OFF Festival schrit_tmacher justDANCE!
Die Stadt gehört dem Tanz
Das CO-LAB2021 des diesjährigen schrit_tmacher just dance! präsentiert vier ganz unterschiedliche Arbeiten junger Nachwuchskünstler*innen aus der Euregio, Redo & Dominique Vleeshouwer verzaubern kurz im Schunck und die Sidewalk (S)paces laden zum Blick durchs Schaufenster ein.
Von Natalie Broschat
CO-LAB2021: jung und alles neu
Das schrit_tmacher unterstützt gemeinsam mit VIA ZUID (Talentontwikkeling podiumkunsten Limburg), Huis voor de Kunsten Limburg und ARTbewegt die Entwicklung von Nachwuchskünstler*innen aus der Euregio. Ihnen wird eine Bühne geboten und es werden vom 09. bis 11. Juli vier kurze Choreografien mit einer Länge von jeweils einer Viertelstunde präsentiert. Dieses Jahr können sich fünf junge Tänzer*innen und Choreograf*innen in drei Räumen auf der Maanplein hinter dem Bahnhof in Heerlen ausprobieren. Das Publikum wird also in drei verschiedenen Gruppen über die Maanplein geleitet, darf Platz nehmen und sich auf Neues freuen.
Marciano van Kempen und Diego Ramon Lopez formen mit „85%“ ihre ganz eigene Hommage an Hip Hop und Breakdance. Gekleidet sind die beiden in weiße T-Shirts, graue Sweatpants und natürlich coole Sneaker. In einer Probensituation, die schon begonnen hat, bevor das Publikum Platz nimmt, korrigieren sie sich gegenseitig in ihren Bewegungen, notieren auf einer Tafel die Abfolge und dann, mit einem kecken Blick ins Publikum, zeigen sie am Ende ihre gesamte Choreografie. Das ist so charmant, schlau gedacht, dynamisch und mitreißend.
Shauna Fischer und Akeem Abidoie gehen in der Choreografie „Spark“ (auf Deutsch Funke) von Hermann Bär der Frage nach, inwieweit sich Ereignisse entzünden und beeinflussen lassen. Von der Decke hängende Spiegel und zwei rote Stühle geben Impulse und lassen die beiden Tanzenden in einen Dialog treten. Verträumt wird es dann in „Losing Ground“ von Olga Blank. Hannah Kröger und Anouk Weishaupt erwecken darin ein märchenhaftes Figuren- und Flügelspiel vor einer weißen Papierwand zum Leben.
Und in „Innerlijk ritme“ fragt die in Heerlen geborene Sharon Wesseling, ausgebildete Tänzerin und Nachwuchschoreografin, was wohl passiert, wenn die Sinneswahrnehmung wegfällt und man sich voll und ganz auf den inneren Rhythmus verlassen muss. Als Hilfsmittel positionieren die beiden Tänzerinnen Emma Strikkers und Saskia Neuen zwei Metronome auf kleinen Podesten auf der Bühne, um dann in verschiedenen Szenen (u.a. Gebärden, 90er-Elektro-Tanz) gemeinsam dieselben doch individuellen Beats und Bewegungen zu finden.
Redo & Dominique Vleeshouwer: kurz und knackig
Wie Musik und Bewegung sich gegenseitig befruchten, erörtern auch der Breakdancer Redouan „Redo“ Ait Chitt und Musiker Dominique Vleeshouwer. Bereits 2020 erarbeiteten die beiden „Blurred Lines“, ausgehend davon entwickeln sie nun ihr neuestes Werk „A new dawn: for new tomorrows“. Bei schrit_tmacher just dance! präsentieren sie die 20-minütige Improvisation „Note to Self van Hans Nieuwenhuijsen“ im ersten Stock des Kunst- und Kulturhauses Schunck. Dort ist eine Instrumenten- und Soundstation aufgebaut; Dominique Vleeshouwer steht dahinter und bastelt spontan Musik zusammen. Auch mithilfe einer Loopmaschine, die der körperlich beeinträchtigte Redo – der schon für Beatrix tanzen durfte und der Breakdance-Kombo ILL-Abilities angehört – mit Geräuschen wie beispielsweise Schuhequietschen oder Tütenrascheln füttert. Bald tritt Dominique mit Trommeln und Klangschalen nach vorn und es beginnt eine kurze, doch umso intensivere und improvisierte Performance zwischen den beiden Künstlern sowie den beiden Künsten Tanz und Musik.
Sidewalk (S)paces: Schaufensterblick
In einem großen, leeren Warenhaus in der Honingmannstraat 104 sieht man an die Fenster gepresste Gesichter. Dahinter sind junge Tanzende auszumachen, die diesen Ort mit Contact-Impro, bunten Kostümen und Requisiten beleben. Teilweise tanzen sie sogar für genau diejenigen Zuschauenden, die zwischen 12 und 17 Uhr zur vollen Stunde auf der anderen Seite des Glases stehen. Dabei eröffnen die Spiegelungen in den Fenstern neue Welten und lassen Realitäten verschwimmen, Autos und Passanten werden Mitspielende. Es sind die Sidewalk (S)paces in denen Simon Bus, Audrey Apers, Tanja Ritterbex (Samstag, 10. Juli) und Reggy van Bakel, Kelly Vanneste und Kenji (Sonntag, 11. Juli) den leerstehenden Raum als Versuchsort ausloten und mit ihren künstlerischen Visionen füllen. Kelly Vanneste und Kenji eröffnen beispielsweise einen tänzerischen Dialog zwischen Alufolie, Papierschnipseln und -schlangen und einer Windmaschine, begleitet von Reggy van Bakels sanfter Gitarrenmusik.