VON DER SINNLICHKEIT DES INTERNETS…

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GERDA KÖNIG | DIN A13 mit upDATING YOU in der Wachsfabrik
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Wie profund, sinnlich und erfüllend sind und können  Social Media und Internet sein?

ein Kommentar von Klaus Dilger

Gerda König | DIN A13 passt sich in ihrem neuesten Stück upDATING YOU, trotz hoher Ambition,  zu häufig der Topografie des Gegenübers an, auf das sie Teile ihrer neue Arbeit stützt, oder besser dessen Kommunikationsoberfläche, neudeutsch auch „Interface“ genannt. Das Stück kreist um Internet, soziale Netzwerke, Partnerbörsen und Beziehungen im Zeitalter desselben. Kommuniziert wird mittels eines Computerbildschirms, Smart Phones oder TAblets und die sind nun mal alle – ziemlich flach. – Und so ist auch die Behandlung des Themas – Leider! – Wer die Arbeiten der intelligenten Choreographin aus den letzten Jahren kennt, die sie mit Tänzerinnen und Tänzern aus Sri Lanka, Venezuela, Israel oder dem Senegal erarbeitet hatte, der muss enttäuscht sein. Viel zu selten gelingen ihr Bilder die unter die Haut gehen, die die Oberfläche durchdringen und die Abgründe sichtbar machen, die sich hinter diesem Sujet ja durchaus verbergen.


So entsteht im Rahmen des Sommerblut Festivals 2016  auf der Bühne von Barnes Crossing, im Kunstzentrum in der Wachsfabrik, ein Stück das nur selten zu berühren vermag. Das Thema des „zweiten Ichs“, der körperlosen virtuellen Präsenz, die Erschaffung eines Wunsch-Egos versus der wirklichen Begegnung, des körperlichen Austausches, der möglichen Ängste und Sehnsüchte, bleiben allenfalls wörtlichen Beschreibungen überlassen.
Irgendetwas, das das Erwartbare und Wahrscheinliche zu übertreffen vermag, also das, was Kunst und vor allem Bühnen- und Tanzkunst eigentlich ausmachen könnte, sucht man hier häufig vergeblich.

Vielleicht lag es daran, dass die Künstler ihre schöpferische Verantwortung zu sehr der fremden  Mitwirkung aus dem Internet übertragen haben?
Im Programmzettel heisst es: „…upDATING YOU ist ein dokumentarisches, multimediales Tanztheaterstück rund um das Internet und Beziehungen. Der Clou: Schon während der Produktionsphase setzt das künstlerische Team auf Social Media und das Internet – das Feedback der Community fließt in den Probenprozess mit ein!…Der sozialpolitische Ansatz der Produktion bildet sich nicht nur im Internet ab. Er wird dort gespiegelt.“

Bei so wenig künstlerischer Substanz, die aus dem Internet, der „Community“, in ein Bühnenwerk und den damit verbundenen realen und unmittelbaren Austausch mit einem Publikum geflossen zu sein scheint, wäre es vermutlich klüger gewesen, das Experiment in einer Dokumentation aufzuarbeiten und sich der künstlerischen Notbremse zu bedienen, um doch noch ein sehenswertes Bühnenprodukt zu schaffen. Was bleiben könnte , wäre die Rückspiegelung der wenigen lohnenswerten Bilder aus der Aufführung zurück ins Internet und die Hoffnung auf einen lebhaften BLOG oder sonstige mediale Resonanz und Austausch.
HIER GEHT ES ZUM VIDEO

Mixed-abled Tanztheater, seine Choreograph*innen und Tänzer*innen ernst zu nehmen, bedeutet auch den bonusfreien Maßstab anzulegen, der für jede Form der Tanzkunst gelten sollte. Gerda König | DIN A13 hat keinen Bonus nötig, das hat sie in früheren, eingangs erwähnten, Stücken bewiesen!

ERNEUT ZU SEHEN: AM 31.MAI UM 20 UHR – THEATER IM BALLSAAL BONN