KÖNNEN UND LEIDENSCHAFT – im TANZABEND 2019
Pina Bausch und Lutz Förster gewidmet
TANZABEND 2019 mit Choreographien von: Iñaki Azpillaga, Julio César Iglesias Ungo, Kuo-Chu Wu und Pina Bausch feierte gestern Abend Premiere in der Neuen Aula | Campus Essen-Werden. Es tanzten Studierende des Instituts für Zeitgenössischen Tanz
Impressionen von Klaus Dilger
Einmal mehr unterstrich das Institut für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste seine herausragende Stellung unter den Ausbildungsinstituten für Tanz in Deutschland.
Mit Können und noch mehr Leidenschaft präsentierten die Studierenden der verschiedenen Jahrgänge und Ausbildungsrichtungen zwei neue Kreationen. Während das Bewegungs- und Sprachprojekt von Iñaki Azpillaga mit dem Titel „ TABLEAUX… Going fast does not allow watching the hidden rabbits in the forest“ nicht wirklich überzeugen konnte, überraschte „This horse you cannot ride“ von Julio César Iglesias Ungo mit einer wuchtigen Choreographie und noch mitreissenderer Musikkomposition, ebenfalls von Ungo, die man so nach seiner letzten Kreation, gemeinsam mit Helder Seabra, nicht erwarten konnte. Diese Arbeit für das IZT gab allen Beteiligten viel Raum, auch ihre Ausdrucksfähigkeiten erproben und unter Beweis stellen zu können.
Obwohl es sich bei einem Ausbildungsprojekt eigentlich nicht geziemt, einzelne Leistungen hervorzuheben, so muss doch Kenji Shinohe hier erwähnt werden, dessen Choreografien bereits zweimal Eingang auf TANZweb.org gefunden haben, im Rahmen der Begleitung des „Schrit_tmacher Festivals – Generation2“, und der uns hier einmal mehr, diesmal mit seiner performerischen Leistung überzeugte und ein Ausrufezeichen setzte, als ein Talent, das es gilt im Auge zu behalten.
Ansonsten wollen wir es hier bei den fotografischen Eindrücken zu den einzelnen Stücken belassen, bevor wir unsere Trailer zu den verschiedenen Stücken in der Folge veröffentlichen.
Weitere und unbedingt empfohlene Aufführungen: MI_26. Juni | 19.30 Uhr – DO_27. Juni | 19.30 Uhr – FR_28. Juni | 19.30 Uhr – Neue Aula | Campus Essen-Werden
Hier die Ankündigungen des Programmheftes in Verbindung mit unseren Impressionen:
Tanzabend 2019
FÜR LUTZ FÖRSTER
Einundreißig Jahre lang lehrte Lutz Förster im Studiengang Tanz der Folkwang Universität der Künste. Wir verdanken ihm viel. Mit Ende des Sommersemesters verabschiedet sich Lutz Förster in den Ruhestand. Die Choreographie „Tantalus“ von Kuo-Chu Wu möchten wir ihm widmen. Kuo-Chu Wu, auch bekannt unter seinem Spitznamen Jyudz, steht stellvertretend für die vielen Studierenden, die Lutz Förster während ihres Studiums unterstützte und denen er half, erfolgreich ihren Weg in den Beruf zu finden.
Tantalus
Choreographie: Kuo-Chu Wu
Tanz: Auranne Brunet-Manquat, Florian Entenfellner, Seulki Hwang (M.A. Interpretation I), Julius Olbertz, Etienne Sarti (M.A. Interpretation II), Noemi Defossez, Antonia Koluiartseva (M.A. Choreographie I), Sarah Louise Fischer Luckow (Erasmus+ Austauschstudierende/Oslo National Academy of the Arts) – Einstudierung: Thusnelda Mercy und Elisabetta Lauro – Musik: „The Tale“ und „Walking Song“ von Meredith Monk – Dauer: 15 Minuten
Premiere: 8. März 2000, Folkwang Universität der Künste, Essen
Kuo-Chu Wu
1970 – 2006
Bei Kuo-Chu Wus Berufung zum Tanzdirektor des Staatstheaters Kassel im Jahr 2004, vermuteten die deutschen Medien, er würde das Tanztheater in eine neue Ära führen. Tragischer Weise verstarb Wu zwei Jahre später, nur 36 Jahre alt. Eine leidenschaftliche Bewunderung für ihn und sein Werk ist jedoch geblieben.
Noch während er an der Taipei National University of the Arts Schauspiel studierte, entschied sich Wu Tänzer zu werden. Er verringerte sein Gewicht von 96 auf 76 Kilogramm und erhielt sein erstes Tanz-Engagement in der Rolle des Hilarion in einer studentischen Produktion von Giselle. Zu diesem Zeitpunkt war er 25 Jahre alt. 1997 kam Wu nach Deutschland, um an der Folkwang Universität der Künste zu studieren, an der er auch sein Tanz-Diplom erhielt. Im Anschluss arbeitete er als Gastdozent sowie als Gastchoreograph an der Folkwang-Tanzabteilung und wurde mit einer Choreographie für eine Operninszenierung in Wuppertal beauftragt. Seine Choreographien wurden auf Festivals in Frankreich, England, Luxembourg, Italien und Deutschland gezeigt.
Wu`s Arbeiten zeigen Zustände der Ausgelassenheit, des Deliriums und der Melancholie, die nebeneinander gestellt eine starke emotionale Wirkung erzeugen. Während er die dunklen Abgründe menschlicher Zustände erforscht, verliert er niemals den Sinn für Humor. Die Presse bescheinigte ihm dafür ein perfektes Zusammenspiel von spielerischen Elementen, Elan und
Schwerkraft. Kuo-Chu Wu studierte gleich mehrere Werke für Cloud Gate 2 ein, wie z.B. Tantalus, ATÉ, Life is Else-Where sowie – am meisten beachtet – Oculus, eine Choreographie, die laut der Zeitschrift Performing Arts Review Wu´s beachtliche Fähigkeit in der Kunst des Tanztheaters unter Beweis stellte. 2004 lud ihn Lin Hwai-min, der Gründer und Künstlerische Direktor von Cloud Gate ein, On the Heights für das Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan zu choreographieren, das bei seiner Premiere im National Theater in Taipei, Taiwan enthusiastisch vom Publikum gefeiert wurde.
TABLEAUX…
Going fast does not allow watching the hidden rabbits in the forest
As a real unsolved dream, a multiple organisation of characters composes a kaleidoscopic pictorial collage where material and energy must fl ow fast. An ecosystem of human relationships…grabbed, towed, thrown, squeezed, smashed, pleased. Out there, the only question drifting is: „who devours who?
Choreographie: Iñaki Azpillaga in Zusammenarbeit mit allen Tänzer*innen – Tanz: Guilherme Carotenuto, Gabrielle Duval, Sarah Hesam-Zadeh, Pin-Chen Hsu, Minju Kim, Jan Kollenbach, Chih-Yin Li, Lucas Lopes Pereira, Birte Lüderitz, Igor Meneses Sousa, Kati Menze, Kris Dao Nicholls, Gustavo de Oliveira Leite, Jolinus Marten Pape, Kah Chun Pau, Lara Pilloni, Christina Schulz, Leonie Türke, Sara Valenti (Studierende des 3. Jahrgangs) – Musik: „Zip It“ von Love Tax, „DMB“ von Manngold, „Ritwo“ von M. Proaño & Igor Meneses Sousa, Bearbeitung: Thomas Wacker – Assistenz: Prof. Etsuko Akiya – Mitarbeit Licht: Jolinus Marten Pape & Kah Chun Pau – Mitarbeit Ton: Igor Meneses Sousa – Mitarbeit Kostüme: Lara Pilloni, Leonie Türke & Kati Masami Menze – Mitarbeit Szene: Sara Valenti, Lucas Lopes Pereira, Chih-Yin Li & Pin-Chen Hsu
Dauer: 35 Minuten – Uraufführung: 25. Juni 2019, Essen
Iñaki Azpillaga
Iñaki Azpillaga ist ein in Brüssel lebender Tanzpädagoge, in dessen Kreationen seine pädagogischen Methoden einfl ießen. Er gibt Workshops und unterrichtet Profi s und angehende Tänzer*innen. In seinem Unterricht verbindet er klassische und zeitgenössische Tanzelemente.
FÜR PINA BAUSCH
Anlässlich ihres zehnten Todestages am 30. Juni möchten wir Pina Bausch mit drei Solotänzen würdigen. Wir sind froh und stolz darauf, dass wir Pina Bauschs einzigartige Kunst auch an Folkwang an eine neue Generation weitergeben dürfen. Die Soli stammen aus dem 1998 von Pina Bausch geschaffenem Stück „Masurca Fogo“.
Drei Soli aus „Masurca Fogo“ – Choreographie: Pina Bausch – Tanz: Auranne Brunet-Manquat (M.A. Interpretation I), Julius Olbertz, Etienne Sarti (M.A. Interpretation II) – Einstudierung: Prof. Stephan Brinkmann, Chrystel Guillebeaud, Dominique Mercy – Musik: “Model” von Bălănescu Quartet, “Nos Tempos Em – Que Eu Cantava” von Alfredo Marceneiro Dauer: 10 Minuten
Mit freundlicher Genehmigung der Pina Bausch Foundation und dem Verlag der Autoren
Pina Bausch
Pina Bausch, geboren 1940 in Solingen, gestorben 2009 in Wuppertal, erhält ihre Tanzausbildung an der Essener Folkwang-Hochschule unter Leitung von Kurt Jooss. Hier erlernt sie eine exzellente Tanztechnik. Als der Wuppertaler Intendant Arno Wüstenh.fer sie zur Spielzeit 1973/74 als Choreographin verpflichtet, benennt sie das Ensemble schon bald in Tanztheater Wuppertal um. Unter diesem Namen erlangt die Kompanie, obwohl anfänglich umstritten, mit den Jahren Weltgeltung. Ihre Verknüpfung von poetischen und Alltagselementen beeinfl usst entscheidend die internationale Tanzentwicklung. Weltweit mit den höchsten Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, zählt Pina Bausch zu den bedeutendsten Choreographinnen der Gegenwart.
This horse you cannot ride
Choreographie: Julio César Iglesias Ungo – Tanz: Luisa Fernanda Alfonso, Valeria Alvarado Mejia, Estefanía Álvarez Ramírez, Vladislav Buravzev, Emily Castelli, Sunkyung Cho, Rosa Dicuonzo, Lisa Grandmottet, Lisa Margarita Hellmich, Josephine Kalies, Marius Ledwig, Hsiao Ting Lee,
Annalisa Palmieri, Christian Paul, Daniela Riebesam, Robert Schulz, Kenji Shinohe, Elisa Spina, Yurika Yamamoto, Zitong Yuan (Studierende des 4. Jahrgangs) – Musik: Julio César Iglesias Ungo a.k.a. J-LAWTON – Assistenz: Claudia Iglesias Ungo – Dauer: 40 Minuten – Uraufführung: 25. Juni 2019, Essen
Julio César Iglesias Ungo
Julio César Iglesias Ungo studierte an der nationalen Tanzakademie in Havanna zeitgenössischen Tanz und war Mitglied der nationalen Tanzkompanie Kubas. Als Tänzer arbeitete er in zahlreichen
internationalen Ensembles in Europa und Lateinamerika, u. a. mit Samir Akika und zuletzt bei Ultima Vez des belgischen Choreographen Wim Vandekeybus. Als Choreograph hat er u. a. für das Renegade Theater und das Schauspielhaus Bochum Stücke entworfen. Sein dynamischer Stil als Tänzer findet sich auch in seinen choreografi schen Arbeiten wieder, die sich durch eine hohe Physis und eine experimentelle Tanztheater-Ästhetik auszeichnet.
Licht: Oliver Semrau – Ton: Thomas Wacker – Kostümbetreuung: Anne Bentgens
Eine Produktion des Instituts für Zeitgenössischen Tanz – Institutsleitung: Prof. Stephan Brinkmann Vorstand: Prof. Etsuko Akiya, Prof. Ingo Meichsner – Mitarbeit: Claudia Lüttringhaus