Redebeitrag Linda Müller (Leitung Fachbereich Tanzvermittlung im nrw landesbuero tanz): Die Bedeutung der Tanzgastspiele in Köln für die kulturelle Bildung und das Bildungskonzept sozialer Arbeit

Im Rahmen der Protestveranstaltung in Köln EXPO XXI am 14.April 2013
Ich freue mich sehr über die Einladung an dieser Stelle etwas über den Stellenwert des Tanzes in der kulturellen Bildung sagen zu dürfen.
Prof. Dr. Antje Klinge (Ruhr Universität Bochum) hat zu Inhalten der Bildung am 1. Februar 2013 im Rahmen einer internationalen Tagung in Bern („Visionäre Bildungskonzepte im Tanz) folgendes zusammengefasst:
„Bildung kann nur entstehen, wenn der Körper, die Sinne und die Gefühle in ihrer Totalität angesprochen werden. Der Tanz
•    bietet ein perfektes Reflexionsmaterial in Hinblick auf den Umgang mit dem Körper und
•    fördert eine ganz differenzierte Form der Wahrnehmung.“
„Ich kann da stehen und mit dem ganzen Körper strahlen!“ (8jährige Schülerin aus einem 180° Drehung Projekt, 2008).


Dynamo Junge Tanzplattform

Die Kunstform Tanz ist mittlerweile ein fester Bestandteil der kulturellen Bildung. Seit der Öffnung von Schulen für den Ganztag haben Kölner Choreograf_innen, Tänzer_innen und Tanzpädagog_innen maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen.
Die Tanzvermittlung ist in Bildungs-, Jugend- und Kulturpolitik auf Bundes- und Landesebene nicht mehr weg zu denken. Mit der Tanzvermittlung schlagen wir eine Brücke zwischen der Kunst und anderen gesellschaftlichen Bezügen. So verknüpfen wir die Bildung durch die Kunst mit der Bildung zur Kunst.
Wenn wir den Tanz in unserem sozialen Umfeld wollen, darf also der Bezug zur professionellen Kunst, speziell der Blick auf den internationalen Kontext nicht fehlen.
In Köln hat das nrw landesbuero tanz mit seinem Fachbereich Tanzvermittlung
(zum jetzigen Zeitpunkt/ Schuljahr 2012/13) Kontakt zu
•    nahezu 200 allgemeinbildenden Schulen aller Schulformen in Köln.
•    Ca. 100 Kölner Choreograf_innen, Tänzer_innen und Tanzpädagog_innen arbeiten mehr oder weniger regelmäßig als Externe, meist projekteweise in Schulen, inzwischen auch in Kitas oder Jugendhilfeeinrichtungen.
Die Tanzvermittlung ist weiterhin auf ein professionelles Umfeld angewiesen mit Tanzgastspielen, Produktionsstätten, kontinuierlich arbeitenden Kompanien und den Tanzschaffenden, denn der Tanz hält ebenfalls Einzug in Kitas, in Jugendhilfeeinrichtungen und im Bildungskontext Sozialer Arbeit. Die Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, veranstaltet Ende April 2013 erstmals zu diesem Thema eine Fachtagung.

Lehrer_innen und pädagogisches Fachpersonal, die unsere Ansprechpartner in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sind, besuchen gerne das Gastspielprogramm der Kölner Bühnen. Auch für viele Begleitpersonen der Projekte ist die zeitgenössische Tanzkunst eine neue Erfahrung. Das Gastspielprogramm dient dadurch dem gegenseitigen Verständnis zwischen dem System der Bildungseinrichtungen und der Kunstsparte Tanz. Ein häufig zu hörendes Feedback von Lehrer_innen: „Ach – das ist Tanz? Das habe ich gar nicht gewusst. Das habe ich mir ganz anders vorgestellt!“
Desweiteren ist der Bundesverband Tanz in Schulen e.V. von Kölner_innen ins Leben gerufen worden. Der Bundesverband Tanz in Schulen e.V. ist seit seiner Gründung aus diesem Grunde in Köln ansässig. Er leistet mit Hilfe von Bundesförderungen wichtige Grundlagenarbeit zur Qualitätsentwicklung.
Insbesondere durch das vom Bund geförderte Programm des BMBF „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ gäbe es ab 2013 über diesen Verband eine gute Möglichkeit Projektmittel für „lokale Bündnisse“ nach Köln zu holen. (http://www.bv-tanzinschulen.de). Wenn aber der professionelle Partner der Kunstsparte im Bündnis fehlt, kann diese Chance nicht wahrgenommen werden.
Alle positiven Entwicklungen im Tanz in der kulturellen Bildung in Köln geraten ins stocken, wenn die Bedingungen für den Tanz in Köln weiterhin so schwierig bleiben.