Doppelabend bei MOVE!extended

Ein sehr entschleunigter Abend…

gestern mit Kolja Huneck „CM_30“ und der Lesung aus „Anti Girlboss“ mit Nadia Shehadeh in der Krefelder Fabrik Heeder

Nachtgedanken von Klaus Dilger

„MOVE!_extended lädt ein, Tanz und Bewegung in einem weiteren Rahmen zu erfahren und zu verstehen. In diesem Sinne ist für die diesjährige Edition der zeitgenössische Zirkuskünstler Kolja Huneck mit seinem Solo CM_30 zu Gast. Bei Kolja Huneck bewegen sich nicht Körper, vielmehr arbeitet der Künstler mit verschiedenen Scheiben, die jeweils 30 cm Durchmesser haben. Diese setzt er in Bewegung, wirft sie in die Luft in Form von Jonglage, nutzt sie aber auch installativ als Lichtquelle oder als Reflektoren und lenkt so die Aufmerksamkeit des Publikums.

Das Publikum ist eingeladen, einem feinen Spiel aus Licht, Farben und Schatten beizuwohnen, das über die Dauer des Stücks eine eigene Poesie und Kraft entwickelt. Gemeinsam mit den Zuschauenden schafft Kolja Huneck ein mehrere Reize ansprechendes Farbbad, das zwischen zeitgenössischem Zirkus und Installationskunst changiert. Mit CM_30 hinterfragt er die traditionellen Erwartungen gegenüber Zirkus und Jonglage, lässt die Grenze zwischen Publikum und Künstler verschwimmen und erschafft jedes Mal ein neues faszinierendes Anti-Spektakel, das beruhigt und entschleunigt….“

Ja, was soll man | frau da noch schreiben?

Stimmt!

CM_30-Kolja-Huneck©TANZweb.org_Klaus-Dilger

CM_30-Kolja-Huneck©TANZweb.org_Klaus-Dilger

Alles Weitere wäre eine „Leistungsbeschreibung“, was ja geradezu widersinnig wäre und dem Künstler bescheinigen würde, dass er seine Intentionen nicht verwirklichen konnte. Bleibt also nur die ganz subjektive Frage, wie habe ich mich gefühlt? Und vielleicht noch: wie hat sich das Publikum gefühlt?

Letzteres machte keinerlei Störgeräusche und verfolgte, so weit der hier Schreibende das beurteilen kann, tiefen-entspannt, manche als Teil der Performance, sofern sie in der ersten Reihe saßen und Kolja Huneck ihnen einen „Farb-Spiegel“ anvertraut hatte, mit dem sie einen Teil des meditativen Spiels bewegt illuminieren durften.

Der Rezensent machte ebenfalls keinerlei Störgeräusche und verfolgte, so weit er das beurteilen kann, tiefen-entspannt das Geschehen, sofern er nichts an seiner Kamera zu tun hatte.

Ein sehr entschleunigter Abend in der Krefelder Fabrik Heeder, einschliesslich vorausgegangener Lesung von und mit „Anti Girlboss“-Autorin Nadia Shehadeh, dessen Zusammenstellung in dieser Kombination zwar thematisch-dramaturgisch passend war, sofern das Kriterium ein rein gedankliches, an die Köpfe gerichtetes ist. Dem körperlichen, tänzerischen „Denken“, auch fühlen und erleben genannt, hätte eine Pause zwischen „CM_30“ und dem Gespräch mit dem Künstler gut getan, auch um die poetischen, teils magischen Bilder, die an manchen Stellen auch an Naturschauspiele wie „Nordlichter“ erinnerten, weiterklingen zu lassen.

CM_30-Kolja-Huneck©TANZweb.org_Klaus-Dilger

CM_30-Kolja-Huneck©TANZweb.org_Klaus-Dilger