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Erfolgreiche Tanzgastspiele an den Städtischen
Bühnen Köln sollen drastisch gekürzt werden
Ein Gastbeitrag von Kajo Nelles
Mit der Dringlichkeitsentscheidung vom 24. April
2012 korrigierte die Stadt Köln das Budget der
Städtischen Bühnen Köln aufgrund von
Kostensteigerungen und Mehrausgaben in den
Bereichen Oper und Schauspiel von dem
ursprünglichen Budgetansatz in Höhe von ca. 49
Mill. Euro auf 52 Mill. Euro. Eine Steigerung von 3
Mill. Euro, die unter anderem durch den Ausgleich
von Tariferhöhungen und die Mehrkosten durch die
im Jahr zuvor erfolgte Auflösung der Rücklagen
zustande kommt. Die Kostensteigerung betrifft den
Tanzbereich mit keinem Euro.
Zeitgleich mit der Erhöhung des Zuschusses für die
Städtischen Bühnen sollen jedoch auch
Einsparungen in Höhe von 1 Mill. Euro erfolgen. In
der Dringlichkeitsentscheidung wird nun festgelegt,
dass die Oper mit einem Gesamtbudget von ca. 32
Mill. Euro Einsparungen in Höhe von ca. 440.000
Euro vornehmen soll, das Schauspiel soll von
seinen ca. 19 Mill. Euro ca. 260.000 Euro einsparen
und der Tanzbereich mit einem Budget von 1 Mill.
Euro für Tanzgastspiele soll um 300.000 Euro
gekürzt werden. Damit ist der prozentuale
Kürzungsanteil der Oper 1,37 %, der des
Schauspiels 1,37% und der des Tanzbereichs 30%!
Mit dem Tanzbudget von 1 Mill. Euro wurden in der
Spielzeit 2010/2011 Einnahmen in Höhe von rund
290.000 Euro erzielt. Die Gesamteinnahmen fließen
anteilig in das Gesamtbudget der Oper und des
Schauspiels zur Bereitstellung von Bühne und
Technik zu. Anstatt von diesen
Gastspieleinnahmen auch die tanzspezifischen
Kosten des Hauses zu begleichen, werden diese
Kosten in Höhe von ca. 90.000 Euro vom Tanzbudget
getragen.
Damit stehen, großzügig gerechnet, für die
Tanzgastspiele noch ca. 900.000 Euro zur
Verfügung. Abzüglich des Sparanteils von 300.000
Euro sind das dann noch 600.000 Euro die für
Tanzgastspiele verausgabt werden können. Die
Kürzung wirkt sich also hier voll auf die
künstlerische Arbeit aus, umso mehr da die
meisten Gastspiele für die nächste Spielzeit
schon gebucht sind. Die Sparziele müssen dann
wohl auf die übernächste Spielzeit ausgedehnt
werden. Dies hat zur Folge, dass dann nur noch
ca. 300.000 Euro für Tanzgastspiele (zzgl. ca.
100.000 Euro für die Overheadkosten Tanz) zur
Verfügung stehen werden. Somit kann erwartet
werden, dass sich das Tanzpublikum in der
übernächsten Spielzeit mit ca. 6 Gastspielen
(anstelle von ca. 18 Gastspielen in der laufenden
Saison) begnügen muss.
Natürlich ist es für die Verwaltungen von Stadt
und Bühnen einfacher dort etwas zu holen, wo
sich niemand wehrt, da es keine Tanzintendanz
am Hause gibt. Es ist auch einfacher 2/3 der
Tanzgastspiele zu streichen, als grundsätzlich an
die Struktur der Häuser heranzugehen. Köln
agiert, was den Tanz angeht, weiter nach der
Devise: „Ist der Ruf schon ruiniert, lebt es sich
ganz ungeniert!“ oder gibt es doch noch eine
Lobby für den Tanz in Politik und Verwaltung der
Domstadt?
von Kajo Nelles