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ABSCHLUSS 5. INTERNATIONALES SOLO TANZFESTIVAL BONN

 

Gespaltene Persönlichkeit

Nachtkritik von „Revisiting Wonderland“

Von KLAUS KEIL

Mit einer fulminanten Inszenierung ging heute Abend im Theater im Ballsaal das 5.Internationale Bonner Tanzsolo-Festival in seine letzte Runde. Zwei Tage noch hat der Tanz-Fan Gelegenheit, das neue Stück  „Revisiting Wonderland“ des Bonner Ensembles CocoonDance zu sehen, das heute Abend Premiere hatte.

In Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und Animationskünstler Simon Rouby und dem Komponisten Jörg Ritzenhoff inszenierte die Choreografin Rafaele Giovanola ein spektakuläres Gesamtkunstwerk aus Live-Animation, Sound-Collage und Tanz. Dabei stand das Stück, das soll nicht verschwiegen werden, mit seinen oft überbordenden Farbspielen und Verpixelungen streckenweise auf der Kippe.

Für die erforderliche Rückkopplung zum Thema und zur Bühnenrealität sorgte die Tänzerin Laure Dupont, die so feinfühlig, so betroffen, so verzweifelt und dann wieder so hoffnungsvoll Giovanolas zwar einfach wirkende und doch so anspruchsvolle Choreografie tanzt. Laure Dupont ist Alice im Wunderland –  aber dann doch wieder nicht, denn ein Stück von Alice kann in jedem von uns stecken. Zwar setzt die Inszenierung bei Lewis Carolls Text und Illustration von „Alice im Wunderland“ an, aber ganz schnell rudert uns der Rabbit im Video über die Story hinaus in tiefenpsychologische  Untiefen.

Eine ebenso gewagte wie mitreißende Inszenierung, bei deren Wechselspiel  von animierter Bewegung und realem Tanz man gelegentlich die Orientierung verlieren kann. Aber vielleicht ist das ja die Absicht von Dramaturg Rainald Endraß, dessen Konzept dem Stück zugrunde liegt. In der ausführlichen Besprechung, die morgen an dieser Stelle zu lesen ist, soll dann nicht nur über Alice, sondern auch über das Alice-im-Wunderland-Syndrom gesprochen werden, was es besagt und inwieweit es die Inszenierung beeinflusst hat.