Videoimpressionen „Il Dolce Domani“ der belgischen Compagnie GIOLISU

Das Stück „Il Dolce Domani“ der belgischen Compagnie GIOLISU eröffnete die 18.Ausgabe des Festivals MOVE! 2019 für zeitgenössischen Tanz in Krefeld. Belgien ist dieses Jahr als Partnerland auf dem Festival vertreten.

Nach(t)gedanken von Klaus Dilger

Zitat aus der Ankündigung:

„Inspiriert von Michael Hanekes Film „Liebe“, der die Beziehung eines älteren Paars nach dem Schlaganfall der Ehefrau thematisiert, haben Lisa Da Boit und Céline Curvers mit „Il Dolce Domani“ eine Ode an das Verstreichen der Zeit, eine Reise durch die Schatten- und Lichtseiten der Existenz und eine tänzerische Darstellung des süßen Morgens und des Aufwachens nach einem klaren Traum geschaffen.

Die belgische Tanzcompagnie Giolisu bedient sich in ihren Performances starker körperlicher Elemente, um sich mit der aktuellen, sozialpolitischen Realität auseinanderzusetzen. Die Tänzerin und Choreographin Lisa Da Boit war 2001 Mitbegründerin von Giolisu. Gemeinsam mit der Tänzerin Céline Curvers erschuf Da Boit im Jahr 2014 das Stück „Il Dolce Domani“. Im Jahr 2015 wurde die Choreographie als beste Tanzperformance beim Prix de la Critique, Belgien, ausgezeichnet.“

Das Publikum und die anwesenden Gäste genossen sichtlich diesen Abend, der gekonnt und mit Wucht eine grosse Raumdynamik entwickelte und dem es immer wieder gelang, poetische Bilder zu erzeugen. Das Stück lebt von der Reife seiner Performer, sie alle haben die früheren Altersgrenzen für Tänzerinnen und Tänzer längst überschritten, und auch die Poesie verdankt hier ihre Existent allein diesem Umstand. Damit einher geht hier auch die Gefahr, dass Poesie irgendwann in diesem Stück auch als Nostalgie wahrgenommen wird.

Lisa Da Boit und Céline Curvers beherrschen es nahezu perfekt die Räume immer wieder neu und mit grosser Dynamik zu öffnen und zu besetzen. Lisa Da Boit tanzt selbst in ihrem Stück neben Rudi Galindo, Jean-Marc Fillet und Rolando Rocha. Alles tolle Performer, die auch getragen werden von der Musik und dem Soundtrack von Thomas Barrière.

Vincent Glowinski mit seinem Bühnenbild und Julia Didier mit ihren nostalgisch anmutenden Kostümen schaffen ihnen einen stimmigen Rahmen für ihre Reise in die Erinnerungen.

Und doch…. beschleicht den Rezensenten das Gefühl von hochprofessionellem Kalkül (sieht man | frau einmal von dem verbesserungswürdigen Lichtdesign ab). Dass vieles klischeehaft und deshalb vorhersehbar wirkt, mag an dem gewählten Thema liegen. Vielleicht fällt es auch deshalb so schwer, dieses Stück als Tanzkunst zu begreifen, die über den Tag und die Nacht hinaus beschäftigt…

Auch dass ältere Tänzer noch immer grossartig tanzen können, ist schon lange keine Überraschung mehr und es gibt eine Vielzahl wirklich grandioser Beispiele hierfür, für die nicht einmal das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, die leider nicht mehr existierende Seniorengruppe von Jiri Kilian oder die grossartigen Stücke, die Mats Ek für seinen Bruder Niklas und Silvie Guillem gemacht hat, bemüht werden müssen.

Vielleicht liegt es auch an den grossen Erwartungen, die geschürt werden, wenn die Choreographie als beste Tanzperformance beim Prix de la Critique, Belgien im Jahr 2015 ausgezeichnet wurde.

Es war gute Tanzunterhaltung, die zur Eröffnung des MOVE!-Festivals 2019 in der Fabrik Heeder zu sehen war, auch dies ist heutzutage nicht wenig,