motionartfilm – Film im Öffentlichen Raum
Pressekonferenz: Neue Tanzfilminitiative in Wuppertal – Kai Fobbe und Mark Sieczkarek stellten sie im Café du Congo vor
Kai Fobbe, Initiator des Projekts „motionartfilm-Film im öffentlichen Raum“, lud zusammen mit dem Tänzer und Choreografen Mark Sieczkarek zur Pressekonferenz ins „Café du Congo“ in der Wuppertaler Luisenstrasse, um die Vorstellungen und Pläne für den Standort Wuppertal zu erläutern.
Der in Bochum geborene Fobbe studierte zunächst Physik, um dann zur Musik zu wechseln, und schliesslich von der Musikkomposition zur Filmkomposition, er ist Medienkünstler und Filmemacher, aber auch Kurator und Künstlerischer Leiter, zum Beispiel des noch bis zum 26.November laufenden Kunstfilm-Festivals und Wettbewerbs „motionartfilm-schwerte“, das dieses Genre aus den Museen in den öffentlichen Raum transponiert und die eingereichten Filme in den Schaufenstern der Werbegemeinschaft Schwerte e.V. einem breiten Publikum zugänglich machen möchte. Gelockt haben dürfte die beteiligten Künstler nicht zuletzt das ausgeschriebene Preisgeld von insgesamt zehntausend Euro, das im Vergleich zu anderen Kurzfilmfestivals nicht wenig ist. Und auch die Jury des Wettbewerbs ist mit Susanna Schürmanns, Kultur-Journalistin (ttt, WestArt, Metropolis), Mischa Kuball, Künstler, Professor KHM Köln, Daniel Bäldle, Leiter Metropol-Kino Düsseldorf, Literaturwissenschaftler und Jan van Nahuijs, Kultur-Organisator-Schwerte, sehr gut und professionell besetzt. Hinzu kommen hochwertige Workshops für die Wettbewerb-Teilnehmer, die diese gratis besuchen können und die ihnen helfen sollen in ihrer weiteren künstlerischen Entwicklung.
Kai Fobbe’s eigene Arbeiten waren auch des Öfteren bereits im öffentlichen Raum in Wuppertal zu sehen. Häufig entstanden die Werke hierzu in Zusammenarbeit mit (ehemaligen) Tänzerinnen und Tänzern des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Gezeigt wurden sie unter Anderem auch in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Tanzfilm-Festival „tanzrauschen“ in 2016.
Die „motionartfilm – Wuppertal“ eröffnet zunächst ihre Filmprojektionen im Öffentlichen Raum mit dem Tänzer und Choreografen Mark Sieczkarek und dessen Tanzfilmen, die im Winter 2018/2019 gezeigt werden. Darunter die Aufzeichnung einer Tanz-Produktion, „The Tired Queens Garden“, die im Juni des letzten Jahres in den Riedel-Hallen, im Rahmen des Choreographenabends „UNDERGROUND V“ entstanden ist und die nun interessanter Weise, durch die Projektion auf die Aussenwand des Aufführungsortes, quasi von Aussen sichtbar gemacht wird. Ausserdem wird Sieczkarek’s Tanz-Film „Botanical Garden“ gleich an drei parallel projizierenden Orten, jeweils ab Dunkelheit bis etwa 22 Uhr, zu sehen sein: Diese sind die Fassaden des “Café du Congo” in der Luisenstr.118, der “Riedel Communications” in der Uellendahler Str.353 und der WuppertalerStadtWerke WSW Am Cleef 40-42.
Im Inneren des „Café du Congo“ sind die Filme von Mark Sieczkarek zudem noch auf Monitoren zu sehen.
Ab Februar 2019 werden dann an diesen Orten Tanzfilme von Oleg Stepanov, Scott Jennings und Milan Kampfer präsentiert, allesamt Tänzer des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Die Ausstellung im öffentlichen Raum ist bis Ende März zu sehen.
Ob und welche Wirkung von diesen Tanzprojektionen in Wuppertal ausgehen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Vieles wird von der Qualität der Beamerbilder abhängen, die die Inhalte der gezeigten Filme sichtbar werden lassen und die Aufmerksamkeit der Passanten darauf lenken. Kai Fobbe gibt sich darauf angesprochen optimistisch, auch habe er zuvorderst kein Interesse daran, mit einer knalligen Projektion gegen die Blinkerwelt zu konkurrieren, die oftmals die Schönheit unserer Architektur mit permanentem Lichtsmog verunreinigt. Er verweist auf die tollen Möglichkeiten des Videomappings und wäre glücklich, wenn die Filmemacher für den öffentlichen Raum ihre Filme dahingehend bearbeiten würden. Und er verweist auf die spannenden Brüche, die auch dann entstehen, wenn das unbearbeitete Zwei- auf das Dreidimensionale der Architektur trifft.
Natürlich weiss er auch, dass jeder Film zunächst einmal Licht und das Spiel damit bedeutet und er weiss auch, dass es nicht nur die französische Stadt Lyon gibt, die mit ihrem „Fest des Lichts“, das seit zehn Jahren stattfindet, mittlerweile hunderttausende Zuschauer jeden Dezember in die Stadt an der Rhône locken um dieses traumhafte performative Ereignis mitzuerleben und mit diesem Event die Reizschwelle der öffentlichen Wahrnehmung nach Oben schnellen lassen, und – auch dies ist leider wahr – die Sensibilität für die feine und dezente künstlerische Aktion abstumpfen lassen.
Aber noch sind das zwei Welten, denen lediglich das bewegte Licht(bild) auf den Fassaden der Stadtarchitektur gemein ist.
Projektion von Kai Fobbe im öffentlichen Raum ©Olaf Joachimsmeier
Ein neues Tanzfilmgenre
Ganz anders verhält es sich mit den Planungen, ab Herbst 2019 einen internationalen Tanzfilm-Wettbewerb in Wuppertal stattfinden zu lassen, dessen Wettbewerber Tanzfilme ohne Ton konzipieren und entwickeln sollen, den reinen und puren Tanz also für die Kamera, “Silent Dances Shorts” sozusagen (dies ist nicht der Titel, sondern Namens-Schöpfung der Redaktion).
Ein solches Genre, das sich durch einen entsprechenden Wettbewerb hierfür vielleicht sogar nachhaltig entwickeln würde, wäre eine spannende Bereicherung, nicht nur für den Film, sondern möglicher Weise für den Tanz selbst und dessen Betrachtung. Ein solch internationales Forum, das gleichzeitig immer auch ein Fenster und der Beginn möglicher Netzwerke für die Künstler darstellt, wäre weltweit bisher einmalig! (zumindest nach unserem Kenntnisstand)
Eine spannende Ergänzung und Erweiterung zur Tanz- und Filmstadt Wuppertal wäre dies ohnehin, insbesondere im Zusammenspiel mit „tanzrauschen“ e.V., der seit 2014 versucht, die Stadt Wuppertal zum Zentrum der deutschen „Dance on Screen“ – Szene zu machen. Mit Erfolg bisher, insbesondere seit er sich 2016, mit der Durchführung des ersten „tanzrauschen – Festivals“, bestens mit der internationalen Festivalszene der Tanzfilm-Wettbewerbe vernetzen konnte.
Solche Synergien, wenn sie denn von beiden Seiten gewollt sind, könnten der Stadt und der Tanzszene nur gut tun.
Projiziert werden sollen die Siegerfilme dann unter anderem auf Fassaden im öffentlichen Raum…