Lutz Förster – Portrait of a dancer –
Das Highlight des 4. Internationalen TanzSoloFestivals Bonn
Eine Nachtkritik von Klaus Dilger
“ausverkauft”! Dieses Wörtchen begleitete einen der Höhepunkte des 4. Internationalen Tanzsolofestivals Bonn schon früh im Vorverkauf. Es begleitet wohl die meisten Aufführungen von Lutz Förster – rund um die Welt.
Sein “Portrait of a Dancer” ist in den vier Jahren seit seiner Premiere kein bischen gealtert und es wird wohl auch in zwanzig Jahren noch so sein! “Nur der Körper des Tänzers wird älter”. Einen fast identischen Satz wird er später an Pina gerichtet sagen.
Dass dies denkbar, ja sogar wahrscheinlich ist, könnte neben dem künstlerischen Vermächtnis der grosse Verdienst von Pina Bausch sein, die natürlich mit diesem Abend verbunden ist. Sie hat diese “Schranke des Alterns”, an der die Tänzerkarrieren meist früh zu Ende gingen und ein “neues” Leben beginnen musste, mit ihrem Tanztheater niedergerissen.
Dass er Lutz Förster heisse, am 2. Januar 1953 in Solingen geboren wurde und mit dreizehn zum ersten Mal öffentlich als Tänzer, als Ballroom Dancer, aufgetreten sei und sich mit 21 Jahren sehr spät entschlossen hatte, Tänzer zu werden, erfährt das Publikum in den ersten Minuten.
Er redet in englisch und zu diesem Zeitpunkt spricht er noch zu Fremden; ein distanziertes “Vorstellungsgespräch” (send us your “CV” ) wie um “vortanzen” zu dürfen. Biographisch bei seiner Aufnahme an die Folkwangschule in Essen und den Worten des Professor Zöllig angelangt, “…well, you are a little bit old, but…” ist Förster im Stück angekommen und Pina praktisch schon ante portas…
Försters Portrait eines Tänzers ist auch eine Hommage an Pina Bausch. Seine Zusammenarbeit mit anderen grossen Choreographen mit denen er sich gewünscht hatte zu arbeiten, sind Bestätigungen, dass auch ein anderer Weg denk- und gangbar für ihn gewesen wäre, er die Wuppertaler Familie hätte verlassen können, wenn er gewollt hätte und er musste wollen. Försters Schicksal war nicht nur Pina Bausch, es ist der Tanz und der Tanz meint es gut mit ihm.
Förster lässt den Zuschauer an prägenden Momenten seines (Tänzer)Lebens teilhaben ohne sich darin zu verlieren. Er tut dies als die elegante Erscheinung die er geworden ist, nein, wohl immer war, der David Bowie des Tanzes.
Die grossen anrührenden Momente gelingen Lutz Förster in den Pausen, in der Reduktion die den Raum öffnet für das Verborgene, das noch Grössere, um es lebendig werden zu lassen. – Auch Angst und Einsamkeit.
Wenn Förster nach einer Stunde sagt, dass das Spring Dance Festival in Utrecht ihn in 2008 gefragt habe, ob er an einem Solo arbeiten wolle (Pause) über sein Leben (Pause) (Schlucken) “…so” (auf englisch) (Pause) “…here I am”(Schlucken) “Good night” (Abgang), dann sind David Bowie und Lutz Förster keine Fremden mehr und der riesige, lange anhaltende und ehrliche Applaus gilt wohl nicht nur diesem einen Abend.