©Francesco Carbone_Foto entnommen einem Poster der Pariser Opéra Garnier

Die Welt gedenkt Pina Bausch

vor allem in Frankreich und Italien

sie wollte eine Sprache für das Leben finden und daran gilt es, sich zu erinnern und das Werk fortzuführen

Hinweise auf Veranstaltungen und ein Kommentar von Klaus Dilger

Am 30.Juni jährt sich zum zehnten Mal der Todestag von Pina Bausch, der Choreografin, die wie keine Zweite die Bedeutung des Bühnentanzes in der ganzen Welt beeinflusst und verändert hat. Nicht nur die des Tanzes, auch die des Films, der Performance-Kunst und des Theaters schlechthin, denn sie hat mit ihrer Arbeit die bestehenden Defizite deutlich gemacht, indem sie mit ihrem Tanztheater immer wieder und aufs Neue eine Sprache für das Leben gesucht und oft genug gefunden hat.

Ihre wirkmächtigen Bilder gehen und gingen um die Welt und berühren so oft Menschen, die zeitlebens noch keine einzige Tanzaufführung gesehen haben, geschweige denn eines der Werke der großen Choreographen-Ikone aus dem kleinen Ort Solingen im Bergischen Land.

Es sind Bilder, Fotografien, Filme, das gebannte Licht dieser Aufführungen in welcher Form auch immer, die sich auch in der Bilderflut der medial veränderten Gesellschaften in unserem Unterbewusstsein festsetzen und im besten Fall unser kollektives Gedächtnis wachrufen und uns helfen, wissend zu fühlen, mehr noch als zu verstehen, wer wir sind, woher wir kommen und auf welchem Weg wir uns gerade befinden.

Nur der Tanz, in seinen besten Momenten, kann solche Bilder des Lebens und seines tieferen Sinnes erzeugen und das Leben selbst in raren Momenten für die Sehenden.

La-Luce-di-Pina-su-Roma-e-i-panini-con-Fellini-a-Cinecittà

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PINA BAUSCH WAR ITALIEN ENG VERBUNDEN

Pina Bausch war Italien eng verbunden und umgekehrt. Davon zeugen nicht nur die Stücke „Viktor“, „O Dido“ und „Palermo Palermo“, entstanden in Zusammenarbeit und in Co-Produktion mit Andrés Neumann, oder wie Peter von Becker 2009 im „tagesspiegel“ in seinem Nachruf schreibt: „… so bleibt ihr eigenes Bild wohl am schönsten bewahrt im Kino. Einer von Pina Bauschs großen Fans war Federico Fellini, und er hat ihr 1983 mit seinem märchenhaften Film „E la nave va“ (Schiff der Träume) ein Denkmal gesetzt. Pina Bausch war darin eine geheimnisvolle Principessa, eine Fürstin der Nacht, der in einem Boot, allein auf dem Meer der Fantasie, das Schlussbild gehörte.“

Dieses Meer der Begeisterung für Pina Bausch lässt sich auch an der Zahl der Veranstaltungen ablesen, mit der sich der großen Choreografin in Italien erinnert wird, als wäre sie das nationale Aushängeschild dieser einstigen Kulturnation, deren aktuell gewählte Regierung die Menschen barbarisch vor ihren Küsten im Meer ertrinken lässt.

Vielleicht hilft es ja, sich des zutiefst humanen, von der Liebe zu den Menschen, zu allen Menschen geprägten Werkes zu erinnern.

©Ninni Romero_Pina Bausch und Loretta Bentivoglio

©Ninni Romero_Pina Bausch und Leonetta Bentivoglio

VERANSTALTUNGEN IN ITALIEN – zum Beispiel

Pressetext:

Ein Olymp für Pina Bausch (AN OLYMPUS FOR PINA BAUSCH)

Fotografien von Francesco Carbone

„Für mich ist das eine Art Märchenroman, dass mein Leben eine lange Reise um den Menschen sein darf. Mein Foto – Apparat ist eine alte OLYMPUS. Sie ist kompakt, ohne Computer, und sie passt zu mir, sie beantwortet meine Eingaben, meine Art des Fotografierens sehr diskret und großzügig. Sie gehört mir seit 30 Jahren.  – Francesco Carbone

Im Jahr 2019 sind seit dem Weggang der großen deutschen Choreografin und Tänzerin Pina Bausch, die ab den 70er Jahren und bis ins neue Jahrtausend eine Revolution im modernen Tanz bewirkt hat, zehn Jahre vergangen, indem sie das Tanztheater (Theater/Tanz) entwickelt hat, ein komplexes künstlerisches Phänomen, das auf eine große Distanz zu den traditionellen Regeln des Balletts und des modernen Tanzes abzielt. Es basiert auf einer Verbindung zwischen Tanz und gesprochenen Elementen, eine präzise dramatische Komposition aus verbalem Ausdruck und theatraler Geste.

Pina Bausch gilt als eine der wichtigsten Choreografinnen der Welt und ist heute eine Ikone, die sich im Bewusstsein vor allem als ein zierliches, aber energetisches Wesen mit der ewigen Zigarette in den Lippen, während sie ihre Tänzer anleitet, verankert hat.

Ihre Tanztheaterstücke, die an allen Orten der Welt aufgeführt werden, zeigen ihre langen Forschungen, die sich stets dem kontinuierlichen Experiment verpflichtet fühlen.

In diesem Kontext gilt es, die Arbeit von Francesco Carbone zu sehen, dem einzigen italienischen Fotografen, der von Bausch persönlich die Erlaubnis erhielt, Fotos ihrer, und der des von ihr gegründeten Tanztheater Wuppertal zu machen. Aus dieser Zusammenarbeit ist eine riesige Sammlung entstanden, mit etwa 7.000 Fotografien, die alle mit einer Olympus, in Schwarzweiß oder in Farbe, aufgenommen wurden. Solche Bilder spielen die Rolle eines stillen Zeugen und werden durch die tiefe Beziehung zwischen dem italienischen Fotografen und der deutschen Choreografin in den 27 Jahren der Zusammenarbeit, von 1982 bis 2009, dem Jahr, in dem Bausch gestorben ist, geprägt.

Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches und einzigartiges Porträt.

©Francesco Carbone

©Francesco Carbone

Anlässlich der Feierlichkeiten zur zehnjährigen Wiederkehr ihres Todestages, findet diese Ausstellung als erstes in der Hauptstadt Rom statt. Mit ihr wird der Öffentlichkeit eine Geschichte in Bildern über das Leben und Werk von Pina Bausch durch den neugierigen und diskreten Blick von Francesco Carbone erzählt, der ihr einen großen Teil seines Berufslebens gewidmet hat. Diese Ausstellung soll der Öffentlichkeit einige unbekannte Aspekte und Details des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch und seiner berühmten Schöpferin zeigen.

Die Ausstellung, mit dem wortspielerischen Titel „Ein Olymp für Pina Bausch“ (One Olympus for Pina Bausch) will eine Auswahl von Porträts zeigen, die an die leidenschaftliche Persönlichkeit der Choreographin erinnern soll, eine fotografische Entrückung, die die verschiedenen Phasen der Entstehung, die Essays, das Geschehen hinter der Bühne und die Szenografie jedes Stückes näher zu bringen versucht.

Angefangen bei den ersten Aufnahmen von 1982, durch die bekannte „Iphigenie Auf Thauris“, „Café Mueller“, „Orpheus und Eurydice“ Inszenierungen, bis hin zum letzten Stück, das fünfzehn Tage vor ihrem Tod aufgeführt wurde, „Como El Mosquito En la Pedra, Ay, Sé, Sé, Sa…“

Ebenso die Stücke die von Italien inspiriert, und in Rom und Palermo aufgeführt wurden, wie „Viktor“, „O Dido“ und „Palermo Palermo“.

©Francesco Carbone

©Francesco Carbone

Die Ausstellung wird an einem der institutionellen Ausstellungsorte der Hauptstadt (das Museo di Roma in Trastevere) zu sehen sein.

Die Realisierung der Ausstellung basiert auf der Zusammenarbeit zwischen „Studio Arte 15“ und „Pandion Editions“, die sich der Ausgabe des Katalogs widmet, und einem Team von Fachleuten, die auf die Betreuung und Organisation von Ausstellungen spezialisiert sind, und mit der Beratung von Francesco Carbone als wissenschaftlichem Beobachter.

Die Ausstellung ist ab dem 20.Juni in Rom zu sehen, eine weitere Ausstellung mit Fotografien von Francesco Carbone, organisiert von Alessandra Rosa, findet ab dem 28.Juni in Avellino, nördlich von Neapel, statt.

Francesco Carbone wurde 1945 in Rom geboren. Professionelle Fotografie seit 1972, hat als freiberuflicher Foto-Reporter bis 1975 gearbeitet. Er hat mit „De Laurentis Movie Productions“ zusammengearbeitet, ehe er seine Interessen demTheater zu wandte. Seit 1976 widmete er sich verstärkt den künstlerischen Darbietungen des Tanztheater  Wuppertal Pina Bausch und schuf mehrere Kataloge über die Choreographien der Künstlerin.

Die wichtigsten Zeitschriften und Zeitungen Italiens haben seine Bilder gedruckt. Derzeit lebt und arbeitet er in Rom und ist offizieller Fotograf von Balletto Civile. (www.carbonefrancesco.com).

©Francesco Carbone

©Francesco Carbone