Premiere des Tanzstücks „Die Sehnsucht der Maybrit-Illner“ in der Brotfabrik Bonn
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Donnerstag ist Maybrit-Tag

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Nachtkritik von Klaus Keil

Heute ist Donnerstag. Und Donnerstag ist im deutschen TV auch immer Maybrit-Illner-Tag. Da erscheint es nur logisch, dass der Premierentag für ein Tanzstück über „Die Sehnsucht der Maybrit Illner“ auch ein Donnerstag sein muss.

Schaun Sie mal rein. Die Sendung läuft gerade. „Feilschen um die Flüchtlinge – Was bringt Merkels Türkei-Plan?“ Vielleicht haben Sie aber schon vorher genug von den immer gleichen Worthülsen, den Phrasen und Pseudo-Statements, gleich von welcher Seite, und lassen es lieber.

Gerade zu Ende gegangen ist dagegen das Sehnsuchts-Tanzstück über das Reden von (und mit) Karel  Vaněk und Guido Preuß in der Brotfabrik Bonn. Schaun Sie besser da mal rein (wieder morgen Abend). Da erfahren Sie viel mehr über das Reden, über das Schweigen und über die Sehnsucht der Maybrit – und alles durch Tanz, Bewegung, Life-Musik, Parodie und Comedy. Schon der Einstieg, ganz Illner-typisch: „Ihre Gäste sind…. Und, die Vorstellung des Themas: „Es gibt viele Themen über die würde ich lieber schweigen…  Spätestens hier wird klar, dass gleich ob Originalzitat oder Wortdreher, hier ein (Rede-) Prinzip auf den Kopf gestellt wird, das unsere Kommunikation eher behindert als erhellt.


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Und wenn  Sie als Zuschauer von Vaněk und Preuß derart eingestimmt sind, fliegen Ihnen beim parodistischen Tanz der Beiden die Assoziationen zum Reden und Argumentieren nur so zu. Es ist ein Tanz der sich wie eine Schule der Rhetorik ausnimmt: In kurzen, kleinen Schritten dribbeln die beiden aufeinander zu, im gleichen Abstand geht’s vor und zurück, sich abtastend, dann dreht sich Preuß um, Vanek hinterher als habe er eine Schwachstelle entdeckt. Dann stoppt Preuß, sie prallen aufeinander, gehen zu Schrittsprüngen, zu anderen Lauf- und Gangarten über, kreisen um sich selbst. Und wenn das Gesprächsniveau sinkt, fallen auch im Tanz die Oberkörper nach vorn, tanzen sie verkrümmt, fast auf dem Boden: jede Bewegung kann als eine verbale Phrase genommen werden.

Doch das Stück bietet viel mehr als Parodie und Comedy, wenn die andere Seite des Redens und Lamentierens eingenommen wird: die Stille. Dann besticht Guido Preuß mit einfühlsamen Spiel am Flügel und Karel Vaněk durch ein tänzerisches Solo voll Kraft und Empathie.
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Darüber morgen mehr in der Gesamt-Besprechung des Tanzstücks.


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