VIDEOIMPRESSIONEN:

MOVE! in town – Premiere MIRA9

“WAS UNS TRENNT&BINDET”

fragt Julia Riera in ihrer neuen Produktion

unsere Videoimpressionen folgen –  ebenso weitere Aufführungen Heute und am Sonntag in Krefeld, sowie  vom 10. bis 12.September in Köln im Kunsthaus Rhenania

ein Kommentar zur Nacht und erste Bild-Impressionen von Klaus Dilger

In Krefeld fand am gestrigen Abend im Café Ludwig des Mies van der Rohe Business Park die Premiere der neuen Produktion von Julia Riera statt, die bekanntlich unter dem Label MIRA einerseits ihre Künstlerpartner mit einbezieht und gleichzeitig die Anzahl ihrer Produktionen benennt.

Es war für alle ein aussergewöhnlicher Abend, das war bereits im Vorfeld klar: für die beteiligten Künstlerinnen und Künstler, die vor einer Premiere zwar “Lampenfieber” aber kein Fieber haben durften und deshalb erst einmal gemessen wurden, um sich dann vier Dutzend Maskierter gegenüber zu sehen, deren Bravo-Rufe am Ende, sich ein wenig nach “Blawoo” anhörten – glücklicher Weise hatten sie keine Gummihandschuhe an…

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger

Für die Zuschauerinnen und Zuschauer war ebenfalls vieles gewöhnungsbedürftig: Maske aufsetzen, Hände desinfizieren, Abstand halten, registrieren, Zettel ausfüllen, vorbestimmten Platz aufsuchen, über den Maskenrand blinzeln und sich in die Kunst fallen lassen… Ja, wenn dies so einfach ginge! Ein gesellschaftliches Ereignis, das ein Tanzabend ja nun auch mal ist, sieht anders aus, irgendwie, oder müssen wir uns daran nun gewöhnen? Oder “Wie müssen Grenzen in Beziehungen, Netzwerken und Begegnungen gestaltet sein, damit sie nicht nur einengen, sondern Stabilität geben?” fragt die Antragslyrik des Programmheftes:

Die neunte Produktion der Kölner Tanzcompagnie MIRA widmet sich emotionalen Verbindungen, sensiblen Trennungen, sichtbaren und unsichtbaren Grenzen. Gerade in den heutigen Zeiten in denen Grenzen und Trennungen überlebenswichtig sind, stellt sich die Frage nach der emotionalen und sozialen Kraft von Beziehungen, die durch Grenzen geprägt werden noch einmal ganz neu.

4 TänzerInnen beschäftigen sich in MIRA9_was uns trennt & bindet mit Zuständen, in denen sie über ihre eigenen Grenzen gehen, um neue Bindungen aufzubauen. MIRA 9 spinnt ein Netz von Fäden zwischen Individuen und legt Beziehungsnetzwerke frei, die unser soziales System in allen Lebensbereichen prägen.  Wie müssen Grenzen in Beziehungen, Netzwerken und Begegnungen gestaltet sein, damit sie nicht nur einengen, sondern Stabilität geben?

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger

Philipp Mancarella hat hierfür einen, wie immer tragfähigen und oft spannenden, Klangraum komponiert und Wolfgang Pütz macht, wie immer aus ganz wenig Möglichkeiten, einen schönen Raum für die Choreografie, die sowohl im Innen wie im Aussen stattfindet und damit bereits verdeutlicht, worum es der Produktion vermutlich gegangen ist. Dass die beiden Tänzerinnen, Mijin Kim, die in Krefeld vor zwei Jahren mit Tim Behrens Stück “My Body is Your Body” das Publikum fest im Griff hatte und begeisterte, und Geraldine Rosteius, die man andernorts, wie etwa mit Maura Morales, als starke Performerin kennt, sowie die beiden Tänzer, Kirill Berezovski und Mark Christoph Klee, oft schöne Bilder im Innen und Aussen erzeugen konnten, schienen die Choreografin, die einmal von sich sagte, sie verstehe sich eher als Kuratorin der Bewegungen ihrer Tänzer, nicht zu beflügeln. Vielleicht waren es auch die Produktionsbedingungen in Zeiten der Pandemie, die zu keinem Werk führten, das in Erinnerung bleiben wird, wie andere Arbeiten der Kölner Choreografin zuvor.

“was uns trennt & bindet” wurde als Frage nicht beantwortet. Gleichwohl schien das Publikum gewillt, sich berühren zu lassen, auch mit vielem das trennt – “BLAWOO”!

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger

MIRA9©TANZweb.org_Klaus Dilger