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Unsere Videoimpressionen zu:

MIRA7_THULEY beim MOVE!-Festival in Krefeld gefeiert

Julia Riera in der Fabrik Heeder mit ihrer jüngsten Produktion

Das Stück könnte schweben, eine vordergründige Handlung gibt es nicht und dies schafft potentiell den Individualraum für viele Geschichten und vermutlich jeweils eine andere bei jedem Zuschauer

Nachtbesprechung von Klaus Dilger

Julia Riera ist Stammgast in der Fabrik Heeder und sie scheint dabei jedes Mal das Krefelder Publikum überzeugt zu haben, denn so gut besucht wie gestern Abend sind die Einführungen, die beim MOVE!-Festival den Stücken vorausgehen, selten.

Es ist ein wichtiges Merkmal und grosses Verdienst der Krefelder Tanzveranstalter, die sich damit auch zum sogenannten “Mittelzentrum Tanz” des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt haben, dass sie den talentierten Tanznachwuchs des Landes kontinuierlich beobachten, und wenn sie fündig werden, diesen auch in ihren verschiedenen Formaten fördern. Dabei bildet das Festival “MOVE!” die bisher oberste Stufe, zeigt sie doch ausgesuchte Produktionen aus NRW auch im internationalen Vergleich zu einem jährlich wechselndem Europäischen Partnerland.

MIRA-7_Thuley©TANZweb.org_Klaus-Dilger

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Dass Julia Riera diesen Vergleich nicht zu scheuen braucht, zeigte sie über weite Strecken auch mit ihrer jüngsten Produktion “MIRA7_THULEY”, für die sie den Kölner Tanztheaterpreis 2018 erhalten hatte, auch wenn hier angemerkt werden muss, dass diese Produktion, im Empfinden des Rezensenten, bei Weitem nicht die stärkste Produktion der noch immer jungen Compagnie aus Köln ist.

Diese Kritik darf durchaus auch als etwas Positives betrachtet werden, misst sie doch Aktuelles am gesamten bisherigen Werk der Choreografin.

Das Stück könnte schweben, eine vordergründige Handlung gibt es nicht und dies schafft potentiell den Individualraum für viele Geschichten und vermutlich jeweils eine andere bei jedem Zuschauer. Dass bei dieser Meinung nur die Konditionalform gewählt wird, liegt daran, dass die Choreografin bei dieser inszenierten Begegnung der fünf Protagonisten, von denen drei professionelle Tänzer sind und zwei Jugendliche, die aus Afghanistan stammen, das von ihr selbst angelegte Potential nicht wirklich nutzt.

MIRA-7_Thuley©TANZweb.org_Klaus-Dilger

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Das Stück beginnt offen und doch spannend: aus dem Bühnenhimmel sind fünf Kopfhörer abgelassen, sie hängen an Gummibändern, wie wir später erfahren werden. Ein junger Mann betritt die Bühne und setzt sich eines der Ohrhörerpaare auf und beginnt langsam mit seinen Bewegungen, die immer stärker werden, bis er in der, für die Zuschauer nicht hörbaren, Musik zu grooven scheint, während sich im Bühnenraum lediglich ein knarzendes Geräusch verliert… Das hätte spannend weitergehen können, insbesondere im Zusammenspiel mit den weiteren Protagonisten, die nach einander hinzukommen und sich ebenfalls, in den meisten Fällen die Kopfhörer überstülpen… Doch bald quält sich der Rezensent immer wieder mit der doch auffälligen Beliebigkeit der eingespielten Sound-Komposition von Philip Mancarella, der bei früheren Arbeiten der Compagnie durchaus einen grossen Anteil am Erfolg der Stücke hatte, dem aber für THULEY viel zu oft Klangkompositionen einfallen, die das Bühnengeschehen eher plätten, anstatt es spannend zu halten oder gar schweben zu lassen.  Das ist enorm schade, denn es gibt durchaus schöne Bilder und Momente und überzeugende Akteure.

Für das Krefelder Publikum scheinen diese Bilder und Momente so überzeugend gewesen zu sein, dass es zum Schluss langanhaltend und begeistert applaudierte.

Unsere Videoimpressionen folgen

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Von |2019-11-08T13:00:31+01:008. November, 2019|

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