AUTHENTIZITÄT IM FOKUS

DEUTSCHER TANZPREIS 2023

KOMMENTIERT

DER PREIS GEHT AN…

Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy – vier überragende Persönlichkeiten, frühere Tänzer und Tänzerinnen im Ensemble von Pina Bausch erhalten den Deutschen Tanzpreis 2023

UND DESWEITEREN AN…

Der Tanzpädagoge Peter Appel wird mit dem Ehrenpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet. Die Sehbehinderte Performerin Sophia Neises wird für herausragende Entwicklung im Tanz geehrt.

Mit dem Deutschen Tanzpreis werden herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschlandausgezeichnet. Ende März hat die Jury (Juryvorsitzende Dr. Patricia Stöckemann) die Preisträger*innen des Jahres 2023 gewählt. Der Deutsche Tanzpreis 2023 für Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy ist mit 4 x 5.000 € dotiert. Die Ehrungen für Peter Appel und Sophia Neises sind ebenfalls mit einer Zuwendung von 5.000 € verbunden.

…dies wurde am 26.April bekannt gegeben.

BEGRÜNDUNG DER JURY:

„…„Von den ersten Jahren an prägten sie die Arbeit von Pina Bausch und des Tanztheaters Wuppertalkraft ihrer Persönlichkeit und ihres bedingungslosen Mitwirkens an einer Tanzästhetik, die mit bestehenden Konventionen brach und ein neues Denken im und durch den Tanz hervorbrachte. […]

Von Wuppertal aus entfalteten alle Vier ihre Strahlkraft in die Welt hinein und sind nach wie vor gefragte Tanzpersönlichkeiten. […] Der Deutsche Tanzpreis 2023 ehrt ihre Lebensleistung und ihr bis heute unermüdliches, individuelles Engagement für den Tanz.“ (so Juryvorsitzende Dr. Patricia Stöckelmann in der Pressekonferenz am 26.April im Aalto Theater)

EIN KOMMENTAR…

„……dass der Deutsche Tanzpreis 2023 an diese Tänzerpersönlichkeiten geht, deren Credo die Authentizität des tanzenden Körpers ist, darf auch als ein deutliches Signal interpretiert werden: Zum Einen als erfreulicher Kontrast zum Hype einer Digitalität, der oft genug die Schwerkraft abhanden gekommen ist, ohne die Tanz kaum denkbar ist, zum Anderen als Kontrast zur scheinbaren Beliebigkeit, mancher „anything goes“-Vertreter im Tanz und mehr noch, mancher Concept- und NON_DANCE-Anhänger. Die Zukunft des Pina Bausch Zentrums ist in Wuppertal noch längst nicht gesichert. Vieles wird auch davon abhängen, welche Resonanz der neue Intendant mit seinen Arbeiten erreichen wird und in welcher Qualität das nationale Kulturerbe, die Arbeiten von Pina Bausch und ihrer Tänzerinnen und Tänzer, ebenso deren kongenialen Partner_innen wie Borzik, Pabst und Cito in ihren Wiederaufnahmen erfahren werden. „Was bedeutet Ihnen dieser Preis, und wie sehen Sie diesen im aktuellen Kontext mit dem Tanztheater Wuppertal“, wurden die Geehrten von einer Journalistin gefragt…

Es sei nicht der richtige Moment… kam zweimal als Antwort

WAS UND WIE WEITERGEBEN…?

… die Stimmen der Preisträger_innen

EHRENPREIS FÜR DAS LEBENSWERK

Peter Appel

Das künstlerische und pädagogische Wirken von Peter Appel (geb. 1933) hat in besonderer Weise die Ballett- und Tanzszene in Deutschland beeinflusst, und wirkt bis heute auf Ausbildung und künstlerische Arbeit im Tanz.…

Seine Arbeitsweise war präzise, minutiös, inspirierend – sowohl die solistische Arbeit als auch die Art mit dem Ensemble zu proben. Er hat das Ideal der Choreografie schnell erfasst und beherrscht. Dem Ensemble die Kompositionen zu vermitteln, war ihm stets ein wichtiges Anliegen.

Sein Wissen und sein Einfühlungsvermögen in die Werke der jeweiligen Choreograf*innen, sein Einsatz und sein Humor haben namhafte Choreograf*innen begleitet und Generationen von Tänzer*innen nachdrücklich geformt und inspiriert. Seine lebenslange Hingabe für den Tanz und sein pädagogisches Talent werden von der Jury mit dem Deutschen Tanzpreis – Lebenswerk ausgezeichnet.

EHRUNG FÜR HERAUSRAGENDE ENTWICKLUNGEN IM TANZ

SOPHIA NEISES

Seit 2015 entwickelt sie verschiedene Formen der Performance im Tanz. Dabei gelingt es ihr, als Tanzpädagogin, Workshopleiterin und Dramaturgin die Notwendigkeit des Handelns zum Abbau von Barrieren zu vermitteln, und die kritische Wahrnehmung der stigmatisierten Rolle von behinderten Menschen sowohl auf der Bühne als auch im Alltag zu schärfen.

Die Ehrung von Sophia Neises für ihre herausragende Entwicklung im Tanz soll auch die Bedeutung neuer Zugänge und Handlungsmöglichkeiten in den verschiedenen Bereichen des zeitgenössischen Tanzes unterstreichen, der etwa mit mixed-abled Ensembles, Audiodeskriptionen, haptischen Einführungen, Relaxed Performances und der Verbesserung des Zugangs zu den Künsten außerhalb normativer Maßstäbe und Prozesse zu einer selbstbewussten Entfaltung eines diversen Kulturbegriffs beiträgt.

credits

Editing und Gestaltung: DANSEmedia | berlin

Bildnachweise:

Seite 1, 9, 21 ©Marcelle Münkel

Seite 4, 5, 6 ©Klaus Dilger_

Seite 10: Malou and Dominique©Marc Sieczkarek

Seite 6: Lutz Förster ©

Seite 8, 13, : Videos von TANZweb.org

Seite 12 Ursula Kaufmann

Seite 14 und 16: Peter Appel©Annelise-Loeffler-Deutsches-Tanzarchiv-Koeln

Seite 17 Sophia-Neises_Produktion-Fux-von-Ursina-Tossi©Alexandra-Polina

19: Sophia-Neises©Dieter-Hartwig-im-Rahmen-der-Produktion-„Ohren-sehen-von-Lea-Moro-2022

PREISVERLEIHUNG AM 14.OKTOBER IN ESSEN | AALTO THEATER