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Tanzwerke Vanek Preuß

ABWESEN

Tanzerforschung von Abwesenheit, Mangel und Ko-Präsenz

Premiere am Freitag, 20. Januar 2022, 20 Uhr, Theatersaal der Brotfabrik Bonn, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn

Weitere Vorstellungen im Theatersaal der Brotfabrik Bonn Samstag, 21. Januar 2022, 20 Uhr Sonntag, 22. Januar 2022, 18 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch Freitag, 10. Februar 2022, 20 Uhr Samstag, 11. Februar 2022, 20 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch Sonntag, 12. Februar 2022, 11.30 Uhr

Tickets 15,- €, ermäßigt 10,- €, Unterstützer:innen 20,- € – Vorverkauf über ticket.io – Buchung zur Abendkasse über reservierung@tanzwerkevanekpreus

Das Begehren frisst einen Hohlraum in die Menschheit, eine alles überschattende Anwesenheit durch Abwesenheit, und treibt uns über das Gegebene hinaus zu allem, was sich unserem Zugriff entzieht. – Terry Eagleton, „Kultur“, 2016

Körperliche Abwesenheit ist heute lediglich Vorbedingung für digitale Anwesenheit – die Corona-Pandemie hat das verdeutlicht. Anwesenheitszeit wird maximiert, das Verhältnis von An- und Abwesenheit – im Sinne von bewusstseinsmäßigem On- bzw. Off-Modus – durch die Digitalisierung neu bestimmt. Physische Präsenz und mental-psychische Anwesenheit fallen auseinander. Zusätzlich verwässern Social Media, Messengerdienste und dauernde Verfügbarkeit zusehends die Konzepte von Arbeits- und Freizeit.

Wie reagiert der Körper darauf, dass wir für uns selbst zwar physisch hier, für andere aber als Bild- und Stimmkörper woanders anwesend sind? Inwieweit ist unsere Auffassung von „Hiersein“ bedroht, erst recht, wenn sich unser Dasein anfühlt wie eine Illusion? Die Dichotomie unserer Konzepte von An- und Abwesenheit erforscht ABWESEN durch den Seismographen des Körpers.

Der Körper ist eine Trutzburg gegen Verunsicherungen und zugleich die Bühne für den Mangel. Unsere auf Selbstverwirklichung zugespitzte Kultur lässt uns in besonderem Maße auf das achten, was uns fehlt. Das Bewusstsein vom Eigenwert der Abwesenheit wird durch den Kreislauf von Unzufriedenheit und Konsum im Dienste der Ökonomie jedoch relativiert. Daher sind auch Abwesenheit und Mangelgefühle als Motor der Glücksoptimierung in ABWESEN Forschungsgegenstände.

Das Leben im Hier und Jetzt erzeugt unter Bedingungen der Multioptionalität irgendwann eine diffuse Unaufmerksamkeit, den sog. „Brainfog“, der unsere Kapazitätsgrenzen aufzeigt. Typische Symptome sind Zerstreutheit, Impulsivität und Bewegungsdrang – eigentlich klare Anzeichen für ein ADHS-Syndrom. Ist diese sogenannte Krankheit also möglicherweise eine ganz „natürliche“ Reaktion? Die mit der hier beschriebenen Verfassung verbundenen Bewegungs- und Haltungsmuster dienen uns als Forschungsgrund. Unschärfe und Zerstreuung sollen Grundlage zur Entwicklung eines neuen Aufführungsformats werden.

ABWESEN erkundet auch den Wunschhorizont des überforderten Menschen, der versucht, die verlorene Anwesenheit durch Auszeiten vom Alltag in räumlicher Abwesenheit (Off) zu kompensieren. So soll die sowohl im Kleinen (Kurzurlaube, Drogen, Events) als auch im mittlerweile üblichen „Sabbatical“ vermisste Intensität des Lebensgefühls wiederhergestellt werden. Dieses Off ist aber auch der innere Raum, aus dem Irrationalität, Verdrängung und Ausgeblendetes sehr oft unser Handeln steuern. Wir möchten der Sehnsucht nach und Lenkung aus dem Off auf den Grund gehen und eine Bewegungssprache entwickeln, die Abwesenheit als Ressource und Impulsgeberin begreift. Doch wie können wir Abwesenheit erlebbar machen, ohne anwesend zu sein? Genau das wollen wir durch Tanz erfahren. Wir suchen dazu noch eine tänzerische Remote-Control-Anordnung…

www.tanzwerkevanekpreuss.de

Regie Karel Vaněk | Choreografie Karel Vaněk und Ensemble | Konzept/Dramaturgie Guido Preuß | Tanz Sônia Mota, Josefine Patzelt, Geraldine Rosteius | Choreografische Assistenz Nora Vladiguerova | Kostüme Melanie Riester | Licht Stefan Grießhaber | PR Kristina Wydra | Produktion Tanzwerke Vanek Preuß | Gefördert durch das Kulturamt der Bundesstadt Bonn und die Konzeptionförderung des Landes NRW

Tanzwerke-Vanek-Preuss_ABWESEN-1_v.l.n.r.-Gerladine-Rosteius-Sonia-Mota-Josefine-Patzelt_Foto_Karel-Vanek

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