Zum erfolgreichen Abschluss:

„New Voices“- Nachwuchspräsentation Tanzsolofestival

Von Elisabeth Einecke-Klövekorn

Traditionell präsentiert sich zum Finale des Internationalen Bonner Tanzsolofestivals der Nachwuchs. Unter dem Titel „New Voices“ zeigten am Sonntag in der Brotfabrik Studierende des Abschlussjahrgangs BA Tanz des Zentrums für Zeitgenössischen Tanz (ZZT) an der Hochschule für Musik und Tanz Köln insgesamt zehn kurze Soloarbeiten. Allesamt konzipiert, choreografiert und performt von den jungen Talenten selbst. Das Besondere dabei: Alle Werke entstanden in der Auseinandersetzung mit der künstlerischen Praxis erfahrener Mentorinnen und Mentoren.

Hinzu kam zu Beginn des von der ZZT-Direktorin Vera Sander künstlerisch geleiteten Abends noch die Premiere eines etwas umfangreicheren Solos der ZZT-Absolventin Vivien Kovarbašić, das sie als Residenzkünstlerin des Mittelzentrums Bonn im Theater im Ballsaal mit Unterstützung der Choreografin Rafaёle Giovanola entwickelt hatte. Das atmosphärisch dichte Solo „Xitches/burned lines“ befasst sich in vielschichtigen Bewegungen mit Hexenverfolgungen und Kraft zur Überwindung von Vorurteilen. Sehr poetisch war das Ballonspiel „Lump“ von Yeolin Kim, tänzerisch hochkonzentriert die Verpuppung in vom Boden gezogenen Tuchstreifen „Pupa“ von Juliana Garaycochea. Erfrischenden Mut zur Komik bewies Emma Stacey im roten Sportdress mit ihrer witzig-selbstironischen Muskel- und Boxkampf-Darbietung „Imprinting Knuckles“. Einige Performances erzählten kleine Geschichten wie das heiter um geschützte Leerzeichen konstruierte „&nbsp“ von Nai-An Chen, andere kreisten um aktuelle politische Themen wie „…wo ich noch nie war…“ von Jovana Petrovska. Mal stand die tänzerische Form im Zentrum, mal die theatrale Emphase.

Ander Ballarin, der einzige Mann in der Riege, präsentierte, bekleidet nur mit einem knappen Tanga und begleitet von einem quietschenden Spielzeughündchen, eine blutige Schauerromanze. Hyunsoo Auo  überzeugte mit „Hair Rights“, in dem sie ihr Gesicht hinter ihren langen schwarzen Haaren versteckt und gleichzeitig mit einem Büschel Haare den Boden putzt. Am Ende stand „ovo – the future is“ von Leonie Stöckle, die weiße Eier über den Boden rollen lässt und zärtlich danach fragen scheint, was ihnen wohl entschlüpfen wird.

Wilde Ausbrüche gab es in dieser Nachwuchsshow kaum, auch keine Ausflüge in die Urban-Dance-Szene. Eher nachdenkliche Reflexionen über die Einsamkeit des bewegten Körpers. Manche der jungen Kreativen sind schon unterwegs in eine professionelle Laufbahn.

Der Abschluss des insgesamt gelungenen, erstmals von Daniela Ebert kuratierten und organisierten Tanzsolofestivals mit seinen durchweg sehr gut besuchten Vorstellungen machte jedenfalls neugierig auf weitere Impulse für den zeitgenössischen Tanz.