Krefeld tanzt zeitgenössisch

Melancholie in sterilem Weiss

Die Bonner Compagnie CocoonDance gastiert mit „Body Shots“ beim Festival „Move!  in der Fabrik Heeder/Krefeld

Kurzkritik von Bettina Trouwborst

Was ist der Mensch? Intellekt und Körper? Muskeln, Knochen, Organe, Haut und Gehirn? Die Choreografin Rafaële Giovanola denkt weiter. Heutzutage kann der homo sapiens dank künstlicher Intelligenz in andere Dimensionen vordringen. Doch ist es keine wünschenswerte, sondern eine gruselige Vision, die die „Faust“-Preisträgerin in ihrer neuen Produktion „Body Shots“ in den Raum stellt.

Etwas unschlüssig steht ein Quintett in Schutzanzügen in einer Ecke des weißen Bühnenquadrats, das mit einem weiteren weißen Quadrat überdacht ist. Die drei Frauen und zwei Männer verlagern ihre Positionen wie in Zeitlupe. Dabei werden ihre Bewegungen immer steifer, der Blick ist starr, ja, vollkommen ausdruckslos. Wie ferngesteuert scheinen sie. Sind es die Überlebenden einer Apokalypse, von KI gelenkt? Oder sieht so der Mensch der Zukunft aus, von KI unterstützt?

Melancholie schwebt über der in sterilem Weiß gehaltenen Szenerie. Eine Soundcollage mit vereinzelten Stimmen von Ferne erinnert an sorgloses Leben. 45 Minuten lang halten die Tänzer*innen ihre immense Körperspannung. Von der Schwerkraft zu Boden gezogen, liegen sie dort wie im Aufbäumen eingefroren, einen Arm in der Luft, ein Bein leicht verdreht. Doch dann, unmerklich dringen Reste von Menschlichkeit durch.

Bodyshots_CocoonDance©TANZweb.org_Klaus-Dilger

Bodyshots_CocoonDance©TANZweb.org_Klaus-Dilger