Krefeld feiert den Tanz in der Fabrik Heeder
Der perfekte Auftakt
Die zwanzigste Ausgabe von MOVE! – Krefelder Tage für modernen Tanz eröffnet mit TORSO MODI von Stephanie Thiersch | MOUVOIR mit dem Asasello Quartett und den Tänzer_innen des Salzburger BRODHI PROJECTs
Nach Corona bedingter Zwangs-Tanz-Pause, in der Tanz aus der Fabrik Heeder nur virtuell im Netz erlebbar war, wurde nun erstmals wieder spürbar, dass die Krefelder und angereiste Gäste den zeitgenössischen Tanz wieder als ein gesellschaftliches Ereignis feiern wollten, auch wenn sie noch auf die sonst übliche Premierenfeier nach der Eröffnung verzichten mussten.
Frank Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld und Bettina Milz, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, unterstrichen in ihren Begrüssungsreden ebenfalls den Stellenwert, den diese Kunstform hier seit 1994 einnimmt. Beide gehen sie ein auf die von Melanie Suchy verfasste Festschrift, die immer wieder die zahlreichen Künstler_innen zitiert, die nicht selten ihre Karrieren ein Stück weit der Hilfe dieser Krefelder Tanzgeschichte verdanken. Die Festschrift versucht ein wenig die Lücke zu den Jahren von 1994 bis 2014 zu füllen, die in drei Teilen im Verlag „Heimat“, anlässlich des 25jährigen Jubiläums, als Erinnerungen des Festivalgründers Jürgen Sauerland-Freer und der Co-Direktorin Dorothee Monderkamp erschienenen sind, die wir freundlicher Weise auch auf unserer Plattform TANZwebKREFELD.de veröffentlichen durften, mit der wir seit 2014 den Tanz in Krefeld begleiten und dokumentieren.
Reiches Ereignis
So würden die Meisten wohl den englischen Begriff eines „events“ übersetzen. Dies muss hier nicht unbedingt ein choreografisches oder tänzerisches Feuerwerk bedeuten, sondern etwas, dessen Kernqualitäten sich zur Freude des Publikums im Einklang mit den aussergewöhnlichen Qualitäten dieses Festivals entfalten können:
Die Förderung dessen, was es nicht immer leicht hat, in Verbindung mit der Präsentation von hoffnungsvollen (Nachwuchs)Talenten und Einrichtungen.
So erarbeitete Stephanie Thiersch | Mouvoir aus Köln mit der österreichischen Nachwuchs-Compagnie BODHI PROJECT aus Salzburg, die vorwiegend aus Absolventen von Susan Quinns SEAD Akademie besteht, gemeinsam mit dem blendend disponierten Asasello Quartett, vier choreografische Tableaux Vivants zu neu komponierten Auftragswerken von Judit Varga, Máté Balogh, Árpád Solti und Péter Tornyai. Ein Projekt, das bereits in 2019 mit Unterstützung der Kunststiftung NRW begonnen wurde und das sich als eine Art „work in progress“ mit jedem Zusammentreffen, anlässlich neuer Präsentationsmöglichkeiten, weiter entwickeln darf.
So entsteht nicht nur ein äusserst lebendiger Kulturaustausch, auch mit dem diesjährigen Gastland Österreich, sondern eine Generationen übergreifende Zusammenarbeit, von der nicht nur die durchwegs sehr gut ausgebildeten Tänzerinnen und Tänzer profitierten.
Das Projekt, das vier jungen ungarischen Komponisten und ihren nicht immer leicht zugänglichen Werken ein hervorragendes Plateau eröffnet, überzeugt vor allem durch die Momente eines humorvollen Aufeinanderprallens von Musikern und Tänzer_innen, die das Publikum durchatmen lassen und die sie disponibel für neue künstlerische Abenteuer werden lässt. Daran arbeiten Thiersch und Asasello Quartett nunmehr bereits seit mehreren Jahren mit grossem Erfolg.
Stephanie Thiersch nach choreografischen Maßstäben beurteilen zu wollen, würde ihr und ihrer Arbeit nicht gerecht, wie auch in diesem Projekt. Sie ist, mehr denn je, mit Hilfe ihrer zahlreichen Förderer, transdisziplinäre Gastgeberin, nicht erst geworden.
Das Publikum nahm TORSO MODI in der vollbesetzten Fabrik Heeder mit „trampling ovations“ auf.