photos: klaus dilger

Nachtkritik von Nicole Strecker
„One week Stand: Random Acts of Violence” vom MichaelDouglas Kollektiv in der Orangerie

Sie sind Täter, jeder einzelne von ihnen. Sie haben gelogen, geschlagen, gemordet, und ihnen ist nicht eine Sekunde lang zu trauen. „Random acts of violence“ (‚Willkürliche Gewaltakte“) lautet der Titel des aktuellen, nun ja: ‚Schnellschusses‘ des MichaelDouglas Kollektivs, also einer Produktion, die innerhalb von nur einer Woche entsteht und die jedes Mal von einem anderen Künstler mit-gestaltet wird. Diesmal kollaborierten Sharon Smith und Simon Will von der deutsch-britischen Performancegruppe Gob Squad, die bekannt dafür sind, dass sie gern schon mal „Facts and fiction“ vermengen. Und das geschieht nun auch in der Arbeit mit dem Kölner Kollektiv.

Man erzählt scheinbar persönliche Anekdoten, die stets in mehr oder weniger abstrusen Gewalt-Exzessen enden. Kinofilme wie „Basic Instinct“ oder „Swimming Pool“ werden zitiert – auch das Geschichten, die von der Fiktionalisierung der Wirklichkeit handeln und ein hinterlistiges Spiel mit der „Wahrheit“ treiben. Es wird viel, aber nicht immer verständlich geredet, was sehr bedauerlich ist, denn jedem der MichaelDouglas-Tänzer gelingt es, mit düsterer Aura zu fesseln und so hätte man gern alle Details des partiell offenbarten ‚Verbrechens‘ erfasst. Der Tanz überwältigt immer wieder als unkontrollierbare Macht die Körper, lässt die Performer um sich schlagen, gegen die Wand rasen oder mit Stuntmen-tauglicher Flugrolle die Flucht ergreifen. So gelingt ein faszinierender Abend, dessen dramaturgische Unreife man weniger als Mangel, vielmehr als Geheimnis wahrnimmt.