FULMINANTES STÜCK

Unsere Videoimpressionen zu „ROUGHHOUSE“

ROUGHHOUSE von Richard Siegal / Ballet of Difference & Ensemble Schauspiel Köln
NÄCHSTE VORSTELLUNG: 11.und 12.06. in Amsterdam im Rahmen des Holland Festivals

Vollgepackt mit schrägem Humor. Eine groteske Wortschlacht, deren Sinn sich in erster Linie körperlich und nur zweitrangig über das Gehirn vermittelt. Ein grossartiges Ensemble, geformt aus  den Tänzerinnen und Tänzern von Richard Siegals „Ballet of Difference“ und dem Ensemble des Schauspiel Köln, rauft sich sowohl physisch, als auch schauspielerisch, vollkommen auf Augenhöhe durch die temporeiche Satire. In ihrer Abgedrehtheit erinnert diese, nicht allein durch die urkomischen „Kämpfe“ auf den Schaumstoffmatten im Bühnenhintergrund, an Woody Allens irre Zukunftsvision „The Sleeper“. Auch wenn „Roughhouse“, wie auch „The Sleeper“, noch ein paar Spannungshänger aufweist: das ist rasant inszeniert und choreografiert, oder wie es das Programmheft vollkommen zu recht beschreibt:

„…Voll atemloser Spielfreude taumeln Schauspieler*innen und Tänzer*innen über den instabilen Boden einer Medienwelt, in der Gewalt keine Konsequenzen zu haben scheint. In rasanten Schnitten voller Slapstick-Elemente und hintergründigem Humor inszeniert der US-amerikanische Choreograf die Begegnung zwischen Schauspiel und Tanz als doppelbödiges Spiel der Zeichen. Worte und Körper wirbeln über die Bühne. Überzeugungen werden unterlaufen. Wahrheiten erscheinen und vergehen. Alle kommunizieren, keiner versteht. Besser gesagt: Jeder versteht etwas anderes. Jedem seine eigene Wahrheit. Aber ist ein Verstehen zwischen zwei Individuen überhaupt wahrscheinlich? Oder gar möglich? Ist Wahrheit noch eine stabile Kategorie des 21. Jahrhunderts? Und was würde der Verlust dieser Kategorien für eine Gesellschaft bedeuten?

ROUGHHOUSE-Richard-Siegal_SchauspielKoeln©TANZweb.org_Klaus-Dilger

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Seit Anfang November (2018) arbeitet der amerikanische Choreograf Richard Siegal mit Schauspieler*innen des Kölner Ensembles und einer Auswahl von Tänzer*innen seiner Kompanie Richard Siegal / Ballet of Difference an dem Crossover-Projekt ROUGHHOUSE. Der Titel rührt von dem Verb »roughhousing«her, das eine Art spielerisches Kämpfen bei Kindern bezeichnet. Unter diesem Motto reden sich Schauspieler*innen und Tänzer*innen in dicht gepackten Szenen um Kopf und Kragen, und berühren dabei doch die dringlichsten Diskurse der Mediengesellschaft unserer Zeit. Dazu hat Siegal eigens einen Theatertext verfasst, in dem die Sprache als Werkzeug der Sinnvermittlung radikal in Frage gestellt wird.

ROUGHHOUSE-Richard-Siegal_SchauspielKoeln©TANZweb.org_Klaus-Dilger

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Richard Siegal ist bekannt dafür, sich immer wieder auf unbekanntes Terrain zu wagen und neue Ästhetiken auszuprobieren. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit Musik, Digitalisierung, Mode, Architektur und Oper ergänzt er mit ROUGHHOUSE (früherer Arbeitstitel CROSSOVER) diese Serie von interdisziplinären Arbeiten nun um die Sparte Schauspiel.

Auch durch die Zusammenarbeit mit Künstler*innen unterschiedlichster Disziplinen versucht er, dem zeitgenössischen Tanz ein neues Gesicht zu geben. Für ROUGHHOUSE arbeitet Siegal erneut mit Lorenzo Bianchi Hoesch (Musik), Gilles Gentner (Licht) und Lea Heutelbeck (Video) zusammen. Das Kreativteam komplettieren Jens Kilian (Bühnenbild) und die junge Mode-Designerin Flora Miranda, die im vergangenen Jahr zum exklusiven Kreis der sechs ausgewählten Künstler*innen für die Plattform Forecast am Haus der Kulturen der Welt gehörte, bei der sich Siegal als Mentor engagierte.

ROUGHHOUSE-Richard-Siegal_SchauspielKoeln©TANZweb.org_Klaus-Dilger

ROUGHHOUSE-Richard-Siegal_SchauspielKoeln©TANZweb.org_Klaus-Dilger

Mit ROUGHHOUSE erreicht die über mehrere Jahre angelegte Zusammenarbeit zwischen Richard Siegal / Ballet of Difference und dem Schauspiel Köln / Tanz Köln ihren Höhepunkt und ermöglicht nicht nur im Rahmen der renommierten Tanzgastspiele mit einer Kompanie zusammenzuarbeiten, sondern über einen längeren Zeitraum selbst in Köln zu produzieren und damit die Sparte Tanz mit dem Schauspiel zu verbinden.

Eine Koproduktion mit Tanz Köln, dem Muffatwerk München, Richard Siegal / The Bakery und ecotopia dance productions
Gefördert durch: Kulturstiftung des Bundes • Kulturreferat der Landeshauptstadt München • Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

BESETZUNG – Yuri Englert, Marlene Goksch, Nicola Gründel, Stefko Hanushevsky, Courtney Henry, Seán McDonagh, Margarida Neto, Claudia Ortiz Arraiza, Diego Tortelli – Choreografie / Regie / Text: Richard Siegal – Dramaturgie: Tobias Staab | Stawrula Panagiotaki – Komposition: Lorenzo Bianchi Hoesch – Bühne: Jens Kilian | Richard Siegal – Licht: Gilles Gentner – Kostüme: Flora Miranda – Video: Lea Heutelbeck – Übersetzung: Tobias Staab – Ballettmeisterin: Caroline Geiger – Sportwissenschaftliche Betreuung: Gjuum – Produktionsleitung: Miria Wurm

ROUGHHOUSE-Richard-Siegal_SchauspielKoeln©TANZweb.org_Klaus-Dilger

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