WILLKOMMEN AN DER PINA!
Eine Nachtkritik von Klaus Dilger
Die PINA, damit ist die Gesamtschule Wuppertal-Vohwinkel gemeint, die seit Februar 2014 den Namen der Begründerin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch trägt und so „bewegend anders“ ist. Das hat sie nicht nur im Rahmen des ausgezeichneten Pilotprojektes unter Beweis gestellt, als erstmals bereits mit der PINA BAUSCH FOUN-DATION eng zusammengearbeitet wurde und bei dem es darum ging, eigenes Erleben zu dokumentieren, zu hinterfragen und mit den Materialien im Pina Bausch Archiv zu vergleichen. Hierfür gab es in 2013 den Gewinn des Wettbewerbs „KINDER ZUM OLYMP“.
Teil dieser Zusammenarbeit war die Absicht einer Umbenennung der Schule zur „Pina-Bausch-Gesamtschule“, wobei die Namensnennung als „Ausdruck einer intensiven und inspirierenden Auseinandersetzung mit der Person und dem Werk der weltweit bekannten Wuppertaler Künstlerin Pina Bausch“ zu verstehen sei. (so die Webseite der PINA)
Am 25. Februar hatte nun das zweite Projekt dieser kreativen Zusammenarbeit Premiere. Unter Leitung des künstlerischen Teams, bestehend aus den Pina Bausch Tänzern Clémentine Deluy und Pascal Merighi, sowie der Filmemacherin Mehrandokht Feizi, befragten nun in „HEY! jung & laut Vol. 1“ 18 junge Menschen ihre eigene Identität, erzählten von sich selbst und „dem Anderen“. Ein Pendeln zwischen Innen und Außen, Gemeinsamkeit und Differenz, trennenden Linien und Schnittpunkten. In der Beschäftigung mit diesen Themen haben die Jugendlichen Spuren, Erinnerungen, Assoziationen und Bewegungen gefunden und zusammengefügt. (Hierin schliessen wir uns gerne dem Text des Programmheftes an)
Damit folgten alle Projektbeteiligten dem in 2013 begonnenen und so erfolgreichen Weg, der zweifellos auch immer wieder dieser neuen Impulse bedarf, wie sie die Erarbeitung einer Bühnenkreation darstellt und dessen Entstehungsweg von einem, ebenfalls jugendlichen Filmteam begleitet und dokumentiert wurde.
Besonders in Zeiten der Digitalisierung und des WorldWideWeb, stellt der eigene Körper eine der letzten unveräusserlichen Bastionen der eigenen Identität dar. Dass sich nicht Jeder immer in dieser „Bastion“ zu Hause fühlt, ist eine Erfahrung, die die Meisten mit den Akteuren auf der Bühne teilen dürften. Umso bedeutender ist der Stellenwert der Arbeit mit dem eigenen Körper in einem gemeinsamen künstlerischen Kontext mit und innerhalb einer Gruppe.
Clémentine Deluy, die schon an dem vom Bund ausgezeichneten Projekt „Work in progress. Das Pina Bausch Archiv entsteht in Wuppertal“ maßgeblich mitgearbeitet hat und Pascal Merighi legten hier in nur wenigen Terminen der gemeinsamen Arbeit bereits beachtliche erste Spuren, die die Jugendlichen beflügeln dürften, hieraus Wege entstehen zu lassen zu ihrer eigenen, auch physischen, Entdeckung und Behauptung ihrer Identität.
Zwei bis auf den letzten Platz ausgebuchte Aufführungen im schönen Haus der Jugend in Wuppertal-Barmen und ein begeistertes Publikum dürften allen Beteiligten der schöne Lohn der gemeinsamen Arbeit gewesen sein und eine Aufforderung, diese wichtige Arbeit fortzusetzen.
Dass unter den zahlreichen Besuchern auch viel sogenannte Prominenz gesichtet wurde, zeigt lediglich wohltuend, welch hohen Stellenwert der Tanz in dieser Stadt inne hat.
Von und mit:
Jennifer Dawid, Kushtrim Emiri, Manuel Espenlaub, Chantal Hausmann, Ingo Heßeler, Rahmatullah Hasani, Isabella Kaufmann, Lena Koch, Tom Krüsken, Gina Messar, Lilly Morck, Diana Poppek, Oskar Siebers, Emre Sönmez, Mojtaba Teimouri, Derya Yesdin, Rassan Yesdin, Mitra Yesdin.
„jung & laut vol. 1“ ist ein TanzTheaterFilm-Projekt für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, das die Pina Bausch Foundation gemeinsam mit der Pina-Bausch-Gesamtschule und dem Jugendhaus Vohwinkel-Mitte in einem lokalen Bündnis erstmals realisiert hat
Das Projekt wird im Rahmen des Programms „ChanceTanz“ vom Bundesverband Tanz in Schulen e.V. gefördert und ist damit auch Teil des Gesamtprogamms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Jahre 2013 bis 2017 ausgeschrieben hat. Im Fokus der Förderung stehen lokale Bündnisse von mehreren Kooperationspartnern aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, die gemeinsam neue Zugänge zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche schaffen.