Redebeitrag Prof. Wolfgang Tiedt, Anna Tiedt (Deutsche Sporthochschule Köln): Die Bedeutung der Kölner Tanzgastspiele für den Masterstudiengang Tanzkultur an der Deutschen Sporthochschule Köln
Stellungnahme zur Erhaltung der Tanzgastspiele in Köln.
Weiterbildungsmasterstudiengang „Tanzkultur- V.I.E.W.“ an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Im Rahmen der Protestveranstaltung in Köln EXPO XXI am 14.April 2013

Für die Studierenden des Masterstudienganges an der DSHS würden sich eklatante Standortnachteile bei Wegfall der Tanzgastspiele ergeben:
•    die Tanzgastspiele spiegeln die Vielfalt choreographischer Konzepte im internationalen Bereich und dienen als Anschauungsmaterial beispielhafter Tanzkonzeptionen und geben durch das hohe Niveau Anregungen, Anreize und geeignetes Lehr- und Lernmaterial für Evaluation und Wissenserweiterung.
•    Die im Seminarraum erworbenen Kenntnisse werden durch Sehen, Verstehen und Miterleben greifbar und   können so aktuell reflektiert und für die spätere Berufsfähigkeit nutzbar gemacht werden,
•    Der Aspekt der Analyse und Reflektion kann durch Gespräche mit den internationalen Choreographen große Bedeutung erhalten und die Vielfalt der eigenen künstlerischen Möglichkeiten eröffnen.
•    Der direkte und lebendige Kontakt und Austausch mit Tänzerinnen, Tänzern und Choreographen in Unterricht- und Probearbeit ist unersetzlich, da spezielle künstlerische Perspektiven  authentisch und originär sind und  in der Ausbildung in dieser speziellen künstlerischen Form nicht erfüllt werden können. (z.B. unterrichtete ein Tänzer der Sasha Waltz  Compagnie im Weiterbildungsmaster Tanzkultur an der DSHS Köln).
•    Über den Körper werden aktuelle und historisch wichtige Tanzkonzepte ganzheitlich nach- und neuerlebt (Reenactment) und damit Tanzkunst weitergegeben. Dies kann nur durch TänzerInnen geschehen, die intensiv das jeweilige Konzept recherchiert oder selbst gestaltet haben.

Hochinteressante Begegnungen und Künstlergespräche – hier Bruno Listopad/Portugal

•    Tanzgastspiele ermöglichen Praktikumsplätze für die Studierenden, wobei die Praktika ganz unterschiedlich gestaltet werden können: Probenbegleitung, Assistenz, Organisation, Betreuung etc. Daraus können sich Berufsperspektiven entwickeln.
•    Tanzgastspiele geben Inspirationen und Impulse auch für die Dozentinnen und Dozenten, die Ausbildung innovativ zu gestalten
•    Das Bewegungsmaterial der Gastgruppen und der mögliche Mit- und Nachvollzug kreativer Prozesse geben Möglichkeiten zur Analyse und Nutzbarmachung für die eigenen Ausbildungsmodalitäten. Dazu gehören Fragestellungen: z.B. wie wurde das Bewegungsmaterial generiert? Über Improvisation, problem solving oder aus Variationen kodifizierter Bewegungssysteme etc. Wie entsteht aus einem Bewegungsgedanken eine Komposition?
•    Die Tanzgastspiele bedingen ein wachsendes Interesse bei Jugendlichen und sichern somit des Interesse  an der Tanzkunst und an Ausbildungsmöglichkeiten. Wo soll der Nachwuchs für Masterstudiengänge sonst herkommen


Masterstudiengang – hier ein Projekt von CocoonDance Bonn – photo: Klaus Fröhlich

•    Viele Dozierende im Masterstudiengang entstammen aus der Ausbildung an der DSHS und sind in der freien Tanzszene Köln fest eingebunden , aktiv und anerkannt:  z.B. Angie Hiesl, Silke Z, Pogo-emsemble, S.Tanaka. In der Vergangenheit waren dies Gruppen aus der engen Kooperation mit dem Tanzforum und J. Ulrich.  Ohne das langjährige und beispielhafte Image Kölns als „Tanzstadt“ wären diese Entwicklungen nicht möglich gewesen.
•     Für die Masterstudierenden ist es unerlässlich, in einer Stadt mit einem vielfältigen und Perspektiven bietenden und fördernden Profil zu studieren. Die Vielfältigkeit muss zumindest durch die Erhaltung der Tanzgastspiele  Ziel sein. Langfristig sollte Tanz als dritte Kunstsparte in einer Stadt wie Köln mit einer derartigen Tanztradition und mehreren Tanz-Ausbildungsstätten und einer lebendigen freien Szene selbstverständlich werden.