt, gefühllos. Andere Richtungen und Gelenke kommen hinzu, auf und zu, später Tempo, trocken bleibt es trotzdem. Bis Yasmine Hugonnet am Boden landet, liegt und wie im Schlaf etwas Neues findet oder gebiert. Sie lagert auf der Seite, die jeansbekleideten Beine leicht geöffnet, neben sich ein aufgeklapptes Buch, ihre rechte Hand rutscht an den Unterleib, die Finger krümmen, strecken, klumpen sich, werden zum Schnäbelchen, nein Köpfchen an einem armlangen Schlangenhals, das am Körper der Frau wie auf einer gemalten Hügellandschaft entlangwandert. Schließlich würgt diese Frau Töne aus dem Bauch durch den Hals heraus, hohe und tiefe Stimmen, aufgeregt palavernd; dann spricht etwas aus ihr, ohne dass sie die Lippen bewegt, wie aus einer Maske hervor: Text, Poesie. Es ist der “Erste Gesang” aus “Der Hölle” von Dante Alighieris “Göttlicher Komödie” über ein Erkennen, halb im Schlaf, und Verlieren.
“Auf halbem Wege unsers Erdenlebens”
Nicht eins zu sein.