How do You want to be remembered…?

… anlässlich der Filmbesprechung von „ROMANCE“ von Samantha Shay, der am 17.März in Köln beim moovy-festival zu sehen sein wird. HIER geht es zur Filmkritik

ein kurzer Kommentar von Klaus Dilger

Die fünfzigste Spielzeit des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ist schon lange in ihrer Mitte angekommen. Eigentlich wäre dies Anlass gewesen für ein Wuppertaler F(eier)euer-Werk rund um die weltweit gefeierte Tanztheater-Ikone und ihrem Tanztheater.

Stattdessen: Es stehen gerade einmal noch vier Aufführungen von „VIKTOR“ im Juni auf dem Wuppertaler Spielplan und zwei Gast-Aufführungen von Anna Teresa De Keersmaekers „Exit Above After the Tempest“ im April, die sich in guter alter Tradition zu den Feierlichkeiten hinzurechnen liessen.

In Paris dürfen (oder müssen) die, für viele Jahre, prägenden Gesichter des Tanztheaters noch elf Mal in „Sweet Mambo“ den Satz sagen, mit dem Pina Bausch „ihren Perlen“ ein „Denkmal“ (oder besser: denk mal?) schenken wollte: „Nicht vergessen, meine Name ist…“.

Vielleicht sollten sie aber auch lieber sagen: „Nicht vergessen, mein Name ist PINA BAUSCH!“, wenn sie sich diese kleine Textänderung getrauen, auch um sich selbst noch einmal bewusst zu machen, dass die Qualität und Authentizität die entscheidende Rolle spielen, wenn es um die Erinnerungswürdigkeit geht, oder aber das Vergessen.

Eine Frage, die sich auch bei jeder Aufführung des zum „Club Amour“ mutierten „Café Müller“, in wechselnden Besetzungen immer wieder neu stellt und mit der der neue Intendant des Tanztheaters, Boris Charmatz, seinen Satz aus der 50. Spielzeit Pressekonferenz ins Gedächtnis ruft: „… wir blasen die Kerzen langsam aus!“ (vielleicht auch nur unglücklich formuliert?)

Wir alle würden uns vermutlich wünschen, dass es diesen prägenden Tänzerinnen und Tänzern gelingen möge, in Würde, nicht nur mit dem Werk von Pina Bausch, in Erinnerung zu bleiben.

Anlass zur Sorge besteht, auch weil genanntes Denkmal nur noch ein Steinbruch sein könnte, aus dem sich Samatha Shay in ihrem Film „Romance“ reichlich mit Zitaten bedient.

Gesehen und besprochen hat ihn unser Kritiker Harff-Peter Schönherr, der auch für die renommierte „taz“ schreibt.

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Ankündigung des moovy Festival Köln:

ROMANCE

Deutschland 2023 | 38 Minuten

Regie: Samantha Shay

Im Anschluss:

Gespräch mit Samantha Shay

An einem Samstagmorgen lernt eine Gruppe von Frauen in einem Hörsaal, romantisch zu sein. Basierend auf Miranda Julys Kurzgeschichte „It was Romance“ schafft der Film eine erhellende Begegnung zwischen den Werken von July und Pina Bausch. Als Ergebnis des Fulbright-Stipendiums der Filmemacherin Samantha Shay am Tanztheater Wuppertal und in Zusammenarbeit mit einer der jüngsten und ersten Transgender-Tänzerinnen der Kompanie, geht „Romance“ außerdem der Frage nach, wie Naomi Britos Transition durch ihre Begegnung mit den Frauenrollen im Repertoire von Pina Bausch inspiriert wurde. Gedreht auf 16mm-Film in Pina Bauschs ikonischen und in die Jahre gekommenen Lichtburg-Probestudio, bewegt sich dieses Stück auf derselben Linie zwischen Fiktion und Realität, Tanz und Dokumentation wie Bauschs zutiefst kathartisches und oft autobiografisches Werk. „Romance“ ist ein fruchtbarer Dialog zwischen den Generationen, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, der durch eine neue und kraftvolle Begegnung zeigt, dass die Kraft eines alternden Erbes niemals endet.

Screenshot_ ROMANCE_Samantha Shay_Macbeth-Dusche

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