BORIS CHARMATZ

ALONG THE COAL-LINE
ENTLANG DER KOHLE-LINIE

Wir trafen Boris Charmatz,

den neuen Intendanten und Künstlerischen Leiter des Tanztheater Wuppertal, in seinem Büro mit Blick auf die Schwebebahn, um mit ihm über die berühmten ersten 100 Tage im Amt zu sprechen, wobei hier gefühlte, nicht gezählte Tage gemeint sind.

Derzeit probt der noch immer tanzende und tourende Choreograph, mit einem Teil seines neuen Ensembles in Wuppertal für die im Mai erscheinende Produktion „Wundertal“, dann in der Nähe von Aachen für sein „Kathedralen-Projekt“, das wohl im September Premiere feiern wird und auch für die Wiederaufnahme von Pina Bauschs „Café Müller“ in vollkommen neuen Besetzungen. Letztere wird erstmals im Januar, im Rahmen eines Tripple-Bill-Abends, zu sehen sein, gemeinsam mit „common ground[s]“ und „Das Frühlingsopfer“, dem von der Pina Bausch Foundation als Doppelabend entwickelten Projekt mit 14 Tänzerinnen und Tänzern des Afrikanischen Kontinents, sowie den Tänzerinnen-Ikonen Malou Airaudo und Germaine Acogny in Kooperation mit der École des Sables (Toubab Dialaw, Senegal) und dem Sadler’s Wells (London, UK).

WIR HABEN DA MAL EINE FRAGE…

Auf der Webseite des Tanztheaters strahlt ein grosses Portraitfoto von Boris Charmatz dem Besucher entgegen und seine dort aufgelistete Biografie endet vorläufig mit dem Blick in die Zukunft, der gleichzeitig eine Aufgabenstellung definiert, die eigentlich überrascht:

„… Boris Charmatz (übernimmt) die Leitung des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, um dort mit [terrain] ein neues Projekt zwischen Frankreich und Deutschland zu entwickeln.“

Was hat es damit auf sich?

Von Manchester nach Wuppertal…

Für die Eröffnung des Manchester International Festival 2021 erarbeitete Boris Charmatz eine Auftragsarbeit mit dem Titel „Sea Change“, als Co-Produktion von Manchester International Festival und [terrain].

Das Projekt Wundertal von Boris Charmatz im Mai 2023, das gleichzeitig einen Beitrag zur Vorbereitung des Pina Bausch Zentrums leisten soll, wird mit einem Foto beworben, in dem uns die Anordnung der Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters an Bilder erinnern, die wir in Manchester gesehen haben.

Bringt „Wundertal“ eine Wiederaufnahme von „Sea Change“?

Stichwort „FREIE SZENE“…

In Wuppertal gibt es eine lebendige und qualitativ hochwertige Freie Tanzszene. Tänzerinnen, Tänzer, Choreografinnen und Choreografen, die noch immer keine geeigneten Aufführungsorte in der Stadt haben und deshalb häufiger international und national zu sehen sind, als in Wuppertal selbst.

Gibt es bereits Kontakte zu dieser Szene und ist das überhaupt gewünscht?

Boris und Pina…

Immer wieder ist von Tanzkünstlerinnen und -künstlern aus aller Welt zu hören, dass sie sich wünschen würden, einmal ein Stück von Pina Bausch zu tanzen.

Wann sehen wir Boris Charmatz in einem Stück von Pina Bausch tanzen?

Café Jedermann?…

Im Januar wird es die erste Neu-Einstudierung eines Stückes von Pina Bausch in der Intendanz von Boris Charmatz geben. „Café Müller“ , eines der wenigen Stücke, bei denen die Erinnerung an diese ganz maßgeblich geprägt wurden vom Mitwirken der Choreografin selbst, wird in einem Tripple-Abend mit „Common Ground“ und „Das Frühlingsopfer“ zu sehen sein, einer Co-Produktion mit der Pina Bausch Foundation, die nun endlich auch in Wuppertal zu sehen sein wird.

Dem Vernehmen nach sollen hierbei alle Tänzerinnen und Tänzer in wechselnden Besetzungen zu sehen sein.

Wie darf man sich das vorstellen?

Gefühlte 100 Tage später…

…bei der Pressekonferenz zur Vorstellung von Boris Charmatz als neuen Intendanten und Künstlerischen Leiter des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, stellte dieser in groben Zügen seine Pläne für die kommenden acht Jahre vor, in denen er das international hochrenommierte Ensemble in eine neue Zukunft führen soll.

Dabei zuckten nicht Wenige zusammen, als er davon sprach, er könne sich sehr gut vorstellen, dass seine Compagnie in ganz neuen, nachhaltigeren Strukturen arbeiten werde, auch mal ohne festes Dach, ein „dancing in the rain and mud…“

Kommt das denn bei allen gut an? Quer durch alle Altersgruppen der Tänzerinnen und Tänzer?

credits

Interview und Kamera: Klaus Dilger

Editing und Gestaltung: DANSEmedia | berlin

Bildnachweise:

Seite 1: Boris-Charmatz-©-Sébastien-Dolido

Seite 4: Boris-Charmatz-_Manger_-®Beniamin-Boar

Seite 5: boris Charmatz – Somnole ©terrain

Seite 7: Boris Charmatz – Somnole©terrain

Seite 9: Sea Change©Matt Humphrey

Seite 11: Wundertal©TTW

Seite 15: Fabien Prioville_Jailbrake Mind©Klaus Dilger

Seite 16: Fabien Prioville©Mischa Lorenz

Seite 18: Kontakthof_Pina Bausch©Klaus Dilger

Seite 20: Café Müller©Ulli Weiss_Pina Bausch Foundation

Seite 24: Kontakthof_Pina Bausch©Klaus Dilger

Seite 26: Danse de Nuit_Boris Charmatz©Ursula Kaufmann